25. Januar 2021 | 13:09 Uhr
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Was zwei Zukunftsforscher über Reisen nach Corona denken

Urlaub nach der Pandemie werde anders aussehen als bisher, glauben die Trendforscher Horst Opaschowski und Matthias Horx. Während Horx davon ausgeht, dass das Reiseverhalten der Menschen achtsamer wird, warnt Opaschowski vor einer Spaltung der Gesellschaft, wenn "Reisen für jede Klasse und jede Kasse wird nicht mehr so selbstverständlich" sind.

Strand Liege Schirm

Wie sieht der Urlaub nach Corona aus? Zwei Trendforscher antworten

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"Ich kann mir vorstellen, dass wir nach der Pandemie doch etwas weniger und aber auch achtsamer reisen werden. Es wird eine massive Zunahme von Öko- und 'Engagement'-Tourismus geben“, sagt Horx im Interview mit der FAZ. Das Reisen werde zurückkommen, aber es werde "diverser werden, individueller, gezielter, langsamer". Ein Rückgang bei Geschäftsreisen sei absehbar. Auch der klassische Massentourismus werde sich stark verändern. "Überall dort, wo Menschenmassen zusammenkommen, wird es wahrscheinlich auf Dauer unangenehm und schwierig bleiben. Eine Pandemie gräbt sich ins Gedächtnis und ins Verhalten, schafft neue 'Sitten und Gebräuche' – und etwas mehr Distanz gehört sicher dazu", prognostiziert der Zukunftsforscher.

Die Pandemie habe auch positive Effekte, findet Horx. "Ich sehe, dass sehr viele Menschen mehr zu sich selbst finden und dann ihr 'wildes Leben' anders betrachten", sagt er. Partys seien "auch nicht immer spaßig" gewesen. Das "Abfeiern" habe ja oft Sucht- und Notcharakter. "Après-Ski in Ischgl war vielleicht gar nicht 'wild', sondern eher ein bisschen verzweifelt", so der Trendforscher.

Die Fremde ist für die meisten nur "exotische Szenerie"

Opaschowski, mittlerweile 80 und ein Urgestein in Sachen Freizeitforschung, sieht die Sache skeptischer als sein 14 Jahre jüngerer Kollege. Zwar seien Weltläufigkeit und kosmopolitisches Denken über Grenzen hinweg wichtige Effekte des Reisens. Allerdings sei keineswegs jeder Tourist ein Botschafter für Völkerverständigung und baue Vorurteile ab.

"Urlauber wollen Armut nicht sehen und erleben", so Opaschowski gegenüber der "FAZ". Die meisten Auslandsreisenden suchten die Fremde nur als exotische Szenerie: "Eine leicht bekleidete Frau in der Hängematte, ein schöner Mann beugt sich über sie, die Sonne lacht, die Palmen wehen im Wind, der Strand ist da. Aber nur ganz im Hintergrund sind die Einheimischen – als Kulisse", spitzt Opaschowski die Sache zu. "Die sollen bitte schön nicht zu nahe kommen. Das Eintauchen in deren Alltagsleben findet kaum oder gar nicht statt. In der Umweltbewegung wird zwar immer betont, man soll das Regionale, das Authentische erfahren. Aber auch viele Einheimische wollen das nicht", glaubt der gelernte Erziehungswissenschaftler.

Wird das Reisen wieder zum Privileg?

Reisen für jede Klasse und jede Kasse werde in Zukunft nicht mehr so selbstverständlich sein, prognostiziert Opaschowski. Eine Spaltung in „mobile und immobile Bevölkerungsgruppen“ zeichne sich ab. Reisen habe lange Zeit als „populärste Form von Glück“ gegolten. „Wenn es aber fast nur noch für Besserverdienende erschwinglich wird, dann stellt sich die Frage der sozialen Gerechtigkeit neu“, warnt der Freizeitforscher. Es drohe „eine neue Generation X droht, also eine neue ausgegrenzte Generation“. Das werde „nicht folgenlos“ bleiben und könne „durchaus zu sozialen Unruhen führen“.

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