14. Oktober 2019 | 07:00 Uhr
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Wie ein kleiner Veranstalter an Klimaneutralität arbeitet

Der Fernreisespezialist Klüger Reisen kompensiert über den Reisepreis durch die Unterstützung eines Aufforstungsprogramms in Äthiopien sämtliche CO2-Emissionen, die durch den Transport anfallen. Dafür arbeitet der Veranstalter mit dem Zertifizierer Viabono zusammen.

Erde

Klimaschutz steht auf der Prioritätenliste von Klüger Reisen ganz oben

Dustin Klüger ist bei dem 1973 gegründeten Familienbetrieb mit Sitz in Düsseldorf, der mittlerweile in zweiter Generation betrieben wird, für das Thema verantwortlich. "Sustainability Manager" steht auf der Visitenkarte des studierten Umweltwissenschaftlers, der seinen Master an der Universität im niederländische Wageningen gemacht hat. "Wir kompensieren dagegen die gesamten Transportemissionen, welche anfallen, solange diese bei uns als Leistung gebucht wurden", sagt er im Gespräch it Reise vor9. "Das heisst, dass es bei uns keine Option mehr gibt, sondern unsere Gäste immer klimaneutral reisen."

Dafür habe das Unternehmen die CO2 Emissionen aller angebotenen Reiseprogramme errechnet. Zusätzlich kompensiere man aus eigener Tasche weitere 10 Prozent der gesamten durch Klüger Reisen verkauften Flugreisekilometer, sagt Klüger, und: „Deshalb sind wir eigentlich 'klimapositiv'." Denn es werde mehr kompensiert, als eigentlich anfalle, und so werde ein positiver Effekt auf das Klima erwirkt. "Da es noch nicht genau absehbar ist, wie viel mehr wir kompensieren als ausgestoßen wurde, möchte ich es erstmal klimaneutral belassen", räumt er allerdings ein.

Zusammenarbeit mit Viabono

Klüger Reisen arbeitet bei der Kompensation mit dem Nachhaltigkeitszertifizierer Viabono zusammen. Dieser habe dem Unternehmen bestätigt, dass seine Berechnungen zu CO2-Werten "stimmig" seien, unterstreicht Klüger. Zusätzlich habe der Veranstalter durch Viabono bereits im vergangenen Jahr seinen innerbetrieblichen CO2-Fußabdruck errechnen lassen und kompensiert.

Die Kompensation selbst erfolge in einem zertifiziertem Wiederaufforstungsprojekt des Partners CO2OL im Soddo Forest am äthiopischen Mount Damota. Dort arbeiteten fünf umliegende Gemeinden zusammen an der Aufforstung und ein dazugehöriges Bildungsprojekt soll für eine nachhaltige Zukunft des Waldes und der Region sorgen.

Vermeiden, verringern, kompensieren

Natürlich weiß der Umweltexperte, dass es mit der CO2-Kompensation nicht getan ist, um einen rundum positiven touristischen Fußabdruck zu hinterlassen. Deshalb versuche man durch die sorgfältige Auswahl der Verkehrsmittel und Unterkünfte vor Ort, den positiven Effekt für die bereisten Regionen zu verstärken, erklärt er. In Sachen Umwelt gehe es zuerst um Vermeidung von Ressourcenverbrauch, dann um Verringerung und erst am Ende der Kette um Kompensation.

Ob die in den Reisepreis einbezogenen Extrakosten – Klüger spricht von zehn bis 40 Euro pro Gast – tatsächlich zum Ausgleich der CO2-Bilanz ausreichen, mag dahingestellt sein. Immerhin zeigt sich der kleine Veranstalter aber bemüht, eine fundierte Basis für seine Berechnungen zu legen. Die Kompensation erfolge im Voraus, sagt Klüger. "Das heißt, dass Bäume schon gepflanzt wurden und nur die Tonnen verkauft werden, die von ihnen bereits aufgenommen wurden", erläutert er. Das Projekt sei auf weitere 30 Jahre angesetzt.

Die Gesamtfläche des Soddo Forest in Äthiopien betrage 503 Hektar und beherberge derzeit etwa 755.000 Bäume, von denen gut 48.000 neu gepflanzt worden seien. Insgesamt entstehe so eine Emissionsreduktion von ca. 162.000 Tonnen CO2-Equivalent. Die Kontrolle nach der korrekten Durchführung der Aufforstung erfolge in regelmäßigen Abständen durch die unabhängige Nichtregierungsorganisation Control Union, versichert Klüger.

Klüger Reisen beschäftigt fünf Mitarbeiter und betreut nach eigener Auskunft rund 1.000 Gäste pro Jahr. Wichtigste Zielgebiete sind ostafrikanische Länder wie Uganda, Tansania, Kenia und Äthiopien. Aber auch das Reiseziel, das bei der Gründung die Hauptrolle spielte, Israel, sowie Reisen nach Asien sind im Angebot. Auch für Reisebüros arbeitet der Veranstalter individuelle Reiseprogramme aus. Die Provision liege zwischen sechs und zehn Prozent, sagt Klüger.

Christian Schmicke

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