Türkei-Preissprung macht Veranstaltern und Vertrieb Sorgen
Schmetterling-CEO Ömer Karaca (Foto) warnt vor einem Preisniveau, das viele Kunden überfordere. Türkei-Reisen hätten sich in kurzer Zeit deutlich verteuert, so Karaca. Er rät Veranstaltern, stärker auf Alternativen wie Ägypten, Tunesien und Bulgarien zu setzen und dort mehr Angebot zu schaffen – bevor die Nachfrage ausbleibt und Umsätze einbrechen.

Schmetterling
Schmetterling-CEO Ömer Karaca sieht die Preisspirale für beliebte Ziele, wie die Türkei, mit Sorge
Reiseziele wie die Türkei verzeichnen laut der Reisebürokooperation Schmetterling aktuell gute Umsätze – doch das könne sich bald ändern, denn die Preisspirale gefährde die Nachfrage. CEO Ömer Karaca warnt vor einer Preisentwicklung, die große Teile der Kundschaft ausschließt. Auf der Jahrestagung in Bodrum mahnte er, frühzeitig gegenzusteuern, um die Nachfrage zu stabilisieren.
Karaca zeigt anhand eines konkreten Beispiels, wie sich die Preisstruktur verändert hat. Der Preis einer Pauschalreise mit 13-tägigem Aufenthalt im Diamond Premium Hotel in Side sei von 1.337 Euro im Jahr 2022 auf 1.968 Euro im Sommer 2025 gestiegen, so die aktuelle Auswertung. Das entspreche einer Preissteigerung von fast 50 Prozent – und stellt laut Karaca keinen Einzelfall dar.
Preissteigerung ohne Qualitätsaufschlag
Besonders kritisch sieht er die Entwicklung rund um Antalya. Viele Hotels erhöhten ihre Preise, ohne erkennbaren Qualitätsgewinn. Die Orientierung am teureren Wettbewerber statt am eigenen Angebot sei in der Region weit verbreitet. Der Versuch, sich vom Familienziel zum Premiumprodukt zu wandeln, funktioniert laut Karaca "nur punktuell".
Verhaltene Nachfrage trifft auf leere Zimmer
Hinzu komme die ausbleibende Nachfrage aus Russland. Viele türkische Hoteliers hätten auf diese Gästegruppe gesetzt, nun solle der europäische Markt die Lücke füllen. Doch auch dort blieben die Buchungen bislang hinter den Erwartungen zurück. "In Lara sind viele Hotels derzeit kaum ausgelastet", so Karaca.
Warnung vor zu kurzfristigem Denken
Schmetterling-Geschäftsführerin Anya Müller-Eckert bestätigt den Trend. Immer mehr Hoteliers fragten nach kurzfristigen Aktionen für den deutschen Markt. Diese verpufften jedoch meist wirkungslos – deutsche Kunden benötigten längere Planungszeiträume. Die Preissensibilität nehme spürbar zu, stellt Müller-Eckert fest.
Neue Märkte stärken
Karaca fordert die Veranstalter auf, zeitnah in alternative Zielgebiete zu investieren. Tunesien, Ägypten und Bulgarien böten noch ausreichend Kapazitäten und seien preislich attraktiver. Diese Länder könnten eine ausgleichende Wirkung entfalten – auch mit Blick auf das Mittelmeer insgesamt.
Von Konzepten wie zuletzt "All-inclusive Light" von Schauinsland-Reisen hält Karaca wenig. Der Verzicht auf Alkohol bei geringer Ersparnis löse das Grundproblem nicht. Vielmehr bedürfe es neuer Reisepakete, die auch Kunden mit kleinerem Budget ansprechen. Nur so lasse sich die Nachfrage stabilisieren.
DRV-Zahlen stützen Einschätzung
Die Zahlen des Deutschen Reiseverbands bestätigen den Trend. Die Passagierzahlen sind leicht rückläufig, obwohl die Umsätze steigen. Ziele mit besserem Preis-Leistungs-Verhältnis, wie Ägypten und Bulgarien, verzeichnen hingegen deutliche Zuwächse. Die Türkei hingegen meldet ein Umsatzplus von fünf Prozent – aber ein Minus von fünf Prozent bei den Gästezahlen.
Vertrieb sieht dringenden Handlungsbedarf
"Die Reisebüros haben nichts gegen hochwertige beziehungsweise hochpreisige Reisen, sie leben von der Provision", betont Karaca. "Aber wir sehen, dass sich ein Teil der Kundschaft abwendet." Die Vertriebspartner registrierten zunehmend Zurückhaltung – besonders bei Familien. Neue Impulse aus alternativen Zielgebieten könnten helfen, die Abwärtsspirale zu stoppen.
Karaca appelliert an die Branche, jetzt zu handeln. "Das Wachstum bei Veranstaltern basiert nicht nur auf der FTI-Lücke, sondern auf gestiegenen Preisen", stellt er fest. "Aber das hat Grenzen. Wenn wir sie überschreiten, verlieren wir Kunden", ist der Schmetterling-CEO überzeugt. Eine rechtzeitige Reaktion sei entscheidend – nicht nur für den Sommer 2025, sondern auch für die künftige Positionierung im Markt.
Sabine Schreiber-Berger