27. November 2025 | 20:30 Uhr
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ADAC-Reisevertrieb plant weitere lukrative Zukäufe

Der ADAC-Reisevertrieb stellt sich breiter auf. Im Gespräch mit Reise vor9 skizzieren die Geschäftsführer Aquilin Schömig (rechts) und Andreas Neumann (links) Wachstumsziele im Geschäftsreisesegment, Ausbaupläne für das Franchisesystem und den Paradigmenwechsel bei der Übernahme von Reisebüros.

Neumann Andreas Schömig Aquilin

Andreas Neumann (links) und Aquilin Schömig (rechts) sehen weiter gute Chancen für Reisebüroübernahmen

Der ADAC-Reisevertrieb meldet kräftiges Wachstum. Der Verbund steigerte seinen Umsatz von 190 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 291 Millionen Euro 2023. Im Geschäftsjahr 2024/2025 legte der Umsatz – befeuert durch Übernahmen – noch einmal um 75,3 Prozent auf 510 Millionen Euro zu.

Die Zahl der ADAC-Reisebüros wuchs in diesem Zeitraum von 150 auf rund 250. Neben neuen Franchisepartnern trugen insbesondere der Zukauf von rund 70 Galeria-Reisebüros sowie weiteren Einheiten zu diesem Sprung bei. "Das Fenster für wirtschaftlich sinnvolle Expansion ist weiterhin offen – das werden wir nutzen", sagt Schömig.

Rolle im Konsolidierungsprozess

Der ADAC-Reisevertrieb positioniert sich dabei als Gewinner der Konsolidierung. Die Zahl der Reisebüros in Deutschland ist nach Schömigs Angaben von 11.000 auf 7.000 gesunken, weitere Schließungen erwartet er mit Blick auf den demografischen Wandel. In einigen Jahren rechnet er nur noch mit rund 5.000 verbliebenen Reisebüros.

Trotzdem sieht Schömig stationäre Büros nicht auf dem Rückzug: "Wir schätzen die Überlebenschancen für den Verkauf im Reisebüro als sehr gut ein." Weniger Standorte führten zu einem höheren Umsatz pro Büro. Die größte Herausforderung ist aus seiner Sicht der Mangel an qualifiziertem Fachpersonal. Ohne kompetente und empathische Reiseverkäufer sei der Wettbewerb mit Online-Plattformen kaum zu gewinnen.

Marke ADAC als Anker

In diesem Umfeld will der Verbund seine Rolle als starker Partner ausbauen. Die Marke ADAC stehe für Vertrauen, Sicherheit und Seriosität – sowohl gegenüber Reisebüros, die Orientierung suchten, als auch gegenüber Endkunden. Bei der Nutzung des Potenzials von 22,6 Millionen Mitgliedern sei man auf einem guten Weg, aber es gebe noch viele ungenutzte Optionen, erklärt Neumann. Auch in den Geschäftsstellen arbeite der ADAC-Reisevertrieb noch an der Verbesserung des Cross Sellings.

Im Konsolidierungsprozess sieht Schömig unterschiedliche Optionen: neue Franchisepartner, die sich einem starken Verbund anschließen wollen, Übernahmen im Zuge ungelöster Nachfolgefragen in Inhaberbüros und die Nutzung der Arbeitgebermarke ADAC zur Gewinnung von Fachkräften. Eine Ausbildungsoffensive, bei der Inforeisen eine Schlüsselrolle spielen, und ein Jobportal auf adac.de sollen die Basis verbreitern.

Was die Übernahme von Agenturen angehe, habe sich das Vorgehen in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt, unterstreichen die beiden Geschäftsführer. Hätten früher die nackten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen die Hauptrolle gespielt, so blicke man heute verstärkt auf die Mitarbeiterstruktur. Sei ein größerer Teil der Beschäftigten eines verkaufswilligen Inhabers kurz vor der Rente, lohne sich ein Kauf in der Regel nicht. Denn dann verschwinde das eigentliche Potenzial eines Büros, Know-how und Kundentreue, in der Regel in kurzer Zeit, auch wenn in der Vergangenheit Erfolge gefeiert worden seien.

Business Travel als zweite Säule

Neben der Touristik rückt der Geschäftsreisebereich in den Fokus. Unter der Marke ADAC Travel Management Services (TMS) steuert die Sparte rund ein Drittel zum Gesamtumsatz von 510 Millionen Euro bei. Die Integration der Geschäftsreisebüros Papendick und MfG Travel, die jeweils knapp 100 Millionen Euro Umsatz pro Jahr erzielen, stärkt die Position.

Zwar liegt die Zahl der Geschäftsreisen weiterhin unter dem Vor-Corona-Niveau, doch der Umsatz hat nach Angaben von Neumann wieder frühere Werte erreicht. TMS sieht er sowohl organisch als auch durch weitere Zukäufe und Partnergewinne auf Wachstumskurs. International greift der Verbund auf Netzwerkpartner im Verbund One Global Travel zurück und bedient damit auch multinationale Kunden.

Am Montag lesen Sie im Teil 2 des Gesprächs, was die beiden Geschäftsführer des ADAC-Reisevertriebs mit dem Sortiment, Künstlicher Intelligenz und dem Nachwuchs vorhaben.

Christian Schmicke

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