DRV soll Lobbyarbeit und Nachwuchswerbung stärker betonen
Effiziente Lobbyarbeit in Berlin und Brüssel, die Stärkung der Pauschalreise und die Steigerung der Attraktivität der Branche für Nachwuchskräfte sind die Aspekte, die der DRV am dringendsten stärker betonen sollte. Das geht aus einer aktuellen Reise-vor9-Umfrage hervor.
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Der DRV sollte das Werben um Nachwuchstalente stärker in den Vordergrund rücken, finden viele Teilnehmer unserer aktuellen Umfrage
Eine wichtige Erkenntnis vorab: Viele Touristiker haben offenbar gerade andere Schwerpunkte auf dem Herzen als die Zukunft des Deutschen Reiseverbands. Während sich an anderen Umfragen von Reise und Counter vor9 oft 400, 500, 1.000 oder noch deutlich mehr Branchenvertreter beteiligen, waren es bei der aktuellen Umfrage zu der Frage, welche Themen der DRV intensiver in Angriff nehmen sollte, gerade einmal 150.
Das reicht aus für ein ordentliches Meinungsbild. Zugleich verdeutlicht es, dass Verbandsthemen von vielen touristischen Akteuren längst nicht so heiß gegessen wie – auch von unserer medialen Aufbereitung – gekocht werden. Und dass vielen Reiseprofis das "Hemd näher als der Rock" ist. Das kann man verständlich finden oder unverantwortlich – jedenfalls ist es so.
Lobbyarbeit im Mittelpunkt
Inhaltlich setzen die Touristiker, die an der Umfrage teilgenommen haben, klare Akzente. Ihnen liegt in erster Linie die Lobbyarbeit des Verbandes bei der Bundesregierung und der Europäischen Union am Herzen. Mehr als 80 Prozent bezeichnen das Thema als vordringlich. Gut 70 Prozent beschreiben zudem die Stärkung der Pauschalreise als Reiseform als wichtig; auf etwa denselben Wert kommt das Thema Nachwuchsförderung und -gewinnung.
Teilnehmende Vertreter des Vertriebs unterstreichen in der Umfrage zudem die Bedeutung einer klareren Artikulation der Interessen der Reisebüros im DRV (88%) – naheliegenderweise ist dies den Befragten aus der Veranstaltersparte und Beschäftigten weiterer touristischer Dienstleister und Leistungsträger kein so dringendes Anliegen. Eine Mehrheit der Reiseprofis (55%) vertritt indes spartenübergreifend die Meinung, dass ein verpflichtender Schutz von Kundengeldern gegen Airline-Pleiten auf der Verbands-Agenda stehen sollte.
Säulendiskussion nur Randthema
Interessanterweise ist die in den vergangenen Jahren durch Austritte und Pleiten großer Akteure in Schieflage geratene Fünf-Säulen-Struktur des DRV offenbar nicht vielen Touristikern ein Anliegen. Als wichtig bezeichneten das Thema 36 Prozent der Vertreter von Vertrieb und Veranstaltern; die Befragten anderer touristischer Sparten (54%) nehmen es hingegen ernster.
Der Stellenwert einer möglichen Rückkehr des vormals größten DRV-Mitglieds TUI wird von Reisebüros zu 31 Prozent, den Vertretern von Veranstaltern zu 50 Prozent und bei den Touristikern weiterer Sparten zu 54 Prozent als hoch eingeschätzt.
Unterschiedliche Perspektiven
Unterschiedlich bewerten die Befragten aus Vertrieb, Reiseveranstaltung und weiteren Leistungsträgern auch die Frage, ob sich der DRV stärker für Klima-, Umwelt- und Naturschutz engagieren sollte. Dies halten 33 Prozent der Reisebüroexperten, 42 Prozent der Veranstalterbeschäftigten, wohl aber 75 Prozent der Umfrageteilnehmer aus weiteren touristischen Unternehmen für bedeutsam.
Weitgehende Einigkeit besteht unter den befragten Touristikern darin, dass eine Intensivierung des Dialogs zwischen den unterschiedlichen touristischen Interessengruppen innerhalb des Verbandes wünschenswert wäre. Zwar verweisen einige Umfrageteilnehmer in diesem Zusammenhang darauf, dass diese Aufgabe primär dem Dachverband BTW zukommt. Doch quer durch alle in der Umfrage vertretenen Sparten wünschen sich gut zwei Drittel der Befragten eine Stärkung der verbandsinternen Diskussionen.
Christian Schmicke