22. September 2025 | 07:00 Uhr
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TUI schärft Hotelkurs und baut Zielgebietscluster aus

TUI richtet die Strategie stärker auf Hotels, Kreuzfahrten und Aktivitäten aus. Vorstand Peter Krueger sieht dort die größten Wachstumsfelder und eine hohe Kapitalrendite. Das Hotelportfolio ist 2025 weiter gewachsen; in zwölf bis 18 Monaten peilt TUI deutlich über 500 Häuser an.

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Peter Krueger peilt im kommenden Jahr mehr als 500 Hotels unter TUI-Regie an

TUI versteht das Segment Holiday Experiences mit Hotels, Kreuzfahrten und Aktivitäten als wesentlichen Profittreiber. Krueger betont, hier sehe der Konzern "wirklich große Wachstumsfelder" mit guter Profitabilität. Das klassische Veranstaltergeschäft bleibe wichtig, doch Hotels und Zielgebiete öffneten dem Konzern zusätzliche Ertragspfade. Expansionstreiber sind Südostasien und ein globaler Vertrieb jenseits Europas. In Europa setzt TUI selektiv auf neue Standorte, etwa in der Türkei und an Spaniens Küsten.

Im Vorjahr zählte TUI 433 Hotels, im dritten Quartal 2025 bereits 458. Zusätzlich liege eine "Pipeline" von 70 Objekten mit festen Verträgen vor. In den kommenden zwölf bis 18 Monaten solle das TUI-Portfolio, das zwölf Marken umfasst, auf "deutlich über 500 Hotels" kommen. Das Wachstum erfolge mit verschiedenen Marken und Modellen – im Eigentum wie auch als Managementpartner Dritter.

Globale Ausrichtung und Vertrieb jenseits Europas

Während der Reisevertrieb historisch in Europa stark ist, richtet TUI das Hotelgeschäft konsequent global aus. Krueger verweist darauf, dass TUI "heute schon Kunden und Buchungen anzieht, die gar nicht aus Europa kommen". Beispiel Karibik: Ein hoher Anteil der Belegung kommt aus den USA und Kanada. Übergeordnetes Ziel ist nach seinen Worten ein eigener, markenübergreifender Hoteldirektvertrieb in Märkten, in denen TUI als Reiseveranstalter nicht präsent ist.

Besonders dynamisch entwickele sich Südostasien, sagt Krueger. TUI wächst dort mit mehreren Marken und Formaten, darunter auch eigene Häuser, etwa ein Robinson Club in Thailand und ein Objekt in Vietnam. Die Gruppe passt Markenwahl und Produkt an Standort und Hardware an: "Die Marke spielt eine große Rolle dafür, welche Kunden wir anziehen können", so Krueger. Für jedes Objekt werde das passende Konzept definiert. Die jüngsten Hoteleröffnungen in Asien fanden, wie berichtet, in China und Kambodscha statt. Für neue Projekte in Malaysia und Japan wurden Verträge geschlossen.

Qualität durch Ausbildung und Systeme

Zur Qualitätssicherung setzt TUI auf Ausbildung und ein internationales Personalsystem. Eigene Ausbildungsstätten – auch in Südostasien – und temporäre Expertenteams unterstützen neue Häuser bis zum lokalen Hochlauf. Dieses Prinzip habe TUI, meist zusammen mit Riu, bereits auf den Kapverden, im Senegal, und auf Sansibar verfolgt.

Häufig begleitet TUI die Entstehung von Hotels schon in der Bauphase. Bei spät entschiedenen Projekten ohne die Möglichkeit eines Eingriffs in die "Hardware" prüfe TUI Marktprofil, Lage und Ausstattung und ordne die passende Marke zu, sagt Krueger. Fehlten etwa Sportflächen, komme ein Sportclubkonzept nicht in Frage; bei hochwertiger Ausstattung rückten Premiumprodukte in den Fokus.

