Mit Gruppenreisen für Vogelbeobachter zum Erfolg

Thomas Griesohn-Pflieger ist bereits seit Jahrzehnten in der Touristik, obwohl eigentlich gelernter Baumaschinenkaufmann und Diplom-Journalist mit Spezialgebiet Biologie. Der fast 70-Jährige hat gemeinsam mit Rainer Stoll von Veranstalter Travel to Nature vor über 20 Jahren Birding Tours aus der Taufe gehoben. Zunächst lief das Nischengeschäft noch zwei Jahre unter dem Dach von Waschbär Reisen, dann wurde die Firma gegründet, erzählt der passionierte Vogelkundler. Es habe sich schnell abgezeichnet, dass sich die Reisen mit Fokus auf Tierbeobachtung gut verkaufen. "Bereits damals gab es ein breites Interesse von Reisenden, die mehr über Vögel und Tiere in den Zielgebieten erfahren wollten", erzählt Griesohn-Pflieger. Und da Stoll der Experte für Touristik gewesen sei, inklusive Einkauf von Flügen sowie Hotels, und Griesohn-Pflieger der Experte für die Tierwelt, mit Kontakten zur wissenschaftlichen Ornithologie, "haben wir uns zusammengetan".

Mehr Junge und Frauen buchen Touren

Mittlerweile veranstaltet Birding Tours rund 200 Reisen für 1.700 Gäste im Jahr, wovon rund 60 Touren in Deutschland stattfinden. "Allein hierzulande beschäftigen wir 40 Reiseleiter, das Gros als Freiberufler", sagt er. Auch Reisen in Europa seien angesagt, ob mit Auto-, Bus- oder Fluganreise. "Corona hat uns nochmal einen echten Schub gegeben. Das Naturerlebnis ist im Trend, denn in dieser Zeit sind die Leute nicht nur spazieren gegangen, sondern haben auch angefangen, die Natur vor der Haustür zu schätzen", sagt Griesohn-Pflieger. Was sich wirklich gewandelt habe, im Vergleich zu den Anfängen von Birding Tours, sei das Publikum auf ihren Reisen. Es gebe einen viel höheren Frauenanteil und mehr junge Leute. Die ideale Gruppengröße für Vogelbeobachtung liege bei zehn bis 15 Personen. Wenn es mehr seien, könne man die Lautstärke nicht im Zaum halten beziehungsweise es werde der Guide nicht gehört, ohne Tiere zu verscheuchen.

Ziele in Deutschland, Europa und der Welt

Zu den Zielen 2024 gehören neben Deutschland auch Belgien und die Niederlande sowie Bulgarien, Italien, Spanien, Portugal, Zypern, Griechenland, Polen und die Slowakei, Kaukasus, Estland und Aserbaidschan. Aber auch Specials wie Fotoreisen "Camargue im Frühling" oder "Neusiedler See in Kooperation mit Nikon". Vogelfreunde können bei Birding Tours neben den üblichen Suchfiltern statt nach Zielen auch nach dem gewünschten Vogel suchen, etwa Bienenfresser, Eisvogel, Wendehals, Basstölpel oder Zilpzalp. Das Ergebnis zeigt Reisen an, bei denen eine Sichtung wahrscheinlich ist, erklärt Griesohn-Pflieger.

Birding Tours setzt auch auf Reisebüros

Klassische Werbung brauche es kaum, um die Reisen zu verkaufen, so der Mitgründer des Spezialisten, der selbst auch Touren begleitet. Das Konzept des Veranstalters komme gut an, da alle Touren im Detail auf der Webseite beschrieben werden. Es könne sich jeder die Informationen zu den besten Spots für Beobachtungen anschauen und das Ganze allein angehen. Das tue ihrem Geschäft keinen Abbruch, bei ihnen stehe das Gruppenerlebnis im Vordergrund. Ihre Kundschaft schätze den fachkundigen Reiseleiter und den Austausch mit Gleichgesinnten. Birding Tours arbeite auch mit Reisebüros zusammen, die bei Birding Tours acht Prozent Provision erhalten. Auf Anfrage würden vom Team auch individuelle Touren zusammengestellt.

Zur Person

Thomas Griesohn-Pflieger ist gelernter Baumaschinenkaufmann, Diplom-Journalist sowie Mitbegründer und wissenschaftlicher Leiter bei Birding Tours. Zudem ist er Betreiber des Internetportals Birdnet.de sowie Autor vieler Bücher und Filme über die Natur und war Chefredakteur der Magazine "Naturgucker" und "Vögel".

Sabine Schreiber-Berger