13. April 2023 | 13:37 Uhr
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Untersuchung bestätigt Daten-Deal zwischen RTK und FTI

Von Ende 2015 bis März 2023 hat RTK der FTI Group "detaillierte Umsatzzahlen auf der Basis von eigenen Daten aus der RTK-Vertriebsdatenbank zur Verfügung gestellt", bestätigt ein Bericht der Kanzlei CMS Hasche Sigle. Die Affäre hat bereits eine erste Konsequenz: Lars Helmreich (Foto) lässt seine Geschäftsführungsposition ruhen.

Helmreich Lars

Im Zuge des Datenskandals lässt RT-Geschäftsführer Lars Helmreich seinen Job vorerst ruhen 

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Im März hatte das Handelsblatt berichtet, die Reisebürokooperation RTK habe dem Veranstalter FTI Umsatzzahlen von Reisebüros zur Verfügung gestellt, aus denen nicht nur der Gesamtumsatz der Reisebüros, sondern auch Informationen über den Umsatzanteil der anderen Reiseveranstalter, aufgeteilt nach Urlaubsregionen hervorgingen. Erste Ergebnisse einer Untersuchung der von RTK beauftragten Agentur CMS Hasche Sigle bestätigen nun den Verdacht.

Demnach sind FTI von RTK detaillierte Umsatzzahlen auf der Basis von eigenen Daten aus der RTK-Vertriebsdatenbank zur Verfügung gestellt worden, wie die Kooperation einräumt. Kundendaten von Reisebüros seien nicht davon betroffen gewesen. Gemäß der Einschätzung von CMS lägen "keine Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht sowie gegen das Kartell- oder Strafrecht vor", erklärt RTK, ohne den Befund zu erläutern. Allerdings habe die Untersuchung ergeben, "dass mit den Umsatzzahlen nicht korrekt umgegangen" worden sei. Die Weitergabe der Daten habe "nicht im Einklang mit geschlossenen Verträgen" gestanden.

Co-Chef zieht sich vorerst zurück

Neben der juristischen Bewertung von CMS sollen die internen Prozesse und Abläufe laut RTK "im Sinne einer vollständigen Aufklärung einer weiteren Prüfung durch eine renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft unterzogen werden". Mit-Geschäftsführer Lars Helmreich werde seine Geschäftsführungsposition bis zur vollständigen Aufklärung des Sachverhalts ruhen lassen, teilt RTK mit. Helmreich ist unter anderem Geschäftsführer der Kooperation TUI Travel Star, die die RTK-Mutter RT-Reisen zusammen mit TUI Travel Star betreibt.

RTK-Geschäftsführer Thomas Bösl erklärt dazu: "Als Geschäftsführer sind mein Kollege Lars Helmreich und ich uns der hohen Sensibilität des Themas bewusst. Die untersuchten Aktivitäten haben gezeigt, dass wir als RTK nicht mit der gebotenen Sorgfalt mit Daten umgegangen sind. Dies bedauern wir als Geschäftsführer zutiefst."

"Gutgemeinte Zusammenarbeit verselbstständigt"

Die ursprüngliche Motivation der RTK sei es gewesen, über die Zusammenarbeit mit FTI "die Option auf Zusatzprovisionen für die Partnerbüros der Kooperation zu schaffen", so Bösl. Dabei habe sich "eine im Sinne der Reisebüros gutgemeinte Zusammenarbeit verselbstständigt“ und sei "über das Ziel hinausgeschossen", räumt der RTK-Chef ein, der zugleich Sprecher der Kooperationsallianz QTA ist. "Obwohl es immer die freie Entscheidung der Reisebüros blieb, welche Veranstalterprodukte sie ihren Kunden verkaufen möchten, dürfen einzelne Aktionen der RTK niemals in Konflikt zum fairen und partnerschaftlichen Miteinander mit anderen Geschäftspartnern geraten."

Helmreich räumt in der Erklärung ein, die "Projektgruppe", die offenbar für den Datentransfer verantwortlich war, sei in seinem Geschäftsführungsressort angesiedelt gewesen. "Ich möchte die Aufklärung dadurch unterstützen, dass ich mein Amt als Geschäftsführer einstweilen ruhen lasse. Die Gesellschafter haben dem entsprochen", so der Manager. 

Mehrheitsgesellschafter des RTK-Betreibers RT-Reisen ist die RT/Raiffeisen Touristik Group mit 62,4 Prozent. Deren Mehrheitsgesellschafter ist wiederum die Familie des ägyptischen Unternehmers Sawiris, die auch die Mehrheit an FTI hält. Zu den Gesellschaftern von RT Reisen zählen indes auch TUI mit einem Anteil von 25,1 Prozent und der private Investor Herbert Selzer mit 12,5 Prozent.

"Verlorengegangenes Vertrauen zurückgewinnen"

Bösl bleibt im Gegensatz zu Helmreich im Amt. "Auch ich stehe zu meiner Gesamtverantwortung als Geschäftsführer", sagt er dazu. "In der momentanen Phase sehe ich jetzt mein vorrangiges Ziel darin, den Vorgang vollständig aufzuarbeiten und die richtigen Ableitungen für die Prozesse innerhalb der RTK zu ziehen, vor allem aber verlorengegangenes Vertrauen unserer Reisebüropartner und Veranstalter zurückzugewinnen."

Der "Vorgang" werde weiter aufgearbeitet und der künftige Umgang mit Daten insgesamt auf den Prüfstand gestellt, verspricht die Kooperation. Die Gesellschafter hätten ergänzend zu der juristischen Überprüfung durch CMS auch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beauftragt, die die Abläufe und Prozesse überprüfe. Gleichzeitig werde RTK das eigene Compliance-System neu ausrichten.

Christian Schmicke

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