1. September 2025 | 12:40 Uhr
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Mailen

Wie die Schweiz auf den Dertour-Hotelplan-Deal blickt

Nach der Genehmigung der Übernahme von Hotelplan durch Dertour ohne Auflagen hält der Präsident der Schweizer Reiseverbandes SRV, Martin Wittwer, den Deal für die beste Lösung, warnt aber vor Integrationsproblemen und Stellenabbau. Weitere Schweizer Branchenvertreter loben die schnelle Klarheit, äußern aber auch Bedenken.

Dertour Group Frankfurt

Die Dertour Group, hier die Zentrale in Frankfurt, wird mit der Hotelplan-Übernahme eine Weile beschäftigt sein

Die Schweizer Wettbewerbskommission Weko hat die Übernahme von Hotelplan durch die Dertour Group nach vertiefter Prüfung vergangene Woche freigegeben. Damit entsteht in der Schweiz ein neuer Marktführer, der fast die Hälfte des organisierten Reisemarkts auf sich vereint. Abtretungen, etwa von Reisebüros oder Marken, wurden nicht verlangt.

Für SRV-Präsident Martin Wittwer ist der Entscheid nachvollziehbar, wie er dem Fachportal FVW sagte. Eine Ablehnung hätte zu einer Phase der Unsicherheit geführt, so Wittwer. Er bezeichnet Dertour als besten Käufer. Der Konzern habe bei Kuoni "bewiesen, dass sie die Eigenständigkeit der Marken bewahren". Ein Finanzinvestor hätte aus seiner Sicht das Risiko einer Zerschlagung mit sich gebracht.

Integration als Risiko

Die eigentliche Bewährungsprobe sieht Wittwer in der Zusammenführung der Organisationen. IT-Systeme werden vereinheitlicht, zentrale Funktionen gebündelt, Doppelspurigkeiten im Filialnetz geprüft. Arbeitsplätze in Zürich könnten verloren gehen, so der SRV-Chef gegenüber FVW.

Die schnelle Kommunikation nach dem Closing stößt in der Schweiz auf Anerkennung. Dominic Eckert, Inhaber des Veranstalters Dreamtime Travel, sagte dem Fachportal Travel News: "Man hat sich offensichtlich intensiv vorbereitet und die Kommunikation in die eigene Hand genommen. Das schafft Vertrauen."

Unternehmenskultur auf dem Spiel?

Gleichzeitig bleibt Skepsis. Nach Auffassung von Globetrotter-Chef André Lüthi steht auf dem Spiel, ob die Hotelplan-Kultur erhalten bleibt. "Es ist zu hoffen, dass nicht gewinnorientierte Excel-Tabellen das bisher gelebte Miteinander verdrängen", erklärte er gegenüber Travel News.

Wittwer weist darauf unterdessen hin, dass die Kunden trotz hoher Marktkonzentration, die der Deal in der Schweiz mit sich bringt, weiter viele Wahlmöglichkeiten haben – von Direktbuchungen bei Airlines und Hotels über Online-Portale bis hin zu Veranstaltern im benachbarten Deutschland wie Schauinsland, Alltours oder Coral Travel. Für Konkurrenten wie TUI Suisse oder Bentour könnten sich durchaus Chancen ergeben, während Dertour mit der Integration beschäftigt sei.

Christian Schmicke

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