Warum man dem Ausbildungsbüro 50 Jahre treu bleibt
Irena Kolberg-Al-Saigh (Foto) hat 1973 ihre Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau im Niederrheinischen Reisebüro in Moers begonnen. 50 Jahre später sitzt sie dort immer noch am Counter, obwohl sie eigentlich schon in Rente gegangen war. Im Gespräch mit Counter vor9 erzählt sie, wie es dazu kam.
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Die 67-Jährige kam durch eine Berufsberatung in der Realschule auf die Idee an den Counter zu gehen. "Als ich dann 1973 angefangen habe mit meiner Ausbildung, war das Reisebüro als Arbeitsplatz etwas Besonderes und der Beruf Reiseverkehrskauffrau neu", sagt Irena Kolberg-Al-Saigh. Seinerzeit haben sich 30 Bewerber für drei Azubiplätze im Niederrheinischen Reisebüro in Moers beworben und "ich war unter den Glücklichen". Es sei damals eines der größten Reisebüros in der Region gewesen, darum der Ansturm.
Erste Inforeise führte nach Amsterdam
"Ich wollte beraten und verkaufen, das machte mir sofort Spaß und natürlich viel reisen. Darum bin ich am Counter gelandet und sitze immer noch da", lacht Kolberg-Al-Saigh. Die erste Inforeise habe sie mit knapp 18 Jahren machen können, da ging es mit dem Flugzeug von Düsseldorf nach Amsterdam mit KLM. Im Laufe ihrer 50 Berufsjahre sei sie bei rund 50 Inforeisen dabei gewesen, werde jedoch langsam ruhiger. "Ich lasse gerne den Jüngeren den Vortritt, was aber nicht heißt, dass ich gar nicht mehr unterwegs bin – zuletzt eine Flussreise auf dem Rhein von Köln nach Holland".
Von der Rente zurück an den Counter
Die Counter-Fachfrau arbeitet mittlerweile nur noch einen Tag in der Woche im Derpart-Reisebüro, als Minijobberin. "Ich bin 2019 in Rente gegangen, mit 63 Jahren, doch dann kam Corona und einige Mitarbeiter haben das Reisebüro verlassen", erzählt sie. "Da hat mich mein Chef gefragt, ob ich vielleicht aushelfen könnte und ich habe sofort Ja gesagt". Die Arbeit mache ihr immer noch Spaß, die Kollegen seien nett und die Zusammenarbeit sehr gut. Es gebe viele langjährige Mitarbeiter, die teils auch schon 30 Jahre vor Ort seien. Heutzutage gebe es das eher selten, so einen Zusammenhalt. Und so kam ihr ein Wechsel zu einem anderen Büro oder in eine andere Branche nie in den Sinn.
Treue Stammkunden
"Es ist einfach eine tolle Atmosphäre, ich komme gerne in das Büro – es ist modern und hat einen Wohlfühlfaktor, das bestätigen auch die Kunden", sagt sie. Zudem habe sie Stammkunden, die sie schon 40 Jahre lang berät und die immer wiederkommen, das sei doch toll. "Es ist einfach ein sehr schöner Beruf. Denn trotz Schwierigkeiten und Krisen bereiten wir den Menschen eine Freude mit einem tollen Urlaub, das Feedback gibt mir viel zurück", sagt Kolberg-Al-Saigh.
Aufhören kein Thema
Damals wie heute würde sie Arbeitgebern raten, die Karte des Reisens auszuspielen. "Ich habe in der Ausbildung nicht nur am Counter gesessen, das Unternehmen hat Wert daraufgelegt, dass wir die Welt sehen und Erfahrungen sammeln", erzählt die 67-Jährige. Was früher definitiv besser gewesen sei, ist die Qualität der Ansprechpartner bei Airlines und Veranstaltern. Darüber müsse sie sich leider, so wie die Kollegen im Team oder auch die Kunden, regelmäßig aufregen.
"Es kann doch nicht sein, dass man bei drei Anrufen drei verschiedene Antworten bekommt", sagt sie. "Wir Reisebüromitarbeiter haben doch Verantwortung gegenüber unseren Kunden, das muss stimmen, was wir an Informationen rausgeben", regt sich Kolberg-Al-Saigh auf. Aber damit müsse man wohl leben. Und ans Aufhören denke sie derzeit noch nicht. Solange es ihr gesundheitlich gut gehe und sie gebraucht werde, mit ihrem Fachwissen aus 50 Jahren, mache sie weiter.
Sabine Schreiber-Berger