Wie TAP Air Portugal im deutschen Markt wachsen will
Eigentlich stimmen die Rahmenbedingungen für Stefan Eiche (Foto), der TAP Air Portugal in den deutschsprachigen Märkten vertritt. Die Heimatbasis Portugal steht bei Reisenden hoch im Kurs, die Azoren ziehen immer mehr Besucher an und in Brasilien hat die portugiesische Airline, die dort 13 Airports anfliegt, in Europa eine Art Alleinstellung. Doch es gibt Hindernisse.

TAP
Stefan Eiche führt seit zwei Jahren die Geschäfte von TAP im deutschsprachigen Raum
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Alles klar für neues Wachstum in Deutschland, Österreich und der Schweiz? Ganz so einfach ist es nicht, sagt Eiche, der seit 2023 die Geschäfte von TAP im DACH-Markt leitet, im Gespräch mit Reise vor9. Es gebe da vor allem zwei limitierende Faktoren, schmunzelt er. Zum einen sei die Zahl der Flugzeuge, die die im staatlichen Besitz befindliche Fluggesellschaft besitzen dürfe, seit der Corona-Krise auf 99 limitiert. Der Gesellschafter, der TAP mit erheblicher Unterstützung beisprang, habe verhindern wollen, dass der Carrier das Geld für neue Flieger einsetze. Im nächsten Jahr, so Eiche, laufe das Limit aus. Ob und in welchem Ausmaß die Fluggesellschaft dann zusätzliches Material erhalten könne, werde in Portugal entschieden.
Flughafen Lissabon platzt aus allen Nähten
Der zweite limitierende Faktor sei der Flughafen Lissabon, so Eiche weiter. Der größte Hub von TAP platze aus allen Nähten, sämtliche brauchbaren Slots seien belegt. Dies schränke die Aufnahme zusätzlicher Verbindungen, etwa auf die Azoren oder im Transatlantikverkehr, zusätzlich ein. Dennoch habe TAP jüngst neue Verbindungen aufgenommen, etwa von Lissabon nach Los Angeles. Von Porto aus fliegt der Carrier nun nach Boston und von Faro an der Algarve nach Funchal auf Madeira.
Wichtigstes Reiseziel auf der Langstrecke ist mit Abstand Brasilien. Im September vergangenen Jahres nahm TAP Verbindungen von Lissabon nach Florianópolis auf, der Hauptstadt des Bundesstaates Santa Catarina im Süden des Landes. Seit April fliegt die Airline wieder nach Porto Alegre, der Hauptstadt des Bundesstaates Rio Grande do Sul, deren Flughafen nach Überschwemmungen im Mai 2024 für knapp ein halbes Jahr geschlossen war. Manaus im Bundesstaat Amazonas wird seit rund einem halben Jahr nach einer Unterbrechung ebenfalls wieder angeflogen. Aus Deutschland ergeben sich daraus Umsteigeverbindungen von zehn Airports – die kleineren, wie etwa Hannover oder Leipzig, sind teilweise im Codeshare oder saisonal angebunden.
Nachfrageschub für die Azoren
Fragt man Eiche nach der Destination mit dem stärksten Wachstumspotenzial, fallen ihm schnell die Azoren ein. TAP fliegt via Lissabon die Inseln São Miguel und Terceira an. Flores, Graciosa, Pico und Faial werden im Codesharing von SATA bedient. Mit Azores Airlines, die São Miguel von Frankfurt und saisonal auch von München und Düsseldorf anfliegen, gebe es zudem ein Agreement, dass Kunden von Veranstaltern den Hinflug mit der einen und den Rückflug mit der anderen Airline durchführen könnten, sagt Eiche. Damit seien auch Gabelverbindungen möglich, so der TAP-Deutschland-Chef.
Ein seit langem diskutiertes Thema, das abhängig von der Ausrichtung der jeweiligen portugiesischen Regierung mal stärker in den Vordergrund und dann wieder in den Hintergrund gerät, ist die geplante Privatisierung von TAP. Eiche kann daran logischerweise nur als Beobachter teilhaben. Unter der neuen Mitte-Rechts-Regierung scheint das Thema wieder in Bewegung zu kommen. Als Interessenten gelten, wie schon lange, Lufthansa, Air France-KLM und IAG – daran hat sich bislang nichts geändert.
Schwache Quartalszahlen durch langen Streik
Aus der Sicht des portugiesischen Staates, der Anteile an TAP abgeben will, dürften die Zahlen aus dem ersten Quartal 2025 die Lage nicht einfacher gemacht haben. Die Airline musste einen Nettoverlust von 108 Millionen Euro melden, 20 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Ursache seien vor allem außergewöhnliche Ereignisse wie ein 20-tägiger Pilotenstreik bei der Tochter Portugalia sowie die späte Osterperiode, die das im März endende Quartal umsatzmäßig belastet hätten. Allein für den Streik setzt die Airline einen operativen Schaden von 30 bis 40 Millionen Euro an. Der Gesamtumsatz lag mit 823 Millionen Euro um 4,5 Prozent niedriger als im Vorjahr.
In der Frankfurter Filiale steckt man mit Blick auf die wirtschaftliche Großwetterlage logischerweise in der Beobachterrolle. DACH-Chef Eiche ist gleichwohl optimistisch, nicht zuletzt mit Hilfe intensiver Zusammenarbeit mit den Veranstaltern nicht nur eine gute Sommersaison hinzulegen, sondern die Saison auch deutlich verlängern zu können. Ziele wie die Algarve und die Azoren seien längst bis in den Spätherbst hinein gefragt, erklärt er. Hinzu komme, dass Lissabon und Porto als Städtedestinationen gefragter seien denn je.
Christian Schmicke