Kern der Zielgebietsstrategie sind sogenannte Cluster: mehrere Marken und Produkte an einer Destination für unterschiedliche Segmente – von Familien- bis zu Erwachsenenhotels. So sollen möglichst viele der 200 Passagiere in einem Flugzeug, die optimalerweise mit einer TUI-Airline anreisen, ein passendes Angebot finden. Auch operativ bringe die Bündelung Effizienzvorteile, so der TUI-Vorstand.

Selektives Vorgehen in Europa

In Europa setzt TUI auf gezielte Erweiterungen. In der Türkei entsteht ein neues Haus in Didim zwischen Bodrum und Izmir – eine "Vier-Jahreszeiten-Destination" mit einem Mix aus europäischer und lokaler Nachfrage. Unter der Marke Akra will TUI das Haus im Joint Venture mit Bartu, einem Geschäftszweig der Barut-Familie, die seit Jahren die Hotellerie in der Türkei prägt, betreiben. Das Akra Didim Resort & Spa soll im April 2026 eröffnet werden. TUI wirbt für das Haus mit hochwertiger Kulinarik. Das Resort mit insgesamt 359 Zimmern verfügt laut Krueger über eine Vielzahl von Zimmertypen, von Deluxe-Zimmern bis hin zu Suiten mit Pool und Whirlpool.

An der südlichen Mittelmeerküste der Türkei, in Belek, entsteht das TUI Blue Maviss. Das Hotel mit 499 Zimmern richtet sich besonders an Familien und bietet unter anderem drei À-la-carte-Restaurants sowie Zimmer mit direktem Poolzugang. Kinder erwartet ein abwechslungsreiches Programm im TUI Kids Club. Krueger spricht in dieser touristisch bereits intensiv erschlossenen Region von "Nachverdichtung".

Spanien und Italien bleiben interessant

An der Küste des spanischen Festlands beobachtet TUI steigende Nachfrage und Chancen, sowohl bei Neubauten als auch bei Bestandsobjekten. Das frisch renovierte TUI Blue Yaramar in Fuengirola empfängt ab Mai 2026 ausschließlich erwachsene Gäste. Das Hotel mit 225 Zimmern liege direkt an der zehn Kilometer langen Strandpromenade und biete einen großzügigen Pool mit Meerblick, drei Bars sowie zwei Restaurants, berichtet Krueger. Ein Fitnessbereich und Kurse wie Aqua-Training und Yoga sollen das Angebot abrunden.

Auch Italien bleibe interessant, sagt der TUI-Manager. Das neu gebaute Hotel TUI Blue Pardu soll im Mai 2026 eröffnen. Es liegt im Süden Sardiniens und bietet laut Krueger einen guten Ausgangspunkt für Inselerkundungen. Das Hotel verfüge über 145 Zimmer und richte sich mit einem TUI Kids Club gezielt an Familien.

Perspektiven im DACH- und Nordics-Markt

Für Deutschland liefen "aktive Gespräche" zu neuen Projekten, erklärt der TUI-Strategiechef. Komplett unter Dach und Fach sei aber aktuell keines davon. Chancen sieht TUI zudem in Nordeuropa – Schweden, Finnland, Norwegen. In Österreich sei die Gruppe bereits stark vertreten.

TUI skaliert das Hotelgeschäft global, baut Vertriebskanäle außerhalb Europas aus und vertieft Zielgebietscluster. Europa bleibt selektives Spielfeld, während Südostasien und weitere Fernmärkte das Wachstum treiben. Mit dem jüngsten Engagement im Oman setzt der Konzern weitere Akzente und weitet seine Hotelstrategie auf eine zusätzliche Destination aus. Auch hier setzt er mit Robinson, TUI Blue, Riu, Jaz und The Mora auf fünf Marken an einem Standort und schließt dafür ein Joint Venture mit der staatlichen omanischen Omran Group.

Christian Schmicke

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