7. September 2016 | 13:22 Uhr
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Lufthansa Direct Connect - Durchbruch geschafft?

In den vergangenen Tagen ließ Lufthansa eine Erfolgsmeldung in Sachen "Direct Connect" auf die andere folgen. Alle sollten dieselbe Botschaft transportieren: Die vor einem Jahr eingeführte "Distribution Cost Charge" (DCC) in Höhe von 16 Euro pro Ticket für GDS-Buchungen hat dazu geführt, dass sich immer mehr Reisebüros, Ticketgroßhändler, Veranstalter, Firmenkunden und Geschäftsreisedienstleister direkt an die Buchungssysteme der Airline binden. Die Fluggesellschaft verweist dabei auf Großkunden wie Siemens und Volkswagen sowie Veranstalter wie Thomas Cook und Tui Suisse als Neuzugänge mit Direct-Connect-Anbindung. Nun seien "nahezu alle bedeutenden touristischen Partner in Deutschland" und 1.500 Iata-Agenturen weltweit direkt angebunden oder stünden "im engen Austausch zur Entwicklung einer Schnittstelle". Das sei "ein großer Schritt auf unserem Weg in eine neue Vertriebslandschaft in der Airline-Industrie", verkündete Vertriebschef Jens Bischof. Ein wichtiger Partner ist dabei ironischerweise GDS-Anbieter Amadeus. Dessen Tochterunternehmen Ifao trieb die Entwicklung der Schnittstellen für Siemens und VW mit voran.

Wie hoch der auf diesem Weg generierte Lufthansa-Umsatz tatsächlich ist, bleibt freilich offen. Dennoch stellt sich aus der Sicht des touristischen Vertriebs und der Veranstalter ebenso wie der Travel Manager die Frage: Wie konnte es dazu kommen? Denn vor Jahresfrist war der Aufschrei gegen DCC noch ebenso laut wie einmütig. Geschäftsreiseanbieter und Vertreter der Touristik, kündigten an, dass die Gebühr zu massiven Verschiebungen im Markt zu Lasten der Lufthansa führen werde. "Die deutschen Unternehmen ziehen ihre Konsequenzen aus der von der Lufthansa Group Anfang September 2015 eingeführten Distribution Cost Charge und prüfen nicht nur verstärkt alternative Buchungsmöglichkeiten, sondern wechseln auch bewusst und gezielt zu anderen alternativen Fluganbietern", verkündeten der Deutsche Reiseverband und der Geschäftsreiseverband Deutsches Reisemanagement (VDR) Mitte Dezember gemeinsam. Fast 75 Prozent der befragten Reisebüros, Ticketgroßhändler und Reiseveranstalter hätten bei einer Trendabfrage berichtet, "dass sich das Buchungsverhalten ihrer Kunden durch die Einführung der Lufthansa-DCC verändert hat" so DRV-Vorstand und BCD-Travel-Chef Stefan Vorndran. Über 40 Prozent hätten sogar angegeben, dass sich das Verhalten stark bis sehr stark verändert habe.

Doch schon damals war die zur Schau gestellte Empörung inklusive Drohkulisse allenfalls ein Teil der Wahrheit. Denn während sie sich noch öffentlich echauffierten, führten alle großen Akteure hinter den Kulissen bereits Gespräche mit Lufthansa über die Schaffung von Schnittstellen zu ihren Buchungssystemen und auch darüber, wer die Kosten dafür tragen sollte. Denn so recht trauen wollte der Einheitsfront gegen DCC niemand. Was wäre, wenn die anderen klammheimlich Direktanbindungen schaffen würden, man selbst aber weiterhin auf die teureren GDS-Buchungen angewiesen bliebe? Mittlerweile sind offenbar in beachtlichem Umfang Fakten geschaffen worden. Und auch mit Einsatz des neuen Iata-Datenstandards NDC kommt Lufthansa voran, wie das im August vorgestellte Pilotprojekt mit der Last-Minute-Tui-Beteiligung L'Tur zeigt. Deren-Kunden können nun bei der Buchung Zusatzleistungen wie Lounge-Voucher oder Extragepäck gleich mitbestellen. Das war bisher ausschließlich über die Lufthansa-Website möglich.