28. Juli 2022 | 21:32 Uhr
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"Ich beende das Kapitel Reisebüro aus Personalmangel"

Corinna Hüsken (Foto) ist leidenschaftliche Reiseverkäuferin mit eigenem Reisebüro, doch sie gibt das Ladenlokal im nordrhein-westfälischen Plettenberg Ende Juli auf. Sie findet kein Personal mehr, um die Arbeit zu bewältigen.

Huesken Corinna TUI Reisecenter Plettenberg Foto Privat

Ist seit 25 Jahren als Reiseverkäuferin aktiv: Corinna Hüsken macht mobil weiter

"Der Schritt fällt mir nicht leicht, das Büro gehört mir seit 2013 und ich habe da auch 1997 meine Ausbildung begonnen", sagt die Touristikerin im Gespräch mit Counter vor9. Doch Hüsken muss ihr TUI Reisecenter in der Kleinstadt Plettenberg schließen, weil ihr schlicht das Personal ausgeht. Und das obwohl ihrer Familie die Immobilie im Wieden-Pavillon gehört.

Die Misere habe mit der Corona-Pandemie begonnen, als die erste das vierköpfige Team verlassen habe, um die Branche zu wechseln. "Die Belastungen waren schon extrem die letzten zweieinhalb Jahre", sagt Hüsken, da brauche man starke Nerven. Und nun habe die nächste langjährige Kollegin gekündigt, erneut um branchenfremd durchzustarten.

Erfolglose Personalsuche

"Ich will da niemandem einen Vorwurf machen, mein Problem ist nur, dass ich die Stellen nicht nachbesetzt bekomme", erzählt die Counter-Fachfrau. Sie wollte zwei Vollzeitkräfte einstellen und hat alle Hebel dafür in Bewegung gesetzt. Das heißt, Hüsken war in Kontakt mit dem Arbeitsamt, einem regionalen Anbieter für Karriere in Südwestfalen und hat in Gruppen bei Facebook und Instagram getrommelt. Die Ausbeute sei mager gewesen, sechs Bewerbungen habe sie bekommen. "Davon wollten sich drei nur den Stempel für das Arbeitsamt abholen", sagt sie frustriert. Sie kann sich das mangelnde Interesse nur schwer erklären, jedoch stimme für viele die Work-Life-Balance im Tourismus nicht mehr.

Nahtloser Übergang zum mobilen Vertrieb

Die Lösung ist für sie der Wechsel in den mobilen Vertrieb. Dabei bleibt sie der TUI treu und arbeitet künftig mit Feria. Sie will für ihre Kunden weiter erreichbar sein und macht nahtlos am 1. August weiter als One-Woman-Show. Hüsken hat den Sekt kaltgestellt, denn einige Kunden kommen sicherlich vorbei am letzten Tag. "Ich gebe das Büro mit einem lachenden und weinenden Auge auf", sagt sie. Das sei ein komisches Gefühl, zum ersten Mal ganz ohne Kollegen zu sein. "Doch jetzt freue ich mich auf den Neustart und so wird die Beratung noch persönlicher – ich mache ja künftig auch Hausbesuche", lacht Hüsken.

Sabine Schreiber-Berger

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