19. August 2022 | 07:00 Uhr
Teilen
Mailen

Wie sich Kunden für nachhaltige Reisen begeistern lassen

Mitte 2021 hat Petra Nöth (Foto) das Reisebüro Beier in Göppingen übernommen und setzt jetzt voll auf nachhaltige Reisen. Es ist ihr erstes eigenes Büro, zuvor hat sie aber auch schon 13 Jahre als Expi gearbeitet. Worauf sie bei der Beratung und den Produkten achtet, erzählt sie im Gespräch mit Counter vor9.

Noeth Petra Reisebuero Beier Goeppingen Foto Reisebuero Beier

Bald wird das erste eigene Reisebüro von Petra Nöth auch einen neuen Namen bekommen

Anzeige
Der erste Blick auf Südafrikas Metropole Kapstadt

Mitmachen und tolle Goodies aus Südafrika gewinnen

Südafrika und Counter vor9 verlosen coole Goodies aus dem Land der Big Five. Reisebüromitarbeiter müssen nur eine Frage richtig beantworten, um zu gewinnen. Infos dazu gibt's gleich hier. Counter vor9

"Manchmal ist es schwer, Kunden für Nachhaltigkeit zu begeistern", sagt Petra Nöth, die in ihrer Karriere schon viele interessante Wechsel hingelegt hat. Angefangen hat sie als Hotelfachfrau, war dann bei Afrika-Spezialist Taruk und später bei TUI in der Betreuung von Reisebüros tätig.

"Unsere Stammkundschaft am Standort ist noch sehr Pauschalreise-lastig", sagt Petra Nöth. Nach der Übernahme des Reisebüros in Göppingen hat sie Schritt für Schritt die Stellschrauben Richtung Nachhaltigkeit gedreht. Das beginne damit, in allen E-Mails im Disclaimer auf die freiwillige Kompensation von Reisen mit Atmosfair hinzuweisen. Auch die Schaufenster-Dekoration lege immer einen Schwerpunkt auf nachhaltige Produkte, genau wie ihr Claim "Fair on Tour".

Information ohne erhobenen Zeigefinger
In Beratungsgesprächen spricht Nöth jeden Kunden auf nachhaltige Unterkünfte an und fragt, ob sie etwas raussuchen dürfe. Nicht jeder Kunde lasse sich darauf ein, viele blockten ab und wollten lieber den Preisbrecher als das Öko-Label. "Ich will die Leute ja auch nicht erziehen, nur informieren und sensibilisieren – selbst wenn es bei der ersten Buchung nicht klappt, bleibe ich dran", sagt Nöth. Glücklicherweise kämen mittlerweile Kunden auch gezielt auf sie zu, weil sie ihr Reiseverhalten umweltfreundlich gestalten wollen.

Bei der Beratung steuert sie auf Veranstalter, die den CO2-Fußabdruck der Reisen ausweisen und teils auch Transporte und Aktivitäten in den Destinationen automatisch kompensieren. Bei den Systemen findet Nöth das Grüne Blatt in Bistro sehr hilfreich, um auf einen Blick die grüneren Produkte zu finden. Sie wünscht sich generell bessere Buchungs- und Beratungs-Tools, die grüne Produkte leichter auffindbar machen.

Hotels müssen Personal besser schulen
Leider habe sie auch schon Feedback von Rückkehrern bekommen, die enttäuscht waren von zertifizierten Häusern. "Wenn mir Kunden erzählen, sie wollten aus Umweltgründen keine tägliche Reinigung oder Wechsel von Bettwäsche sowie Handtüchern und der Service im Hotel sei eher beleidigt gewesen, dann stimmt doch etwas nicht", sagt Nöth. Sie habe im Nachgang auch die Veranstalter informiert, deren Reaktion sei jedoch nur Schulterzucken gewesen. Man könne ja nicht alles und jeden am Urlaubsort kontrollieren, lautete die Rückmeldung.

Ein weiterer Ansatzpunkt für besseres Reisen ist für Nöth das Transportmittel. "Wenn ein Flug dabei ist, gehe ich an den Faktor Zeit und rate immer zu längerem Urlaub", sagt die Counter-Fachfrau. Wochenendreisen mit Flug seien ein No-Go. Hier müsse die Bahn dringend besser performen, sonst könne man die Zugfahrt keinem Kunden mit gutem Gewissen empfehlen.

Bei der Bahn ist Luft nach oben
Vor allem hapere es bei der Buchbarkeit, wer lange im Voraus planen wolle, könne das bei der Bahn nicht. Viele Strecken würden frühestens acht Wochen vor Abfahrt zur Buchung freigegeben, zumindest hierzulande. Und noch schwieriger werde es, wenn man länderübergreifend den Zug nutzen wolle. Auch hier fehle ein Anbieter, bei dem man durchbuchen könne. Dass die Bahn keine Provision mehr zahlt, nimmt Nöth so hin. Dann wird der Verkauf eben eingepreist, für den Service zahle der Kunde gerne etwas on top.

VHS-Kurs rund ums Reisen
Es sei noch ein langer Weg und viel Aufklärung nötig. Doch Petra Nöth sucht die Herausforderung und geht in ihrem ersten eigenen Reisebüro mit gutem Beispiel voran, mit Ökostrom und papierlosem Service. Sie hofft, dass sich der stationäre Vertrieb bei der Entwicklung zu nachhaltigem Reisen nicht abhängen lässt. Darum nimmt sie auch jede Option zur Schulung wahr – sei es bei den Counter Helden und deren Community oder den Veranstaltern selbst. Im Herbst gibt es eine Premiere, erzählt Nöth stolz, dann gibt sie zusammen mit der lokalen Volkshochschule einen Online-Kurs rund um das Thema nachhaltiges Reisen.

Sabine Schreiber-Berger

Newsletter kostenlos bestellen

Ja, ich möchte den Newsletter täglich lesen. Ich erhalte ihn kostenfrei und kann der Bestellung jederzeit formlos widersprechen. Meine E-Mail-Adresse wird ausschließlich zum Versand des Newsletters und zur Erfolgsmessung genutzt und nicht an Dritte weitergegeben. Damit bin ich einverstanden und akzeptiere die Datenschutzerklärung.

Anzeige Counter vor9