Das Reisebüro Vivell gibt es in Landsberg am Lech seit 76 Jahren, von Beginn an habe man eine Bahnagentur gehabt, sagt Geschäftsführer Michael Vivell (Foto). Die seit 2012 betriebene DB-Mobil-Agentur jedoch werde geschlossen, was den Abschied vom Bahnreise-Geschäft mit Privatkunden bedeute. Der hohe Aufwand könne mit keiner Servicegebühr mehr ausgeglichen werden.

Beratungs- und Serviceentgelte bleiben für die Reisebüros ein heikles Thema. Das verdeutlicht das Stimmungsbild einer aktuellen Counter-vor9-Umfrage. Vieles scheint dabei von der individuellen Konkurrenzsituation abzuhängen.

Auch nach jahrelangen Diskussionen schwankt der Reisebürovertrieb zwischen Zustimmung und Skepsis beim Kassieren einer Service- oder Buchungsgebühr. Wie ist die aktuelle Lage? Ist der Aufpreis für Beratung mittlerweile Routine? Was berechnen Sie und wann wird das Entgelt fällig? Machen Sie mit bei unserer kurzen Umfrage!

Das 2019 bei der Kooperation RTK eingeführte Mehrwertpaket Quality Plus, mit dem sich Reisebüros Service-Leistungen vom Kunden vergüten lassen können, wurde um Services bei Flugproblemen ausgebaut. Partner ist das Fluggastrechteportal Fair Plane. "Der Reisebürokunde erhält einen virtuellen Reiserechtsexperten an die Seite gestellt, der bei Problemen mit dem gebuchten Flug mögliche Ansprüche prüft und auch geltend macht", teilt das Unternehmen mit. Trvl Counter

Die sogenannte Dossiergebühr, die in der Regel einen dreistelligen Franken-Betrag ausmache, werde in Schweizer Reisebüros durchgängig akzeptiert, sagt Hotelplan-Chefin Laura Meyer (Foto) im Interview mit dem Fachblatt FVW. Von Deutschland unterscheide sich die Situation indes, weil Einkommen und Reisepreise im Nachbarland ohnehin höher seien.

Knapp die Hälfte der Teilnehmer an einer Umfrage des Forschungsinstituts Centouris würde im Fall einer Buchung eine Servicegebühr seitens des Reisebüros in Kauf nehmen. Weitere zwölf Prozent sind demnach bereit, unabhängig von der Buchung ein Entgelt zu zahlen.

Beim Vergleich mit DER-Büros, die keinen Aufschlag verlangten, gebe es keinen Nachteil. "Die Entwicklungen waren gleich, wir haben keine Kunden wegen des Serviceentgelts verloren", sagt der Vertriebschef von DER Touristik, Andreas Heimann. Im Gegenteil, die Resonanz auf die zwischen 15 und 50 Euro liegende Gebühr sei positiv. Es gebe eine hohe Akzeptanz vonseiten der Kunden, auch dank Pandemie. "Der Stellenwert der Beratung ist in dieser Situation noch einmal gewachsen", sagt der Manager. FVW

Kurt Koch sprach sich auf der Tagung der mobilen Vertriebsmarke Mein Urlaubsglück gegen eine Gebühr für persönliche Beratung im Reisebüro aus. Das gehöre für Kunden selbstverständlich dazu und würde durch die Vergütung der Leistungsträger abgedeckt. Gegen ein Serviceentgelt für zusätzliche unbezahlte Dienste spräche jedoch nichts, so Koch. "Was wir bieten, ist Full Service statt Do-it-yourself", sagt der Manager der Rita AG. Touristik Aktuell

Das Quality-Plus-Paket wurde um ein wichtiges Feature erweitert, teilt RTK-Chef Thomas Bösl (Foto) mit. Die Servicegebühr ist ab sofort bis zu einer Höhe von 100 Euro für die erbrachten Leistungen des Reisebüros jetzt auch im Fall einer Pandemieerkrankung, etwa in Folge von Corona und einer damit verbundenen Stornierung durch den Kunden, abgesichert.

Das Thema Serviceentgelt wird in der Schweiz ebenso heiß diskutiert wie hierzulande. Michael Mettler führt zwei Reisebüros bei St. Gallen und hat in seinen AGB stehen, dass angefallene Arbeitsstunden in Rechnung gestellt werden, wenn eine Reise storniert wird. Denkbar sei für ihn auch eine differenzierte Honorarordnung, wie sie beispielsweise bei Architekten Anwendung finde. Travelnews