22. Mai 2023 | 07:00 Uhr
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Reisemaulwurf trommelt für Reisende mit Handicap

Andre Scholz (Foto) ist ein Vollzeit-Pflegeberater der AOK und engagiert sich ehrenamtlich für den von ihm gegründeten Verein Reisemaulwurf. Dabei geht es ihm um Beratung für Menschen, die trotz Handicap oder Pflegegrad verreisen wollen. Scholz will die Touristik für diese wachsende Zielgruppe sensibilisieren, damit auch die Angebotsseite wächst.

Scholz Andre Foto Reisemaulwurf

Ehrenamtler aus Überzeugung: Andre Scholz hat den Verein Reisemaulwurf 2015 gegründet

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Den Verein Reisemaulwurf hat Andre Scholz bereits 2015 gegründet. Zuvor schon hatte sich der Pflegeberater als Initiator und Organisator der Messe "Barrierefrei Reisen – Urlaub für Alle" engagiert, um das seiner Meinung nach vernachlässigte Thema vor allem bei Touristikern auf die Agenda zu bringen.

"Wenn touristische Angebote entwickelt werden, sollten auch die Reisenden mit Einschränkungen bedacht werden", formuliert Scholz eines seiner Ziele. Bei der Zielgruppe gehe es nicht nur um Rollstuhlfahrer, sondern auch um blinde oder taube Menschen, Demenzkranke und so weiter. Dabei liege der Teufel im Detail, unter anderem beim Strukturieren von Reisepaketen – es brauche neben Halbpension und Ausflügen eben auch Angebote für Pflege und Betreuung.

Vernachlässigte Zielgruppe
Scholz sieht diese Zielgruppe trotz Hürden für die Reisebranche als attraktiv an, schon rein zahlenmäßig. "Ich sehe mich als Unternehmensberater", sagt Scholz, der vier Tage pro Woche seinem Fulltime-Job bei der Krankenkasse AOK nachgeht. Freitags ist Reisemaulwurf-Tag und häufig ist er auch an Wochenenden im Einsatz, auf Messen oder Events.

Interessanterweise gebe es viele Schulterklopfer sowie reichlich Zustimmung für das Thema und die gemeinnützige Arbeit. Jedoch schreckten etwa Reiseveranstalter häufig zurück, wenn es konkret werde. "Da spielt dann die Gefahr hoher Rücktrittsquoten oder das Vergraulen der anderen Urlauber eine wichtige Rolle", sagt Scholz.

Mehraufwand, der sich lohnt
Planung und Beratung für einen Urlaub von Menschen mit Handicap erfordern einen erheblichen Mehraufwand, weiß auch Scholz, den viele Reisebüros scheuen. Das ließe sich jedoch mit dem Erheben einer Beratungsgebühr und oder einer Servicepauschale durchaus ausgleichen.

Die Klientel verfüge durchaus über ein mittleres bis gehobenes Budget für Urlaub. In den rund 100 Beratungen im Jahr, die er durchführe, sei Geld bei maximal 20 Prozent der limitierende Faktor. Und dabei sollte nicht vergessen werden, wie sinnstiftend diese Arbeit ist. "Da werden Herzenswünsche erfüllt, das lässt einen nicht kalt", sagt Scholz.

Reisemaulwurf bündelt Informationen
Sein Verein hilft Urlaubshungrigen gerne weiter, auf der Webseite des Reisemaulwurfs werden spezialisierte Anbieter im Detail vorgestellt - Veranstalter, Hotels und Transportunternehmen. Denn leider könne man trotz des geflügelten Wortes Inklusion noch nicht feststellen, dass sich "normale" und Urlauber mit Einschränkung mischen.

Ein Problem für Reisende mit Handicap sei, dass die Akzeptanz der anderen Gäste in nicht spezialisierten Häusern häufig Grenzen habe. "Menschen, die vielleicht auch verhaltensauffällig sind oder einfach länger für alles brauchen, erfordern Geduld", weiß Scholz.

Transport kann teuer werden
Was viele nicht wüssten, ist, dass Pflege- oder Krankenkassen zwar nicht die Reise bezahlen, aber die Betreuung am Urlaubsort. Auch wenn etwa eine pflegende Person dabei ist und eine Auszeit braucht, dann wird die Betreuung übernommen, erklärt der Pflegespezialist.

Bei Menschen mit Einschränkungen sei der Transport ein unterschätzter Kostenpunkt. Das müsse ganz am Anfang abgeklärt werden, denn wenn ein individueller Transport nötig sei, könnten für eine Fahrt an die deutsche Küste schnell mal 2.000 Euro fällig werden, weiß der AOK-Berater.

Gästehaus für Urlaub mit Betreuung
Für diese und andere Themen, Reiseberichte und Geschichten, bietet der Reisemaulwurf-Blog eine Plattform. Im neuesten Eintrag stellt sich dort das Gästehaus "Am linken Ufer" vor, das Urlaub mit Betreuung anbietet. Dahinter steht die junge Pflegerin Sophie Blaumann, die sich auf die Pflege von Menschen mit Demenz spezialisiert hat und nun in die Pension der Eltern einsteigt. Eine von vielen Geschichten rund um das Thema.

Der Reisemaulwurf finanziert sich durch Spendengelder und die Beiträge der Fördermitglieder, es fließen keine offiziellen Zuschüsse. Wer sich für die Arbeit des Vereins interessiert oder Fördermitglied werden will, kann sich unter Info@Reisemaulwurf.de bei Scholz melden.

Sabine Schreiber-Berger

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