25. Juni 2019 | 07:00 Uhr
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Lufthansa krempelt Eurowings um und sagt Condor adieu

Die nach wie vor defizitäre Low-Cost-Tochter soll sich auf das Kurzstreckengeschäft konzentrieren, während die Muttergesellschaft die kommerzielle Verantwortung für die Eurowings-Langstrecke übernimmt. Mit einer Übernahme der Thomas-Cook-Fluggesellschaft Condor rechnet der Lufthansa-Konzern nicht mehr.

Eurowings A330 Line-up Foto Eurowings.jpg

Die A330 von Eurowings landen bald auch in Frankfurt.

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Als der Lufthansa-Vorstand am Montag mit Analysten und Investoren zusammentraf, war der Konzern sichtlich bemüht, die verstimmten Anleger zu besänftigen. Schließlich haben die Papiere der Airline-Gruppe seit Ende 2017 rund 50 Prozent ihres Werts eingebüßt. Und so machte schon am frühen Morgen die Meldung die Runde, dass Lufthansa künftig 20 bis 40 statt wie bisher zehn bis 25 Prozent ihres Gewinns als Dividende an die Aktionäre zahlen wolle.

Das freilich setzt erst einmal voraus, dass die Gewinne kräftig genug sprudeln, um daraus neben der Dividende auch notwendige Investitionen finanzieren zu können. Doch die Einnahmen sprudeln nicht mehr so kräftig wie bisher. Vergangene Woche hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr die Gewinnerwartung für 2019 um eine halbe Milliarde Euro auf zwei bis 2,4 Milliarden Euro heruntergeschraubt. Hauptursache seien dafür neben gestiegenen Treibstoffpreisen anhaltende Überkapazitäten im Markt, sagte er.  

Weniger Aufgaben für Eurowings

Deshalb legt Spohr nun besonders bei der Tochter Eurowings Hand an. Bei der Tochter stehe eine "klare Fokussierung auf Kurzstrecken im Punkt-zu-Punkt-Verkehr in Deutschland" bevor, kündigt er an. Die touristische Langstrecke, die Eurowings wegen der kleinen Flotte besonders große Probleme bereitete, wird dagegen künftig vom Mutterkonzern vermarktet. Auch die bisher verfolgte Integration von Brussels Airlines in Eurowings wird ad acta gelegt. Die Eurowings-Flotte werde zudem auf Flugzeuge der A320-Familie vereinheitlicht, so Spohr. Diese Schritte sollen für geringere Komplexität und höhere Produktivität sorgen. Bis 2022 plant Lufthansa, die Stückkosten bei Eurowings um 15 Prozent sinken.

Bei den Netzwerk-Airlines sind die Einsparungspläne bescheidener. Lufthansa beziffert sie auf ein bis zwei Prozent im Jahr. Zugleich sollen die Erlöse durch "Vertriebsinnovationen", mit denen vermutlich vor allem der Ancillaries-Verkauf gemeint ist, um drei Prozent steigen.

Piloten und Flugbegleiter könnten im Sommer streiken

Gleichwohl steht dem Konzern durch mögliche Streiks der Eurowings-Piloten an der Basis in Palma de Mallorca und der Flugbegleiter weiteres Ungemach ins Haus. Gegenüber dem Portal "Airliners“ erklärte ein Eurowings-Sprecher, die Airline wolle die Konflikte mit den von spanischen Gewerkschaften repräsentierten Crews von fünf auf Mallorca stationierten Flugzeugen zügig beilegen. Der Cockpit-Gewerkschaft SEPLA und der Kabinen-Gewerkschaft Stavla werde zeitnah ein neues Angebot vorgelegt. Dies dürfte auf der Kostenseite eher zu einer Erhöhung als zu Einsparungen führen.

Zur Drohung der Flugbegleitergewerkschaft Ufo, die eine Urabstimmung über Streikmaßnahmen angekündigt hatte, berichtet "Airliners“, die Gespräche ruhten, da zuerst juristisch geklärt werden müsse, mit wem man überhaupt verhandeln könne. Lufthansa verlangt von der Flugbegleitergewerkschaft, bei der es zu Turbulenzen mit Veruntreuungsvorwürfen, Hausdurchsuchungen und Rücktritten von Vorständen gekommen war, eine Neuaufstellung, bevor sie wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren will. Eine reguläre Tarifarbeit sei derzeit ausgeschlossen, da die Ufo nicht unterzeichnungsfähig sei, erklärte der Konzern kürzlich.

Lust auf Condor ist Lufthansa vergangen

Von den Plänen, den Thomas-Cook-Fereienflieger Condor zu übernehmen, hat sich Lufthansa offenbar verabschiedet. "Es ist unwahrscheinlich, dass wir den Zuschlag für Condor erhalten", sagte Lufthansa-Finanzchef Ulrik Svensson vor Analysten. Es gebe für einen Deal um Condor mehrere Hürden, so der Finanzchef. Dazu zähle, dass Condor eine alte Flugzeugflotte betreibe, was hohe Investitionen nach sich ziehe. Eine Eingliederung in die Lufthansa-Tochter Eurowings wäre zudem "komplex".

Christian Schmicke

 

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