Rewe-Chef will mehr Geschäft mit Zusatzangeboten
Rewe-Chef Lionel Souque (Foto) sieht die Touristik als Wachstumstreiber des Konzerns, hadert aber mit der Ertragskraft von Pauschalreisen. Wachstumschancen sieht Souque hingegen im Ausbau von Zusatzangeboten und im Hotelgeschäft der DACH-Region.
Rewe
Lionel Souque beklagt die Ertragsschwäche von Pauschalreisen und will mehr mit Zusatzleistungen und Hotels in der DACH-Region verdienen
Die Rewe Group profitiere stark vom Reisegeschäft, erklärt Souque im Interview mit dem Manager Magazin (Abo). 2024 legte Dertour beim Umsatz um gut 21 Prozent zu. Souque führt das auf eine generell gute Entwicklung zurück – und auf die Insolvenz des Konkurrenten FTI. "Die Pleite von FTI hat unser Wachstum sicher beschleunigt, besonders in Deutschland", sagt er. Die Touristik habe mehr als ein Drittel zum Konzernwachstum beigetragen. In diesem Jahr wachse das Geschäft erneut zweistellig, auch wenn sich der Markt zuletzt etwas eingetrübt habe.
Zusatzgeschäfte im Fokus
Souque sieht Potenzial in Spezialthemen wie Wellness, Golf oder Tauchen. Über die eigenen Zielgebietsagenturen in 30 Ländern könne Rewe zusätzliche Services anbieten. "Mit uns verreisen international rund 13 Millionen Gäste jährlich. Es wäre doch nur logisch, dass die auch ihre Ausflüge, Sportevents oder Besichtigungen mit uns machen", schreibt er seiner Touristik-Tochter ins Aufgabenheft. Außerdem arbeite der Konzern an der Optimierung seiner App und der Buchungssysteme. Das klingt ganz ähnlich wie bei TUI-Chef Sebastian Ebel.
Die klassische Pauschalreise sei keineswegs überholt. "Die Deutschen lieben Pauschalreisen, weil sie dann vollkommen sicher sind", betont Souque. Im Krisenfall trage der Veranstalter die Verantwortung und sorge für Ersatz oder Erstattung. Allerdings sinke die Ertragskraft des Modells. Der Markt sei hart umkämpft, die Margen gering.
Investitionen in Hotels
Beim Ausbau des Hotelgeschäfts setze Rewe auf die DACH-Region, so der Firmenchef. Hotels, die ohne Flugzeug erreichbar sind, seien sichere Investments. Auch deshalb habe die Gruppe gemeinsam mit der DSR Hotel Holding zuletzt die Kette Travelcharme mit 13 Häusern in Deutschland, Österreich und der Schweiz übernommen.
Investitionen in politisch instabilen oder klimatisch riskanten Regionen schließt Souque dagegen aus. Dazu zählt der Manager übrigens auch Spanien: Zwei Hotels auf Fuerteventura und in Andalusien habe DSR übernommen, weil man bereits investiert habe. Das seien aber Ausnahmen, so Souque. Interessant dabei: fast zeitgleich veröffentlichte die Dertour Group eine Mitteilung zur Eröffnung zweier neuer Häuser der Marke Ananea in Ägypten und Portugal.
Christian Schmicke