Travelperk will mit smarter Technologie wachsen
Der Geschäftsreisedienstleister Travelperk sieht in der Digitalisierung von Reiseprozessen den Schlüssel für weiteres Wachstum. Deutschland-Chef Eugen Triebelhorn erklärt, wie sich das Unternehmen mit offenen Schnittstellen, dynamischen Reiserichtlinien und KI-gestützter Prozessoptimierung als Alternative zu etablierten Anbietern positioniert.

Travelperk
Eugen Triebelhorn sieht im Geschäftsreisemarkt eine Rückkehr zu bekannten Mustern
Mit einer durchgängigen Plattform will Travelperk komplexe Prozesse bei Geschäftsreisen vereinfachen. "Wir haben früh auf eine All-in-One-Lösung gesetzt, die Buchung, Abrechnung und Richtlinienmanagement verbindet", sagt Triebelhorn im Gespräch mit Reise vor9. Während der Corona-Pandemie sei deutlich geworden, dass Unternehmen zunehmend Wert auf Transparenz, Compliance und Integration ihrer Reisedaten legten. Darauf habe Travelperk mit der Öffnung seiner Systeme reagiert.
So könne die Plattform heute nahtlos in HR- und Prozessmanagement-Systeme eingebunden werden, ohne zusätzliche Integrationskosten. Daten wie Mitarbeiterprofile oder Reiserichtlinien flössen automatisch ein, Abrechnungen erfolgten regelkonform direkt in den Finanzsystemen der Kunden. "Das hat uns nach Corona starkes Wachstum ermöglicht", so Triebelhorn.
Stärken im Enterprise-Segment
Während Travelperk vor der Pandemie vor allem sogenannte unmanaged Companies adressierte – Firmen ohne eigenes Travelmanagement –, gewinnt das Unternehmen inzwischen auch Kunden im Enterprise-Segment. Dabei konkurriert es zunehmend mit großen internationalen TMCs und Plattformanbietern, die Reise- und Spesenabrechnung kombinieren.
"Unser Vorteil ist der dezentrale Ansatz", betont Triebelhorn. Mitarbeiter könnten selbst innerhalb definierter Richtlinien Reisen buchen, ohne auf Genehmigung durch zentrale Instanzen angewiesen zu sein. Die Policies würden automatisch hinterlegt, seien dynamisch anpassbar – etwa abhängig von Rolle, Reisezweck oder Verfügbarkeit. "Wir geben den Reisenden die Kontrolle zurück, ohne die Compliance der Firma zu gefährden."
Künstliche Intelligenz filtert Relevantes
Ein weiteres Wachstumsfeld ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz. Während Travelperk beim Kundensupport bewusst auf echte Menschen setzt, etwa bei Verspätungen oder Umbuchungen, kommt KI im Hintergrund intensiv zum Einsatz. Sie filtert Informationen, erkennt Prioritäten und steuert den Kommunikationskanal – ob Push-Nachricht oder E-Mail.
"Die KI entscheidet in Millisekunden, welche Info für den Reisenden jetzt wichtig ist", erklärt Triebelhorn. So werde etwa bei einem Gatewechsel sofort informiert, während weniger relevante Hinweise gesammelt im Postfach landen. Der Mensch werde so erst im letzten Schritt gebraucht – aber dann gezielt.
Beratung als Schlüssel zur Nutzung
Trotz technologischer Tiefe setzt Travelperk stark auf individuelle Beratung. Jeder Kunde erhält einen strategischen Account Manager, der auf Basis der Reisedaten Optimierungsvorschläge macht – von passenden Richtlinien bis hin zu Trainings für die Reisenden. Ziel sei es, die sogenannte Leakage zu vermeiden, also Buchungen außerhalb des Systems.
"Viele Unternehmen haben ein Travel-Tool, nutzen es aber kaum", sagt Triebelhorn. Travelperk wolle mit einfacher Bedienbarkeit und vollständiger Abdeckung aller Anbieter dagegenhalten. Dazu gehöre auch, dass Hotels vorab bezahlt sind und Mitarbeiter nicht in Vorleistung gehen müssen.
Für den deutschen Markt plant Travelperk eine tiefere Lokalisierung. Dazu gehört die vollständige Integration von Bahnverbindungen. Auch durch den Zukauf des Schweizer Anbieters Yokoy, spezialisiert auf Spesen- und Zahlungsmanagement, will das Unternehmen den End-to-End-Prozess weiter ausbauen. Ziel sei eine möglichst nahtlose Nutzererfahrung für Unternehmen und Reisende.
Rückkehr alter Reisegewohnheiten
Im Geschäftsreisemarkt sieht Triebelhorn eine Rückkehr alter Muster. Während nach der Pandemie längere Reisen mit mehreren Terminen üblich gewesen seien, stiegen inzwischen wieder kurzfristige Einzeltouren. "Die CO2-Debatte ist in den Hintergrund gerückt, wirtschaftlicher Druck führt zu schnellen Entscheidungen", so seine Einschätzung.
Dennoch wachse das Gesamtvolumen. Laut interner Umfragen erwarten rund 40 Prozent der Travelperk-Kunden für 2024 steigende Reisebudgets. Auch die Ausgaben deutscher Unternehmen in den USA hätten deutlich zugenommen – eine Folge des Inflation Reduction Acts und wachsender US-Investitionen europäischer Firmen.
Christian Schmicke