20. September 2019 | 07:00 Uhr
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TUI-Kunden landen in griechischem Schmuddel-Hotel

Kleines, dreckiges Zimmer, Fäkalgeruch, übelriechende Betten, fehlender Pool – die ersten Urlaubstage eines Schweizer Paares auf der Insel Santorin gingen gründlich daneben. Weil Veranstalter TUI keine alternative Bleibe fand, buchte das Paar auf eigene Faust um. TUI erklärte, das Hotel sei aus einer Hoteldatenbank gebucht worden und will sich bei den Kunden entschuldigen.

Hotel Santorin Blick Aufmacher

Aufreger-Story der Schweizer Zeitung Blick

Der Aufreger, der im Nachbarland für Schlagzeilen sorgte, gelangte durch das Boulevardblatt "Blick" an die Öffentlichkeit. Der durch das Reisebüro alarmierte Veranstalter hatte zunächst erklärt, die Suche nach einer neuen Bleibe könne 48 Stunden dauern und vertröstete die Kunden dann erneut um 24 Stunden. Diese hatten bis dahin schon selbst Maßnahmen ergriffen. Laut dem Bericht suchten auch andere Gäste des Hotels das Weite.

Neben der gerade in der Hauptsaison immer mal wieder auftauchenden Story "Kunden buchen Traumurlaub und landen in Horror-Hotel" wirft der Fall ein Schlaglicht auf ein Problem, dass sich bei den großen Anbietern immer mehr verstärken dürfte. Denn das Hotel war aus eine Bettenbank gebucht worden, die "oft für Last-Minute-Buchungen angeboten werde und preiswert sei", wie eine Sprecherin laut dem Bericht bestätigte. Diese Hotels würden nicht von TUI geprüft.

Anteil der Hotels aus Bettenbanken steigt massiv

Genau darin liegt bei der Sache offenbar der Haken. Denn wie TUI haben auch andere große Anbieter den Anteil der Hotels, die nicht mehr vom Veranstalter selbst unter Vertrag genommen, sondern über Bettenbanken oder OTAs generiert werden, massiv erhöht. Laut dem Branchenmagazin "FVW" bezieht TUI im Segment der Nur-Hotel-Angebote derzeit sagenhafte 120.000 Häuser über die Großhändler. Thomas Cook vertreibt rund 60.000  Hotels aus dem Sortiment von Expedia.

Das muss im Hinblick auf die Hotelqualität nicht unbedingt ein Problem sein. Allerdings hängt das dann nicht mehr von den Veranstaltern ab, sondern von den Qualitätskontrollen der Bettenbanken, mit denen sie zusammenarbeiten. Für die Kunden selbst ist zunächst nicht erkennbar, ob der Veranstalter das über ihn gebuchte Haus überhaupt kennt.

Gerade bei reinen Hotelbuchungen wirft das Fragen auf. Denn Marktführer TUI beschränkt seine "Qualitätsgarantie", die Kunden das Recht gibt, unter Erstattung des Reisepreises zurückzureisen, wenn der Veranstalter ein angezeigtes Problem mit dem Hotel nicht binnen 24 Stunden löst, auf "Paketreisen inklusive Flug",, wie es auf der Website in der Rubrik  "TUI-Garantien"  heißt.

Zwischen den vollmundigen Qualitätsversprechen, der Versicherung, man arbeite "gemeinsam mit unseren Hotelpartnern" unermüdlich an Qualitätsstandards, und der Realität klafft damit bezogen auf das Gesamtangebot eine immer größere Lücke.

Christian Schmicke

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