12. Dezember 2025 | 17:09 Uhr
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Wie Phoenix Reisen die Flotte und das Angebot plant

Phoenix Reisen trennt sich von der Deutschland, hält an drei Hochseeschiffen fest und investiert parallel kräftig in die Flussflotte. Im Reise vor9 Podcast erläutert Geschäftsführer Benjamin Krumpen den Kurs des Unternehmens und den Blick nach vorn.

Phoenix Amera Foto Phoenix Reisen

Die Amera hat im vergangenen Jahr eine "Auffrischung" im Umfang von 40 Millionen Euro erhalten

Die Deutschland fährt 2026 noch für Phoenix, war aber ohnehin nur als Sommer-Charter im Einsatz. Die US-Eigentümer sähen eher das Kapital als die Qualität im Vordergrund, sagt Krumpen, und weiter: "Ein Schiff lebt täglich und in ein Schiff muss täglich investiert werden." Gerade bei Umweltfragen habe man die Eigentümer nicht überzeugen können, etwa beim Landstrom. Deshalb habe man den Vertrag nach der Corona-bedingten Verlängerung nicht weitergeführt.

Nach dem Abschied der Deutschland bleiben Amera, Artania und die Amadea in der Hochseeflotte. Die Artania erhält derzeit im Trockendock in einem Investitionsrahmen von rund 40 Millionen Euro unter anderem neue Fensterscheiben und Balkonkabinentüren, ungefähr 1.500 Quadratmeter Boden- und Teppichbeläge werden erneuert, die Hauptmaschinen und der Schiffsrumpf werden überholt, die Lüftungsanlage wird mit einer klimaoptimierenden Automatisierung ausgestattet. Vom 20. Dezember an soll das Schiff wieder unterwegs sein.

Schwieriger Markt für passende Hochseeschiffe

Mehr Kapazität schließt Phoenix nicht aus. Krumpen betont aber den mittelständischen Ansatz: Es gebe keinen Wachstumsdruck, wichtiger seien "solide Schiffe, die gut gefüllt sind, und glückliche Gäste". Der Markt für geeignete Secondhand-Schiffe sei derzeit "relativ schwierig bis fast unmöglich". Phoenix suche Schiffe mit höchstens rund 1.200 Betten und möglichst wenigen Innenkabinen, dafür vielen Balkonen. Schiffe, in die über Jahre nicht investiert worden sei, kämen nicht infrage.

Neubauten bleiben gleichwohl ein Thema. Schon vor Corona stand Phoenix mit der Meyer Werft in Gesprächen, die nun wieder aufgenommen wurden. Entscheidend seien Preis, Zukunftstauglichkeit und Finanzierung: "Es hilft uns nicht, ein Schiff zu nehmen, das in zehn Jahren nicht mehr fahren dürfte." Ein Neubau werde nur kommen, wenn sich das Projekt dauerhaft rechne.

Flussflotte wächst mit Neubauten

Deutlich dynamischer zeigt sich Phoenix auf dem Fluss. Seit 2017 ist fast jährlich ein Neubau dazugekommen, ältere Schiffe haben die Flotte verlassen. Krumpen berichtet von weiteren Optionen: 2028 und 2029 sollen neue Schiffe kommen, zusätzliche Optionen für die Zeit danach seien gesichert.

Gerade im Orient sieht er Wachstumspotenzial und kündigt für das kommende Jahr einen weiteren Neubau in Ägypten an. Die langfristigen Charterverträge mit Partnerreedereien sorgten für Planungssicherheit.

Umweltinvestitionen statt Schweröl

Auch bei gebrauchten Hochseeschiffen will Phoenix beim Thema Umwelt aufholen. Die Schiffe gehen alle zwei Jahre in die Werft. Als Beispiel nennt Krumpen die Amera, die 2024 ein Re-Engineering im Umfang von rund 40 Millionen Euro erhalten habe. Maschinen und Systeme seien auf Neubaustandard gebracht worden, die Beleuchtung auf LED umgestellt und der Rumpfanstrich werde regelmäßig erneuert, um den Energieverbrauch zu senken.

