So erklärt der ASI-Chef seine Null-Synergien-Strategie
ASI Reisen hat die Veranstalter Windrose und Vamos übernommen. Geschäftsführer Ambros Gasser (Foto) verfolgt dabei eine klare Strategie: keine Synergien, sondern unternehmerische Eigenständigkeit. Im Gespräch erklärt er, warum gerade diese Zukäufe ins Portfolio passen, was in puncto Nachhaltigkeit geplant ist und wie Vertrieb und Technik organisiert werden sollen.

Anna Fichtner
Ambros Gasser setzt bei den Zukäufen Windrose und Vamos nicht auf Synergien
Mit den Übernahmen von Windrose und Vamos hat ASI Reisen das Portfolio deutlich erweitert. Windrose steht seit über 50 Jahren für exklusive Luxusreisen, Vamos bietet seit rund vier Jahrzehnten Urlaub für Familien mit Kindern. Für ASI-Chef Ambros Gasser war die Entscheidung strategisch, wie er im Reise vor9 Podcast unterstreicht: "Beide Unternehmen sind auf ein Thema spezialisiert und setzen dabei auf Qualität – das verbindet sie mit ASI."
Die Akquisitionen sind Teil eines größeren Plans. Schon vor Jahren hatte Gasser nach eigener Aussage entschieden, neben dem bestehenden Kerngeschäft gezielt weitere Nischen in der Spezialtouristik zu erschließen – darunter Luxus und Familienurlaub. Windrose kam nach der FTI-Insolvenz auf den Markt. Bei Vamos suchte ASI proaktiv das Gespräch mit den Eigentümern. Es folgten intensive Gespräche, die schließlich zur Übernahme führten.
Null-Synergien-Strategie
Trotz der Zukäufe verfolgt ASI eine klare Linie: Jedes Unternehmen bleibt eigenständig. "Wir glauben an eine Null-Synergien-Strategie", betont Gasser. Gemeint ist: keine Zusammenlegung von Teams, keine einheitliche Führung, keine zentralisierte Struktur. Alle drei Marken – ASI, Windrose, Vamos – behalten ihre Kultur, Organisation und Technikstrategie. Einzige Ausnahme: Im Finanzbereich soll eine übergeordnete CFO-Position für Transparenz und einheitliche Berichtsstrukturen sorgen.
Technologisch geht jede Marke ihren eigenen Weg. Während ASI auf digitale, konfigurierbare und direkt buchbare Angebote setzt, bleiben Windrose-Reisen maßgeschneiderte Unikate. Vamos positioniert sich dazwischen. "Wir ermöglichen Austausch zwischen den Teams, aber ohne Standardisierung."
Vertrieb: Eigenständig, aber engagiert
Im Vertrieb setzen alle drei Marken auf Kontinuität. ASI und Windrose arbeiten traditionell eng mit Reisebüros zusammen. Auch Vamos wolle sich künftig stärker im stationären Vertrieb engagieren, sagt Gasser: "Wir glauben, dass Vamos eine Lücke füllt, die große Veranstalter nicht abdecken". Trotzdem soll es kein einheitliches Provisionsmodell geben. Die Anforderungen der Agenturen seien zu unterschiedlich.
Bei ASI selbst wurde das Provisionsmodell vereinfacht. Alle Reisebüros erhalten nun 10 Prozent auf jede Buchung – unabhängig von Ketten- oder Kooperationsverträgen. Zusätzlich gibt es temporäre Aktionen, wie aktuell im Juni mit 12 Prozent Provision.
Nachhaltigkeit auch im Luxussegment
Besonderes Augenmerk legt Gasser auf das Thema Nachhaltigkeit – auch bei Windrose. Luxusreisen und Nachhaltigkeit seien kein Widerspruch: "Nachhaltigkeit hat mehr als eine Dimension – ökologisch, ökonomisch, sozial." Zwar werde man Luxusreisende nicht in die Economy-Class zwingen, doch Ziel sei es, Windrose zu einem führenden Anbieter für nachhaltige Luxusreisen zu machen.
Gasser verweist auf positive Beispiele im südlichen Afrika, wo Luxus-Lodges durch finanzielle Mittel zum Schutz von Tierarten beitragen. "Wenn wir es schaffen, vermögende Menschen zu begeistern und zum richtigen Zeitpunkt zu involvieren, kann daraus mehr entstehen als durch einen sparsameren Flug."
Zukunftspläne bei ASI
Auch bei ASI selbst geht die Entwicklung weiter. Die Integration externer Veranstalter auf der Vertriebsplattform wurde ausgeweitet – unter anderem sind Hauser Exkursionen, Chamäleon und Reisen mit Sinnen vertreten. "Wir haben früh angekündigt, dass wir nur mit Partnern arbeiten wollen, die zertifiziert nachhaltig sind", sagt Gasser. Wer diese Vorgaben bis Ende 2025 nicht erfülle, werde ausgelistet – auch wenn das wirtschaftlich schmerze.
Für die kommenden Monate liegt der Fokus auf Produktqualität, CO2-Reduktion, lokaler Wertschöpfung und technischer Weiterentwicklung. Die Plattform soll Reisebüros und Kunden mehr Möglichkeiten bieten, Reisen einfach zu buchen und zu verwalten. "Der Erfolg liegt in der Umsetzung", so Gasser.
Christian Schmicke