Spartengewerkschaften in der Luftfahrt gründen Allianz
Die Spartengewerkschaften Vereinigung Cockpit, Ufo und Agil haben die Allianz "We are Aviation" gegründet. Sie wollen ihre Zusammenarbeit vertiefen und eine gemeinsame Stimme für Cockpit, Kabine und Bodenpersonal entwickeln. Das Bündnis versteht sich als strategische Partnerschaft, nicht als Fusion.
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VC, Ufo und Agil wollen zusammen für gemeinsame Anliegen kämpfen
Die Gewerkschaften Vereinigung Cockpit (VC), Unabhängige Flugbegleiter Organisation (Ufo) und Arbeitnehmergewerkschaft im Luftverkehr (Agil) haben eine neue Allianz ins Leben gerufen. Unter dem Namen "We are Aviation" wollen sie künftig enger kooperieren und zentrale Herausforderungen gemeinsam angehen. Dabei behalten alle drei Organisationen ihre Eigenständigkeit bei Tariffragen und verbandsspezifischen Themen, betonen die Akteure.
VC-Präsident Andreas Pinheiro betont die Bedeutung des Zusammenschlusses: "Ohne uns hebt kein Flieger ab. Es braucht alle drei Gruppen – Cockpit, Kabine und Boden –, damit das operative Geschäft funktioniert."
Druck durch Verdi
Die neue Allianz ist auch eine Reaktion auf den wachsenden Einfluss von Verdi im Luftverkehr. Die Dienstleistungsgewerkschaft hat sich bereits bei Eurowings und Discover in Bereichen etabliert, die traditionell von VC und Ufo vertreten wurden. Auch bei der neuen Lufthansa-Tochter City Airlines strebt Verdi einen Tarifvertrag an. Durch die gemeinsame Plattform wollen die Spartengewerkschaften ihren Einfluss sichern.
Agil-Vorstandschef Thorsten Beißner nennt konkrete Handlungsfelder: Tarifflucht durch neue Betriebsgesellschaften, zunehmende Zersplitterung, Respekt vor Fachgewerkschaften, Personalmangel, steigende Belastung und Sicherheitsrisiken. Diese Probleme seien nicht auf eine Berufsgruppe beschränkt, so Beißner. Nur im Schulterschluss könnten sie wirksam angegangen werden.
Gemeinsamer Kurs?
Auch der Ufo-Vorsitzende Joachim Vázquez Bürger sieht die Allianz als wichtiges Signal: "Bündnisse sind heute wichtiger denn je, gerade weil die Herausforderungen groß sind. Es geht nicht nur um uns selbst – es geht um die Luftfahrt in Deutschland insgesamt."
Sollten die traditionell nur für ihre Partialinteressen agierenden Spartengewerkschaften tatsächlich einen gemeinsamen Kurs einschlagen, dürfte es bei den Tarifgesprächen der deutschen Fluggesellschaften, allen voran Lufthansa, ungemütlich werden. Denn die Durchschlagskraft der Arbeitnehmervertreter bei Streiks dürfte deutlich steigen. Gerade bei der Kranich-Airline mischt sich in die eigentlichen Tarifverhandlungen seit Jahren der Unmut über die Gründung neuer Airlines, mit dem Ziel, die Kosten zu senken.
Christian Schmicke