13. November 2023 | 07:00 Uhr
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Wie Holiday Land mit neuem Gesellschafter die Zukunft plant

Nach der Übernahme durch Schauinsland Reisen und der Bildung einer Einkaufsgemeinschaft mit dem Schmetterling-Verbund blickt Albin Loidl (r.), Chef der Franchisekette Holiday Land, optimistisch nach vorn. Auch der neue Gesellschafter verspreche sich von dem Neuzugang einiges, sagt Schauinsland-Vertriebschef Detlef Schroer (l.).

Schroer Loidl

Detlef Schroer (l.) und Albin Loidl (r.) sind Geschäftsführer von Holiday Land

Die jüngere Vergangenheit war für die Reisebürokette außerordentlich bewegt. Nach der Pleite von Thomas Cook im Herbst 2019 übernahm zunächst die RTK sämtliche Anteile an dem Franchiseverbund. Im Zuge der Datenaffäre um RTK und FTI wurde dann schnell klar, dass Schauinsland das eigene Joint Venture mit RTK, die Reisebürokooperation Alpha, aus dem RT-Verbund herauslösen wollte. Der Veranstalter mit Sitz in Duisburg bekam, was er wollte und erhielt Holiday Land im Doppelpack gleich mit.

98 Prozent der Büros zogen mit 

Loidl, der beide Verbünde seit anderthalb Jahrzehnten führt, wirkt im Gespräch mit Reise vor9 durchaus erleichtert über den Deal. Samtliche Büros und Mitarbeiter von Holiday Land hätten zum Monatswechsel neue Verträge mit der Alpha Reisebüro GmbH erhalten, deren einziger Gesellschafter nun Schauinsland ist. Besonders die Tatsache, dass 98 Prozent der Büros nach dem Abschied von RTK mitgezogen sind, wertet er als Erfolg. "Wir sind ein unabhängiges Franchisesystem geblieben und haben aktuell 218 Franchisenehmer", berichtet er. 150 davon kamen am Wochenende zur Jahrestagung der Kette im Aldiana im türkischen Side – ein beachtlicher Zuspruch, wie Loidl hervorhebt.

 Vor-Corona-Umsatz wieder erreicht

Wirtschaftlich sieht Loidl die Kette in der Spur. Das Umsatzvolumen bewege sich um 32 Prozent über dem Vorjahr und erreiche mit geschätzten 360 Millionen Euro jenes des Geschäftsjahres 2018/19 leicht. Das weggefallene Cook-Volumen habe die einst zu dem Konzern gehörende Kette kompensieren können, berichtet der Holiday-Land-Chef. Wichtigster Umsatzbringer ist dabei TUI mit gut einem Drittel des Umsatzes. Dahinter folgt DER Touristik, dann Schauinsland.

Verträge mit 40 Veranstaltern im Kasten 

Für das neue Geschäftsjahr hat die Kette mit 40 Veranstaltern bereits die Verträge geschlossen, darunter TUI, Alltours, Bentour, Aida und Costa. Mit FTI und DER Touristik sei man im Gespräch mit TUI Cruises befinde man sich in „lebhaften Gesprächen“, sagt Loidl. Letzteres bezieht sich wohl auf die veränderte Systematik in der Vergütung der Reederei. Bei ihr werden die Premiumpreise im Pro-Tarif künftig deutlich besser vergütet als die nur nach Verfügbarkeit angebotenen Plus- und Pur-Tarife, die für die Abverkaufssteuerung genutzt werden.  

Schauinsland sieht Wachstumspotenzial 

Gesellschafter Schauinsland bietet Holiday-Land-Franchisern, ausgehend von zehn Prozent Grundprovision, eine Vergütung bis zu 13,5 Prozent ab einem Jahresumsatz von 450.000 Euro. Außerdem werde man 0,2 Prozent für jeden Umsatz-Euro Prozent obendrauf legen, wenn Holiday Land insgesamt eine Umsatzsteigerung von mindestens 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreicht. Der Umsatz der Kette mit dem Duisburger Veranstalter betrug 2022/23 rund 52 Millionen Euro.

Keine operative Einmischung 

"Da ist noch Luft nach oben", sagte Schroer den Tagungsteilnehmern. Aktuell liege Schauinsland für das neue Geschäftsjahr mit 25 Prozent bei Holiday Land im Plus, das Gesamtwachstum des Veranstalters sei aber höher. Und so warb der Schauinsland-Vertriebschef, der neben Loidl Co-Geschäftsführer bei Holiday Land ist, für die Vorzüge seines Arbeitgebers. Unter anderem verwies er auf die Schauinsland-eigenen R2 Hotels, die enge Zusammenarbeit mit der spanischen Kette Iberostar, Kreuzfahrt-Kombis mit Aida, die gute Bonität seines Arbeitgebers und darauf, dass die Superprovision des abgelaufenen Jahres schon auf das Konto der Reisebüros überwiesen sei. „Wir sind ein zuverlässiger Partner, erklärte er. Im Gespräch mit Reise vor9 lässt Schroer zudem durchblicken, dass er, ähnlich wie bei der Alpha-Kooperation, auch bei Holiday Land nicht vorhabe, sich operativ in größerem Umfang einzumischen. "Wir haben es hier mit sehr selbstbewussten Unternehmern zu tun", weiß der Manager.

Geräuschloser Technikwechsel

Für die Reisebüros sei der Wechsel von RT zu Schauinsland weitgehend geräuschlos verlaufen, berichtet Loidl. Die Umstellung der Technik habe an keiner Stelle zu Ausfällen geführt; das könne er rund zwei Wochen nach dem Vollzug sagen. Positiv blickt er auch auf das Einkaufsbündnis mit Schmetterling. Die ausgehandelten Provisionssätze sprächen für sich, sagt er. Meist seien identische Konditionen für alle Partner ausgehandelt worden; Ausnahmen gebe es bei Veranstaltern, die zu dem einen oder anderen Verbund eine besondere Nähe hätten. Das Bündnis ermöglicht zudem eine direkte Abrechnung der Kooperationen mit den Leistungsträgern. Darüber hinaus könnten die Agenturen die Buchungszentrale von Schmetterling nutzen, wenn sie beispielsweise unterbuchen müssten.

Bei der Tagung in Side vermittelten zahlreiche Teilnehmer im Gespräch den Eindruck, dass sie mit den neuen Partnerschaften einverstanden sind. Nach längerer Zeit im Schwebezustand könne man nun wieder arbeiten, ohne sich um die Zukunft des Franchisegebers Gedanken machen zu müssen, so die allgemeine Hoffnung.

Christian Schmicke

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