Holiday-Land-Chef Loidl: Ältere können Teil der Lösung sein
Holiday-Land-Geschäftsführer Albin Loidl (Foto) hat für die rund 220 Büros der Franchise-Kette eine Aktion gestartet, die Touristiker im Ruhestand zurück an den Counter bringen soll. Die Senioren allein könnten das Problem des Fachkräftemangels natürlich nicht beheben. Jedoch schlummere dort ein großes, ungenutztes Potenzial.
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Die Aktion "Senioren zurück ins Reisebüro", Counter vor9 berichtete, sei nicht seine Idee gewesen, erzählt Albin Loidl. Es gebe alle sechs bis acht Wochen ein Meeting mit Innen- und Außendienst-Mitarbeitern, bei dem es um Themen gehe, die die Partner gerade bewegten. Der Personalmangel stehe regelmäßig auf der Agenda. In diesem Rahmen hatte einer der Distriktleiter angemerkt, dass es bei Kollegen im Ruhestand so viel ungenutztes Potenzial gebe. Aus dieser Idee heraus habe das Marketing eine erste Anzeige gestaltet, die als Vorlage einem Reisebüro mit Interesse zur Verfügung gestellt wurde.
Werbung in der lokalen Zeitung
"Dieser Testballon wurde in einer regionalen Tageszeitung geschaltet, dort vermutete das Reisebüro die lesende Zielgruppe am ehesten. Aber auch auf Facebook sind die jung gebliebenen Alten unterwegs, auch hier wird geworben", sagt Loidl. Die Zentrale mische sich da nicht ein, sie gestalte Vorlagen und die Franchise-Nehmer entschieden selbst, wie und wo sie werben. Auf die erste Anzeige habe sich eine Quereinsteigerin gemeldet, die beginne in Kürze mit der Probearbeit.
Kein Alterslimit für Rückkehrer
"Ich bin fest überzeugt davon, dass Arbeit sinnstiftend ist und das Angebot gut ankommt", sagt der Geschäftsführer von Holiday Land. Mit Senioren ergebe sich eine Win-win-Situation für alle Beteiligten, denn viele Touristiker im Ruhestand brennen noch für die Branche. Zudem sei die Altersgruppe zeitlich flexibel und könnte Zeiten abdecken, die etwa bei jungen Eltern schwierig sind. Es müssten keine Kinder von der Kita abgeholt werden oder zumindest meistens nicht, lacht Loidl. Für die Rückkehrer soll es kein Alterslimit geben, das alles werde im Einzelfall vom jeweiligen Büro entschieden.
Unbezahltes Praktikum mit Anfang 60
Ein weiterer Aspekt sei die finanzielle Unabhängigkeit vieler Älterer, wie ein aktuelles Beispiel aus den Franchise-Büros zeigt. "Ein reisefreudiger Bundeswehr-Offizier im Ruhestand war jahrelang Stammkunde in einem Büro und hat dann einfach angefragt, ob er nicht Gruppenreisen für sie begleiten könne", erzählt Loidl. Und da der Pensionär finanziell gut gestellt sei, absolviere er derzeit auf eigenen Vorschlag ein unbezahltes Praktikum. Dabei könne er touristische Basics lernen und beweisen, ob er ein geeigneter Kandidat sei. Das zeige: "Alles ist möglich."
Ein weiteres Beispiel aus der Praxis ist laut Loidl eine ehemalige Reisebüroinhaberin, die ihr Büro innerhalb der Familie ganz nach Plan an ihre Tochter übergeben hatte. "Nach zwei Jahren bemerkte die Dame aber, dass ihr die Arbeit mit den Kunden im Reisebüro doch sehr fehlte. Nun ist sie wieder zurück im Reiseverkauf, diesmal mit einem Beratervertrag, und unterstützt ihre Tochter", sagt der Holiday-Land-Manager.
Crash-Kurse für Quereinsteiger in der Arbeit
Es brauche einen Mix an Maßnahmen, um langfristig Personalmangel entgegenzuwirken. Die Basis von allem seien zufriedene und damit treue Mitarbeiter. Zudem müssten sich gerade Reisebüros als attraktiver Arbeitgeber beim Nachwuchs positionieren, was wegen mangelnder Aufstiegschancen bei kleinen Büros nicht einfach sei. Und auch die Quereinsteiger gehörten mitgedacht, denn warum sollte man Branchenfremde nicht an das Thema Reiseverkauf und Tourismus heranführen? "Da arbeiten wir in der Zentrale aktuell an Online-Kursen und Trainings, die Wissen auffrischen, beziehungsweise Basiswissen vermitteln", sagt der Holiday-Land-Geschäftsführer. Denn sowohl eine Mutter, die etwa nach zehn Jahren Auszeit wieder einsteigen wolle, als auch Quereinsteiger oder Senioren könnten auf diese Kurse gut zurückgreifen. Nur mit diesem Personal-Mix könne die Arbeitszeit für Mitarbeiter in unterschiedlichen Lebensabschnitten angenehm gestaltet werden.
Sabine Schreiber-Berger