Streit um Finanzierung von Kaliforniens Zugprojekt eskaliert
Der US-Bundesstaat Kalifornien wehrt sich gegen die Entscheidung der Trump-Regierung, vier Milliarden Dollar an Fördermitteln für den geplanten Hochgeschwindigkeitszug zwischen San Francisco und Los Angeles zu streichen. Gouverneur Gavin Newsom spricht von einem politisch motivierten Angriff. Das Projekt ist seit Jahren von Verzögerungen und Kostensteigerungen geprägt.

Brightline
Solche Hochgeschwindigkeitszüge sollen – eigentlich – bald San Francisco und Los Angeles verbinden
Probleme mit der Bahn-Infrastruktur hat Deutschland keineswegs exklusiv für sich. In den USA spitzt sich ein Streit um Kaliforniens Hochgeschwindigkeitszug zu. Die Regierung unter Präsident Donald Trump will vier Milliarden Dollar an Bundesmitteln für das Bahnprojekt streichen. Kalifornien reagiert darauf nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters mit einer Klage und nennt das Vorgehen "illegal". Gouverneur Newsom sprach von einem politischen Racheakt gegen das Prestigeprojekt des Bundesstaats.
Vorwürfe: Politisch motivierter Förderstopp
"Das ist politisch motiviert und rechtlich nicht haltbar", sagte Newsom laut Reuters am Donnerstag. Die Klage der kalifornischen Bahnbehörde beim Bundesgericht in Los Angeles richtet sich gegen das Verkehrsministerium in Washington. Es gehe um "bindende Verträge", die Kalifornien erfüllt habe, so Behördenchef Ian Choudri. Zuletzt hätten Bundesprüfer im Februar 2025 bestätigt, dass alle Auflagen eingehalten worden seien.
Das 2008 von den Wählern per Anleihepaket genehmigte Projekt sollte ursprünglich 2020 abgeschlossen sein. Die geplante Verbindung zwischen San Francisco und Los Angeles sollte rund 33 Milliarden Dollar kosten. Inzwischen liegen die erwarteten Gesamtkosten bei bis zu 128 Milliarden Dollar, die Inbetriebnahme wird nicht vor 2033 erwartet.
Trotz der Verzögerungen weist Kalifornien auf Fortschritte hin: 70 Meilen Trasse seien vorbereitet, mehr als 50 Brücken, Unterführungen und Viadukte errichtet und rund 15.500 Arbeitsplätze geschaffen worden. Die ersten Gleise sollen zwischen Bakersfield und Merced verlegt werden – ein Abschnitt in einer konservativ geprägten Region, die wirtschaftlich stark vom Projekt profitiert.
Trump-Lager verteidigt Entscheidung
US-Verkehrsminister Sean Duffy verteidigte nach Reuters-Informationen den Mittelentzug: "Wir müssen den Stecker ziehen", wird der zitiert. Die Kalifornier hätten 15 Milliarden Dollar ausgegeben, ohne eine einzige Schiene zu verlegen. Sein Ministerium verweist auf ein 315-seitiges Prüfprotokoll, das massive Defizite bei Zeitplänen, Kosten und Nachfrageprognosen dokumentiert. Das kalifornische Bahnteam wies die Bewertung als "fehlgeleitet" zurück.
Die kalifornische Bahnbehörde betonte, dass der US-Staat mit seinen Investitionen im internationalen Vergleich deutlich zurückliegt. Während China seit 2008 über 1,4 Billionen Dollar in ein Hochgeschwindigkeitsnetz investiert habe, das heute fast 45.000 Kilometer umfasst, blieben die US-Ausgaben auf niedrigem Niveau. Kaliforniens Projekt sei das einzige seiner Art im ganzen Land.
Nachhaltigkeitsziele und Ausbaupläne
Langfristig soll das System vollelektrisch fahren, mit Geschwindigkeiten bis 350 Stundenkilometern und ausschließlich mit erneuerbarer Energie. Laut Planung könnten jährlich 200 Millionen Fahrzeugmeilen auf Autobahnen eingespart werden. In einer zweiten Phase ist eine Ausweitung der Strecke nach Sacramento im Norden und San Diego im Süden vorgesehen. Parallel läuft ein separates Projekt für eine Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen Los Angeles und Las Vegas.
Christian Schmicke