24. März 2021 | 07:00 Uhr
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Welche Überraschungen warten in Litauen auf Besucher?

Das baltische Land wird von Veranstaltern oft in Verbindung mit den Nachbarstaaten angeboten. Warum es lohnt, sich für den Besuch Zeit zu nehmen, erklärt Dovile Venckuté, Marketingleiterin für Deutschland, Frankreich und Benelux bei Lithuania Travel, im Interview.

Kurische Nehrung

Die Dünen der kurischen Nehrung sind weithin berühmt

Was sollten deutsche Urlauber keinesfalls verpassen, wenn sie nach Litauen kommen?

Dovile Venckuté: Wir haben festgestellt, dass viele unserer Gäste aus Deutschland einerseits das Meer und die Natur genießen und dass sie sich andererseits für unser kulturelles Erbe interessieren. Deshalb sind Klaipeda und die Kurische Nehrung bei deutschen Urlaubern beliebt. Natur und Stadt bilden hier einen harmonischen Kontrast. Auf keinen Fall verpassen sollten Besucher einen Spaziergang auf dem Erlebnispfad im Naturschutzgebiet Nagliai auf der Kurischen Nehrung. Die atemberaubende Landschaft auf dieser Halbinsel wird auch als Litauische Sahara bezeichnet. Und auch der Besuch des Thomas-Mann-Hauses in Nida sollte oben auf der Liste stehen.

Was dürfen Urlauber in dieser Region in kulinarischer Hinsicht erwarten?

Ich empfehle, auf jeden Fall die traditionellen geräucherten Fischspezialitäten zu probieren, und natürlich unsere berühmte kalte Rote-Beete-Suppe. Šaltibarščiai, wie die Suppe in unserer Sprache heißt, gibt es im Sommer in jedem Restaurant. Von dem auffälligen Pink unserer Spezialität sollten sich Besucher nicht irritieren lassen – genutzt werden ausschließlich ganz natürliche Zutaten.

Welche Zielgruppen wollen Sie in diesem besonderen Jahr für Litauen gewinnen?

In diesem Jahr richtet sich der Fokus klar auf Reisende, die Naturerlebnisse suchen. Sie sind oft mit dem Fahrrad unterwegs und lieben unsere Wanderwege. Für Aktivurlauber, die Rad fahren, wandern oder mit dem Camper unterwegs sein wollen, sind wir gut mit dem Auto oder mit der Fähre erreichbar. Für eine Rundreise sollte man sich fünf bis acht Tage Zeit nehmen.

Gibt es außer Natur und Kultur noch spannende Angebote? 

Wellness und Gesundheitsurlaub, zum Beispiel. Vor allem bei Best Agern sind unsere Angebote, die auf natürlichen Mineralquellen, Heilschlamm, heimischen Kräutern oder Bernstein-Therapie beruhen, sehr populär. Die Corona-Pandemie hat viele Menschen zur Verringerung ihrer Aktivitäten gezwungen und damit ihr körperliches Wohlbefinden beeinträchtigt. In unseren Spa-Resorts können sie wieder auftanken.

Wird die Corona-Pandemie für den Tourismus in Litauen zu langfristigen Veränderungen führen?

Na ja, es ist schwer, langfristige Veränderungen vorherzusagen. Aber wir sehen langsame Veränderungen im Reiseverhalten. Die meisten Prognosen gehen von einem Zuwachs bei naturnahen Urlaubsaktivitäten aus. Deshalb setzen wir stark auf Outdoor-Aktivitäten. Aber auch der Städtetourismus wird weiter eine wichtige Rolle spielen, und das widerspricht dem Trend zur Naturnähe nicht einmal. Unsere Hauptstadt Vilnius hat zum Beispiel einen 100 Kilometer langen Wanderweg durch Wälder und Täler, der auch bei den Einheimischen sehr beliebt ist. Außerdem kann man mitten in der Stadt Kayak fahren. Unsere Städte sind nicht so überlaufen wie etwa Barcelona oder Rom. Deshalb finden Urlauber bei uns auch im städtischen Umfeld immer genügend Platz.

Welches sind die häufigsten Missverständnisse unter Reisenden oder Reisebüros zu Litauen?

Litauen wird oft immer noch als kleiner Teil der drei baltischen Staaten wahrgenommen. Reiseveranstalter neigen häufig dazu, uns bei Reisen ins Baltikum nur drei bis vier Tage zum Besuch der bekanntesten Attraktionen zu widmen. Das ist für Erstbesucher vielleicht in Ordnung, aber Litauen hat so viel mehr zu bieten – zum Beispiel große Dünen, gemütliche Baumhäuser tief in den Wäldern, Moore mit unberührter Flora und Fauna, architektonische Schätze aus der Zwischenkriegszeit oder Bunker aus der Zeit des Kalten Krieges. Es gibt unendlich viele Entdeckungen abseits der ausgetretenen Pfade.

Was ist Ihr Lieblingsplatz in Litauen?

Der Aukštumala Erlebnispfad, der nahe meiner Heimatstadt Šilutė auf hölzernen Bohlen über ein Hochmoor führt. Wenn ich meine Familie besuche, nehme ich meinen Hund immer auf einen kurzen Spaziergang dorthin mit. Mit ein bisschen Glück kann man Elche oder Hirsche beobachten; das ist jedes Mal ein Erlebnis.

Wie sehen Ihre persönlichen Reisepläne für den Sommer aus?

Ich liebe Aktivurlaub und wandere oder laufe oft, wenn ich verreise. Dieses Jahr habe ich beschlossen, meinen Urlaub in Litauen zu verbringen und den ganzen Pilgerweg Camino Lituano mit dem Rad zu erkunden. Das Ziel ist, die 500 Kilometer in acht bis zehn Tagen zurückzulegen. Ich starte in Žagarė nahe der lettischen Grenze und komme am Schluss nach Seiniai an der Grenze zu Polen. Seit ich den Jakobsweg nach Santiago de Compostela gegangen bin, freue ich mich noch mehr auf dieses Erlebnis!

Venckuté Dovile

Dovile Venckuté ist Marketingleiterin für Deutschland, Frankreich und Benelux bei der nationalen litauischen Tourismusentwicklungsagentur Lithuania Travel. Nicht nur beruflich, sondern auch privat sind ihr Natur- und Outdoor-Erlebnisse wichtig.

Mehr über das baltische Land erfahren Sie mit unserer Themenwoche Litauen auf Counter vor9: News, Hintergrund und Tipps für die Beratung im Reisebüro.

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