Die Mobile, der die russischsprachige Community vertraut
Die in Aserbaidschans Hauptstadt Baku geborene Dzhuletta Karapetyan (Foto) lebt seit 2010 in Deutschland und arbeitet seit 2012 im Reiseverkauf. Von Anfang an waren ihre russischen Sprachkenntnisse ein Schlüssel zum Erfolg, denn die mobile Beraterin schickt Einwanderer, etwa aus der Ukraine, Russland und Kasachstan, in den Urlaub.
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Nachdem die 63-Jährige der Liebe wegen nach Deutschland gekommen war, hat sie zunächst einmal intensiv Deutsch gelernt. "Dabei hat mir geholfen, dass mein Mann Deutscher ist und wir zuhause immer deutsch sprechen", erzählt sie im Rückblick. Dennoch habe sie Kontakt zu russisch sprechenden Menschen gesucht, es sei nun mal die Muttersprache. Über die TV-Kanäle in russischer Sprache sei sie durch Werbung für Reisen auf das Thema Gruppenreisen aufmerksam geworden.
Bei dem Besuch in einem Geschäft mit russischen Spezialitäten sei ihr ein Flyer in die Hände gefallen. Das Reisebüro Insel in Siegen veranstaltete für die Zielgruppe der "russischen Community" Gruppen-Busreisen. Dort habe sie sich beworben, wurde genommen und hat 2012 angefangen, im Reisebüro zu arbeiten. Dort war sie für zwei Jahre beschäftigt und hat vor allem Einwanderer mit deutscher Staatsbürgerschaft, etwa aus Russland und Kasachstan, in den Urlaub geschickt.
Keine passenden Jobs vom Arbeitsamt
Im Anschluss war die Touristikerin arbeitslos. Da sie jedoch keine Ausbildung im Tourismus vorzuweisen hatte, bekam sie vom deutschen Arbeitsamt keine passenden Angebote. "Die wollten mich eher in die Pflegebranche vermitteln, aber das wollte ich nicht", erzählt sie. 2015 hat sich Karapetyan dann selbständig gemacht, als mobile Verkäuferin. "Die Kunden wollten ihren Urlaub bevorzugt bei jemandem buchen, der russisch sprach und sie waren zufrieden mit meinem Service", sagt die 63-Jährige.
Whatsapp-Gruppe für alle Fragen
"Mittlerweile war ich sehr gut vernetzt in der russischen Community und meine Kunden bekam ich über Mund-zu-Mund-Propaganda", sagt sie. Zudem war Karapetyan bei jeder Gelegenheit auf Inforeisen und bei Events unterwegs. So habe sie viele Reiseverkäufer kennengelernt. Was ihr im täglichen Geschäft sehr weitergeholfen habe, sei eine Whatsapp-Gruppe von russischsprachigen Expis, in der sie auch heute noch aktiv ist. "Hier posten wir einfach rein, wenn es Fragen gibt, egal welches Thema – Buchungen, IT und Systeme, sowie Flüge, Veranstalter oder auch Ziele", sagt sie.
Das Büro in Vilnsdorf
Sie habe als Mobile ihr Büro zu Hause, im nordrhein-westfälischen Vilnsdorf, und Verträge mit allen großen Veranstaltern abgeschlossen, bis auf die TUI. Interessanterweise wollten ihre Kunden Beratung und Buchung ausschließlich telefonisch und per E-Mail abwickeln. Keiner ihrer Kunden schaue sich auf der Webseite um oder wolle etwa eine Videoberatung, lacht sie.
Reisen für Ukrainer
Derzeit sei die Gruppe der ukrainischen Flüchtlinge in Deutschland eine wichtige Kundschaft. Früher wollten viele Russland-Deutsche nach Moskau fliegen oder über die Hauptstadt in die anderen Städte, auf Familienbesuch. Das habe sich erledigt mit Beginn des Ukraine-Krieges, es gebe ja auch keine direkten Flüge mehr ab Deutschland. Derzeit könnten Russen nur über die Türkei und dann weiter mit einer russischen Airline. Das sei "alles sehr kompliziert und teuer geworden".
Den Ukrainern hierzulande empfehle sie, nicht außerhalb der EU zu verreisen. Denn sie habe schon erlebt, dass ihre Kunden trotz gültigem Ticket etwa eine Maschine nach Ägypten nicht besteigen durften. "Nicht alle Länder erkennen die Aufenthaltsgenehmigungen Deutschlands für Reisende mit ukrainischem Pass an", erklärt Karapetyan. Es gebe also immer genug zu tun für sie, auch ans Aufhören denke sie noch lange nicht.
Sabine Schreiber-Berger