7. April 2017 | 13:00 Uhr
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Gästemix-Frage spaltet die Touristik

Zwei Drittel der rund 300 Touristiker, die an der Gloobi-Umfrage zum Gästemix in der Ferienhotellerie teilnahmen, halten das Zusammentreffen von deutschen und russischen Urlaubern im selben Hotel für problematisch. Nur etwas mehr als ein Prozent der Reiseprofis ist davon überzeugt, dass die deutsch-russische Freundschaft am Urlaubsort gut funktioniert. Der Begegnung zwischen deutschen Urlaubern und Vertretern anderer Nationen trauen die Umfrageteilnehmer deutlich mehr Potenzial für ein nettes Miteinander zu. Am beliebtesten sind dabei offenbar Feriengäste aus den nordischen Ländern, denen 78 Prozent attestieren, sie harmonierten mit Reisenden aus Deutschland. Positiv ist die Einschätzung auch zu den Spaniern, denen immerhin 64 Prozent bescheinigen, dass sie gut zu deutschen Gästen passen. Insgesamt ist die überwiegende Mehrheit der Touristiker bei Angehörigen aller Nationalitäten mit Ausnahme Russlands davon überzeugt, dass sie gut oder wenigstens mittelprächtig mit deutschen Urlaubern harmonieren.

Dass die jüngste Ankündigung von Thomas-Cook-Chef Peter Fankhauser, den deutsch-britischen "Handtuchkrieg" ad acta zu legen und das Gros der Hotels in den wichtigsten Ferienzielen künftig parallel in Deutschland und Großbritannien zu vermarkten, eine gute Idee ist, glauben rund 37 Prozent der Befragten. 17 Prozent schränken ein, der teutonisch-angelsächsische Gästemix funktioniere nur, so lange keine der beiden Gruppen zu dominant im Hotel vertreten sei. 27 Prozent der Touristiker meinen hingegen, die Urlaubsgewohnheiten beider Nationen harmonierten überhaupt nicht gut miteinander. Sie befürchten, dass Spannungen und Reklamationen künftig zunehmen könnten. 24 Prozent vertreten die Auffassung, deutsche und britische Gäste zusammenzubringen, sei nur in der gehobenen Hotellerie unproblematisch.

Aus vielen Kommentaren der Teilnehmer geht hervor, dass sie weniger die Nationalität der Gäste für entscheidend halten, als die Frage, um welchen Urlaubertypus es sich handelt. Eine wirklich internationale Belegung der Hotelbetten mit Angehörigen mehrerer Nationalitäten halten die Touristiker ohnehin für unproblematisch. Zahlreiche Reiseprofis argumentieren zudem, in einer globalisierten Welt sollte die Frage kein Thema mehr sein. Manch einer zeigt sich überrascht, dass große Veranstalter bei der Vermarktung überhaupt zwischen ihren Quellmärkten differenzieren. Und einige Zeitgenossen meinen gar, allein die Frage nach dem Nationalitätenmix in der Ferienhotellerie verstoße gegen die Antirassismusrichtlinie der EU.

Christian Schmicke

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