17. November 2025 | 15:18 Uhr
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Lob, Kritik und Forderungen zur geplanten Steuerentlastung

Die Bundesregierung will bekanntlich die Luftverkehrssteuer zum 1. Juli senken. Während die Union niedrigere Ticketpreise fordert und besonders Lufthansa in der Pflicht sieht, kritisieren die Grünen klimaschädliche Subventionen. Die Reisewirtschaft begrüßt die Entlastung als Schritt für bezahlbare Mobilität. Doch nicht alle Branchenvertreter sind begeistert.

Ticketsteuer

Zur geplanten Senkung der Luftverkehrssteuer mehren sich Lob, Forderungen und Kritik

Die politische Debatte über die geplante Senkung der Luftverkehrsteuer zum 1. Juli 2026 nimmt Fahrt auf. Nach dem Beschluss der Koalition aus Union und SPD, die Steuer wieder auf das Niveau vor der Erhöhung 2024 zurückzuführen, fordert die Union spürbare Effekte für Fluggäste. Gleichzeitig wächst die Kritik an der Entscheidung – insbesondere mit Blick auf Klimaziele und soziale Auswirkungen.

Union verlangt niedrigere Ticketpreise

Der CSU-Verkehrspolitiker Stephan Stracke erwartet von den Fluggesellschaften Preisbewegung nach unten. "Der Ticketpreis muss runter", sagte er der Bild am Sonntag und appellierte vor allem an Lufthansa. Stracke fordert eine Preissenkung möglichst noch vor dem Inkrafttreten der Steueränderung, damit der Sommerurlaub 2026 günstiger werde. Zudem solle die Lufthansa ihr Flugangebot prüfen und gestrichene Verbindungen zurücknehmen.

Die geplante Steuerentlastung soll der Branche rund 350 Millionen Euro bringen. Gleichzeitig ist vorgesehen, die Flugsicherungskosten 2026 erstmals zu senken und Gebühren bis 2029 insgesamt um gut zehn Prozent zu reduzieren.

Grüne kritisieren klimaschädliche Signale

Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge bezeichnet die Steuerabsenkung als verfehlte Politik. Sie verwies im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP darauf, dass gleichzeitig das Deutschlandticket teurer werde und Pendler stärker belastet würden. Zuschüsse für die Luftfahrtindustrie seien angesichts der UN-Klimakonferenz in Belém ein "verheerendes Signal", da Deutschland damit klimaschädliche Subventionen ausweite und glaubwürdige Klimaambitionen unterlaufe.

Reisewirtschaft begrüßt die Entlastung

Der Präsident des Deutschen Reiseverbandes, Albin Loidl, nennt die Rücknahme der Erhöhung einen wichtigen Schritt, "damit Urlaub für alle bezahlbar bleibt". Flugreisen seien zuletzt durch zahlreiche Steuer- und Gebührenanhebungen teurer geworden. Für eine vierköpfige Familie könnten allein bei der Luftverkehrssteuer bis zu 300 Euro anfallen.

Loidl betonte die wirtschaftliche Bedeutung des Luftverkehrs für Reisebranche und Gesamtwirtschaft. Der Sektor sichere hunderttausende Arbeitsplätze und ermögliche internationale Verbindungen für Unternehmen. Zugleich verwies er auf die Rolle des Tourismus in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Weitere Entlastungen – etwa sinkende Gebühren bei Flugsicherung und Sicherheitskontrollen – seien ein Signal für den Luftverkehrsstandort Deutschland.

Branche braucht Fortschritte bei nachhaltigen Treibstoffen

Loidl fordert zudem mehr politische Unterstützung für klimafreundliche Mobilität. Entscheidend sei der Aufbau einer industriellen Produktion von E-Fuels zu tragbaren Preisen. Die Streichung der nationalen Power-to-Liquid-Quote sei ein sinnvoller Schritt. Vorgaben der EU reichten nicht aus, um die Versorgung zu sichern.

Der Reisebüroinhaber und DRV-Vizepräsident Ralf Hieke wirft der Politik indes in einem Beitrag auf der Plattform Linkedin vor, sich zu sehr auf Steuersenkungen zu konzentrieren. Preisprobleme für Familien entstünden vor allem durch Saisonzeiten und Ferienregelungen. Wer außerhalb der Ferien reisen könne, spare bereits heute deutlich.

Hieke sieht auch Airlines und Veranstalter in der Pflicht, ihre Preismodelle so anzupassen, dass starke Preisspitzen sinken und Erlöse in der Nebensaison steigen. Als alternative Gegenfinanzierung der Steuerentlastung bringt er die stärkere Besteuerung von Luxusflügen ins Spiel – ein Vorschlag, der zur UN-Klimakonferenz erneut diskutiert wird.

Christian Schmicke

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