22. Mai 2025 | 20:24 Uhr
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Von der Flugbegleiterin zur Reiseberaterin

Mehr als 20 Jahre lang war Michaela Schmitz (Foto) als Stewardess unterwegs, zuletzt auf der Langstrecke bei Airberlin. Nach dem Aus der Airline schlug sie einen neuen Weg ein und übernahm zum Jahresbeginn das Reisebüro Oberstadt im sauerländischen Neheim. Mit Counter vor9 spricht sie über ihre Gründe.

Schmitz Michaela Holidayland Reisebüro Neheim Foto Privat

Michaela Schmitz tauscht die Flugzeugkabine gegen das Reisebüro

Nach zwei Jahrzehnten in der Luft ist Michaela Schmitz beruflich am Boden angekommen. Die 49-Jährige hat zum Jahresbeginn das traditionsreiche Reisebüro Oberstadt in Neheim, einem Stadtteil von Arnsberg im Sauerland, übernommen. Unterstützung bekommt sie von ihrem Vater, der das Büro über 26 Jahre geführt hat und weiterhin als Mitinhaber aktiv ist. Im Gespräch mit Counter vor9 erzählt Schmitz, wie es ihr mit dem Wechsel innerhalb der Touristik ergangen ist.

Vom Bordservice zum Counter

Ihr Weg führte über eine Ausbildung zur Industriekauffrau, zwei Jahre als Animateurin in der Türkei und schließlich zur LTU, wo sie ihren Traumjob fand. Später flog sie Langstrecke für Airberlin, bis zum Ende der Airline im Oktober 2017. "Ich habe das mit Leidenschaft gemacht", erinnert sie sich. Die letzten Flüge, darunter einer aus New York, blieben ihr emotional in Erinnerung. Ein Wechsel zu einer anderen Airline kam für sie nicht in Frage – aus Überzeugung.

Nach dem Grounding erinnerte ihr Vater sie an eine frühere Idee, den Einstieg im familiengeführten Reisebüro. Während der Corona-Zeit sei der Entschluss gereift, erzählt die Touristikerin. Der Start sei schrittweise verlaufen, erst als Teilzeitkraft im Betrieb der Eltern, dann ab Januar 2024 als Chefin.

Umbau mit persönlicher Handschrift

Schmitz krempelte das Büro nicht nur organisatorisch, sondern auch optisch um. "Ich habe alles kernsaniert, sogar die Decken herausgenommen", sagt sie. Katalogwände wichen einem luftigeren Konzept. Ab 1. Januar 2025 habe sie auch die Buchhaltung übernommen und damit die volle Verantwortung für die Geschicke im Reisebüro. Eine Hürde war laut Schmitz die Bürokratie, vor allem die aufwendige Agenturumschreibung bei den Veranstaltern. "Da musste ich fast 100 Verträge neu zeichnen", erzählt sie.

Lokale Verankerung und familiäre Kontinuität

In Neheim, einem Stadtteil von Arnsberg mit rund 23.000 Einwohnern, ist das Reisebüro eine feste Größe. "Mein Vater ist das Gesicht des Unternehmens, ihn kennt jeder", sagt Schmitz. Die Übergabe werde bewusst behutsam vollzogen, sagt Schmitz. Er bleibe weiter an Bord, in Teilzeit. Zwei Mitarbeiterinnen, beide seit über 20 Jahren im Team, sorgten dabei für zusätzliche Kontinuität.

Am 24. Mai lädt das Reisebüro zum Tag der offenen Tür. Mit dabei ist unter anderem eine Vertreterin von Schauinsland Reisen, kündigt die neue Chefin des Holidayland Büros an. Neben einem Gewinnspiel soll es Give-aways und Beratung zum nächsten Urlaub geben, bei Bedarf. Die Kunden zeigten bereits jetzt viel Zuspruch: "Viele hatten Sorge, dass wir schließen. Die Rückmeldungen sind sehr positiv", so Schmitz.

Liebe zum Fliegen bleibt

Ganz verabschiedet hat sich Michaela Schmitz von der Fliegerei nicht. "Wenn ich in den Urlaub fliege, juckt es mich schon", gesteht sie. Das gesammelte Wissen aus den Jahren als Stewardess zu unzähligen Destinationen helfe ihr nun im Beratungsgespräch. Kreuzfahrten, Hotels, Restaurants und Geheimtipps für Aktivitäten vor Ort – ihre Erfahrung zahle sich aus. Die persönliche Note und das Insiderwissen würde von Kunden geschätzt, sagt Schmitz.

Mit Herz und Haltung

Trotz aller Herausforderungen, von Technikfragen bis Bürokratie, blickt Schmitz optimistisch in die Zukunft. Sie setzt auf Herzblut, auch bei künftigen Mitarbeitern. "Quereinsteiger mit Leidenschaft haben bei mir immer eine Chance", sagt sie. Der Job am Counter sei anders, aber ebenso erfüllend wie in der Kabine. Und das Gespür für die Wünsche der Kunden bleibe ihr Berufsalltag.

Sabine Schreiber-Berger

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