Einschränkungen durch neue Umweltauflagen bereiten dem Phoenix-Chef derzeit keine schlaflosen Nächte. Phoenix-Schiffe dürften etwa weiterhin in die geschützten Fjorde Norwegens fahren, erklärt er. Seit 2019 verzichtet das Unternehmen nach Krumpens Worten komplett auf Schweröl – ohne dies groß zu kommunizieren.

Gäste suchen Route statt Partyschiff

Die Kundschaft unterscheide sich klar von der, der großen Partyschiffe, sagt Krumpen. Viele Gäste hätten zwar auch bei großen Reedereien gebucht, bevorzugten dann aber doch kleinere Schiffe und Destinationen statt "Destination Schiff". Phoenix könne Häfen anlaufen, die große Schiffe nicht erreichen. Die durchschnittliche Reisedauer liege bei rund 16 Nächten.

Wichtig sei den Gästen zudem das Preis-Leistungs-Verhältnis. Krumpen verweist auf vergleichsweise moderate Bordpreise und ein stabiles Preismodell: Katalogpreise würden grundsätzlich nicht verändert. Komme es doch einmal zu Anpassungen, würden zuerst die bereits gebuchten Kunden informiert und könnten etwa in eine höherwertige Kabine wechseln oder eine Reduzierung annehmen.

Jüngere Flussgäste, wenig Familienfokus

Auf den Flüssen hat sich die Gästestruktur seit Corona verändert. Früher sei der Nil oft Einstieg für jüngere Gäste gewesen, die später auf andere Flüsse wechselten. In der Pandemie seien generell viele Jüngere auf den Fluss gekommen, weil Reisen in Deutschland früh wieder möglich gewesen seien und Hygienekonzepte gegriffen hätten. Heute seien kurze Flussreisen häufig jung besetzt, längere Touren wie ins Donaudelta eher von älteren Gästen genutzt.

Das Produkt hat Phoenix laut Krumpen schrittweise angepasst. Feste Plätze im Restaurant seien Vergangenheit, es gebe freie Platzwahl und mehrere Restaurants, auch auf Flussschiffen. Spezialitätenrestaurants seien im Reisepreis inklusive. Beim Marketing bleibe der Schwerpunkt aber auf Produktqualität und Mundpropaganda, ergänzt durch Social Media und aktualisierte Kataloge.

Eine Zielgruppe bedient Phoenix bislang nur am Rande: Familien. Es gebe keine Kinderbetreuung, Clubs oder Rutschen, sagt der Geschäftsführer. Kinder seien gleichwohl an Bord willkommen und würden individuell eingebunden – vom Besuch auf der Brücke bis zur Teilnahme an Übungen. Häufig seien es die Enkel, die Großeltern zu einer erneuten Buchung motivierten.

Umgang mit Wasserstand und Blick nach vorn

Die Herausforderungen auf den Flüssen reichen von Wasserständen bis zu sehr praktischen Problemen wie gesperrten Pontons. Phoenix habe die Elbe wegen der schwierigen Befahrbarkeit aufgegeben, andere Flüsse zwischen Amsterdam und Donaudelta seien meist gut zu fahren, so Krumpen. Entscheidend sei eine offene, frühe Kommunikation.

Als Beispiel nennt er eine siebentägige Donautour, die schon nach der ersten Nacht abgebrochen werden musste. In solchen Fällen erhielten Gäste den kompletten Reisepreis zurück – und zwar, bevor sie wieder zu Hause seien. Nachbetreuung sei für Phoenix ein zentrales Thema.

Für die nächsten fünf bis zehn Jahre sieht Krumpen weiteres Wachstum auf dem Fluss, einen Ausbau des Geschäfts in Ägypten und die Option auf einen Hochsee-Neubau. "Es würde mich und uns alle sehr freuen", sagt er mit Blick auf ein mögliches neues Schiff – vorausgesetzt, das Projekt bleibe wirtschaftlich tragfähig.

Christian Schmicke

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