Mehrheit der Balearen-Bewohner sieht Tourismus kritisch
Eine neue Umfrage der Tourismusagentur der Balearen zeigt deutliche Kritik am Massentourismus: Zwei Drittel der Bewohner sehen die Infrastruktur überlastet und fast 80 Prozent machen den Tourismus für steigende Wohnkosten verantwortlich. Trotz der Sorgen bleibt er wichtigste Einnahmequelle.
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Die Bevölkerung der Balearen wird von negativen Begleiterscheinungen des Tourismus geplagt
Die Einwohner der Balearen sprechen sich mehrheitlich für eine Eindämmung des Tourismus aus. Laut der aktuellen "Encuesta de Percepción de los Residentes sobre el Turismo 2024", die von der Agentur für Tourismusstrategie der Inseln erstellt wurde, halten 75,6 Prozent die Zahl der jährlichen Besucher für zu hoch. Zwei Drittel unterstützen Beschränkungen bei Kreuzfahrten, Unterkünften und Besucherzahlen insgesamt. Besonders kritisch bewerten die Befragten Ferienwohnungen (80,5%) und Mietwagen (79,6%).
Belastung durch Wohn- und Lebenshaltungskosten
Ein zentrales Problem sind die steigenden Preise. 77,2 Prozent der Befragten sehen den Tourismus als Haupttreiber für höhere Wohnkosten. Mehr als die Hälfte gibt an, dass auch alltägliche Güter und Dienstleistungen teurer geworden seien. Hinzu kommen Umweltbelastungen: 62,3 Prozent berichten von negativen Folgen für Natur und Ressourcen.
Unterstützung findet unter anderem eine stärkere Lenkung des Tourismus. 67,6 Prozent der Befragten befürworten eine höhere Urlaubersteuer, die in nachhaltige Projekte fließen soll. Fast 90 Prozent sprechen sich für Maßnahmen zur Saisonentzerrung, zur besseren Verteilung der Besucherströme und für alternative Angebote jenseits von Sonne und Strand aus.
Tourismus bleibt zentraler Wirtschaftsfaktor
Trotz der Kritik bleibt der Tourismus für die Bewohner unverzichtbar. 86 Prozent nennen ihn wichtigste Einnahmequelle. 74 Prozent verbinden ihn mit qualifizierten Arbeitsplätzen, 77 Prozent sehen Vorteile für Freizeit- und Kulturangebote. Mehr als die Hälfte meint, dass der Tourismus die Lebensqualität verbessert oder stabilisiert.
Tourismusminister Jaume Bauzà betonte laut dem Mallorca Magazin, die Regierung habe seit ihrem Amtsantritt 2023 einen Nachhaltigkeitspakt vorgelegt, ein Dekret gegen neue touristische Plätze verabschiedet und den Kampf gegen illegale Unterkünfte verstärkt. Ziel sei es, den Druck auf Bevölkerung, Umwelt und Infrastruktur zu verringern. Zudem verhandelt die Regierung mit Kreuzfahrtgesellschaften über eine Begrenzung der Anläufe in Palma.
Christian Schmicke