Wie der mobile Vertrieb über ein Qualitätssiegel streitet
Bereits im November war es angekündigt worden. In der vergangenen Woche ging das Qualitätssiegel „Fair Play“ der mobilen Vertriebssysteme von Take Off, Amondo und der mobilen Sparte von Protours, Promobil, an den Start.
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Kurz gesagt beinhaltet das "Fair-Play"-Siegel eine Selbstverpflichtung, der sich die teilnehmenden Unternehmen unterwerfen wollen: So versprechen sie, für ein "faires Miteinander" zu sorgen und als Zentralen selbst keinen Vertrieb an Endkunden aufzubauen. Weitere Punkte sind ein umfangreiches, unabhängiges Veranstalterportfolio, Beständigleit am Markt und die individuelle Betreuung der mobilen Verkäufer durch aktiven Support, eigene Ansprechpartner und ein kompetentes Servicecenter. Lauter Dinge also, die ein Verkäufer von seinem Vertriebssystem erwartet.
Die Initiatoren betonen, das Qualitätssiegel sei im Prinzip für weitere Vertriebssysteme offen, wenn sich diese den propagierten Kriterien anschlössen. Bislang gebe es aber noch keine weiteren Bewerber. Dafür gibt es aber schon einen prominenten Kritiker. Sascha Nitsche, Chef des Vertriebssystems Solamento, meldete sich zu Wort, um zu erklären, für ein solches Siegel bestehe aus seiner Sicht "keine Notwendigkeit". Schließlich sei Fair Play "selbstverständlich und eine grundsätzliche Voraussetzung für ein entsprechendes Geschäftsgebaren".
Kritik von der Konkurrenz
Aus Nitsches Sicht richtet sich die Verpflichtung, keinen Direktvertrieb einzurichten, vermutlich direkt gegen sein eigenes System. Denn seit September 2017 betreibt Solamento am Firmensitz in Essen ein eigenes Reisebüro. Bei Take off und Pro Tours handele es sich um "Firmen, die der Tui beziehungsweise dem DER-Verbund angeschlossen sind, welche sehr wohl Direktvertrieb betreiben". Zudem lehne er "eine Art Zusammenschluss der mobilen Systeme" aus seiner "marktwirtschaftlichen Überzeugung" und seinem "Grundverständnis" ab.
Orientierungshilfe
Auf der Website "mobiles-reisebuero24.de", die die drei Partner eingerichtet haben, finden sich Kurzportraits ihrer Organisationen, die deren Schwerpunkte verdeutlichen sollen. Kurt Koch, als Chef des mobilen Vertriebssystems der Tui, Take off, einer der Mitinitiatoren des Qualitätssiegels, will dieses nicht in erster Linie als Angriff auf die Konkurrenz anderer Vertriebssysteme verstanden wissen. Vielmehr sollten das Siegel und die Kurzbeschreibungen der drei beteiligten Systeme Reiseverkäufern, die sich ohne Ladenlokal selbstständig machen wollten, eine Orientierung bieten. "Wir wissen aus Erfahrung, dass viele Reiseverkäufer den Versuch unternommen haben, sich als mobile Ergänzung eines stationären Büros selbstständig zu machen", sagt er. Doch mit diesem Ansatz, der eigentlich einleuchtend klinge, hätten viele von ihnen schlechte Erfahrungen gemacht. Denn sobald sie auch Kunden berieten, die bereits zum Kundenkreis des Büros zählten, kämen Konflikte auf. "In der Praxis kommt es sehr schnell zu Diskussionen um den Umgang mit Bestandskunden", weiß Koch.
Die Idee zum gemeinsamen Auftritt sei den drei Akteuren gekommen, als sie festgestellt hätten, dass sie im Kampf um das beste Google-Ranking zur optimalen Auffindbarkeit viel Geld versenkten, berichtet der Take-off-Geschäftsführer. Das hilft nur Google, habe man sich gedacht. Weitere gemeinsame Aktivitäten seien nicht geplant. Schließlich befinde man sich untereinander in einem fairen, aber durchaus sportlichen Wettbewerb.