9. Februar 2021 | 17:12 Uhr
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So diskutiert der Vertrieb über die TUI-Strategie

Mit seinen Aussagen zur Notwendigkeit weiterer Digitalisierung im Veranstaltervertrieb hat TUI-Deutschland-Chef Marek Andryszak (Foto) nicht nur VUSR-Chefin Marija Linnhoff auf die Palme gebracht. In diversen Foren tauschen sich Reiseprofis engagiert über das Thema aus. Dabei erntet Andryszak neben Kritik auch Zustimmung.

Andryszak Marek

Marek Andryszak hat mit seinen Aussagen polarisiert

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Standardpakete im Bereich Badeurlaub seien für den stationären Vertrieb ein Auslaufmodell, hatte Andryszak im Podcast "Hin & Weg" argumentiert und eine stärkere Online-Affinität zur Überlebensfrage im Veranstaltergeschäft erklärt. Obwohl inhaltlich nicht ganz neu, löste das Statement im stationären Vertrieb Empörung aus. In einem Kommentar zur Replik der Chefin des Reisebüroverbandes VUSR schreibt ein Reiseprofi, TUI vergesse offenbar, dass ihr Brot-und-Butter-Geschäft die klassischen Pauschalreisen nach Mallorca und Antalya seien. "Wieso fällt Herr Andryszak in seinem Interview dann darüber her?" fragt er. "Dass er nicht der Spezialist für hochpreisige individuelle Reisen ist, sollte ihm doch klar sein."

"Ewiges Gezeter ist verschwendete Kraft"

Andere halten Andryszaks Position für realistisch: "Beim Blick über die Grenzen sollte jedem doch schon länger klar sein, dass es sicher auch in Deutschland zu Veränderungen kommen wird", schreibt eine Touristikerin, und weiter: "In das ewige Gezeter der VUSR- Chefin mit einzustimmen, ist Verschwendung von Kraft, die besser ins eigene Geschäft eingesetzt werden sollte. Ich bin halt der Meinung, dass das ewige 'böse TUI' und 'mimimi, der arme Vertrieb', nichts bringt." Dafür kassiert die Diskutantin übrigens den Vorwurf, sich als "TUI-U-Boot" in die Debatte eingeschleust zu haben.

Wieder andere Vertriebsprofis halten dem TUI-Deutschland-Chef ihre Zuversicht in die Beständigkeit des eigenen Geschäftsmodells entgegen. So meint ein Reiseprofi: "Man darf nicht immer alles so einseitig sehen, jeder Trend dreht sich auch wieder, und für Deutschland mache ich mir keine Sorgen. Die Leute sehnen sich danach, wieder in die Geschäfte zu gehen, merken nun, dass nur online nicht das ist, was sie wollen. Ich denke, die Pandemie spielt letztendlich weniger dem Online-Geschäft in die Karten, sondern davon können gerade die Geschäfte mit gutem Service, Kompetenz und angenehmen Ambiente stark profitieren."

"Emotionale Bindung an die Industrie verloren"

Und auch Touristiker a.D. melden sich zu dem emotionalen Thema zu Wort. So schreibt der frühere Ameropa-Chef Walter Krombach, der heute noch im Kuratorium der Willy-Scharnow-Stiftung sitzt, in einem Kommentar auf dem Portal des Fachblatts "FVW": "Spätestens seit dem Ausstieg touristischer Traditionsunternehmen aus dem Gesellschafterkreis – ausgenommen die Familie Riu mit gerade noch gut drei Prozent – und der Führung durch den völlig branchenfernen ehemaligen Telekommunikationsmanager Fritz Joussen hat TUI jede emotionale Bindung an die einst aus dem Mittelstand heraus entstandene, längst vielfach zur Shareholder-Value orientierten Industrie verloren. Auf ständig über Vertriebsstrategien und -konditionen quengelnde, oft nur scheinbar unabhängige Reisebüros – scheinbar deswegen, weil deren oft langjährige Kunden traditionell auch bei ihnen die qualitativ zweifellos hochwertigen TUI-Produkte erwarten – würde man am liebsten verzichten, gelänge es nur, sie auf die mehr oder weniger von ihr kontrollierten Vertriebswege zu lenken."

Christian Schmicke

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