14. März 2022 | 07:00 Uhr
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Kanadas Big Five sind Bären, Wale, Elche, Karibus und Bisons

Nicht nur in Afrika gibt es die Big Five, die großen Tiere. Kanada kann beim Tierreichtum locker mithalten im Meer und an Land. Freilebende Eisbären und Grizzlys, Unmengen von Walen, riesige Karibu-Herden, mächtige Elche und gewichtige Bisons, wir stellen Ihnen die Big Five von Kanada etwas genauer vor und verraten, wo man sie findet.

Kanada Orcas iStock slowmotiongli

Orcas sind nur eine von über 30 Walarten, die an Kanadas Küsten zuhause sind

WALE: Was macht der Buckelwal bloß an der gischtumschäumten Felsenklippe? Sein mächtiges Haupt ragt meterhoch aus dem kabbeligen Atlantik, das gewaltige Maul mit den meterlangen, hin und her schwingenden Barten ist weit geöffnet. "Der schaut häufig hier vorbei", sagt der Guide, "er lehnt quasi an dieser Klippe und benutzt sie als Massagebrett, auf dem er sich von der Brandung auf und ab tragen lässt."

Keine seltene Wal-Szene in Neufundland und Labrador. An den Küsten der Provinz im Atlantik verbringt die weltgrößte Population an Buckelwalen den Sommer. Walbeobachter zählen allein in Neufundland und Labrador über 20 Arten, allen voran Buckel-, Finn- und Zwergwale sowie Orcas und Weißseitendelfine. Insgesamt tummeln sich über 30 Walarten vor Kanadas Küstenlinie.

Kommerzielle Walbeobachter etwa in Bay Bulls, Twillingate und Quirpon Island bringen ihre Gäste in kleinen Motorbooten zu den sanften Riesen hinaus. Auch in Nova Scotia, New Brunswick und Québec werden Walbeobachtungstouren angeboten. In Churchill an der Hudson Bay in Manitoba können die dort lebenden weißen Belugawale sogar vom Kajak aus beobachtet werden. Und die Salish Sea zwischen Vancouver Island und dem Festland von British Columbia steht vor allem für Orca-Sichtungen. Anbieter auf Vancouver Island führen auf ihren Touren zu den schönen sowie klugen Schwertwalen, die mit etwas Glück sogar vom Ufer aus erlebt werden können.

Kanada Alberta Banff Natinalpark Grizzly Foto iStock bgsmith

BÄREN: "Sag ihnen Bescheid, dass du kommst. Gib ihnen Raum, und keine hastigen Bewegungen. Fischen und fressen. Das ist alles, was sie wollen." Der Bärenführer, ein Mitglied der hiesigen First Nation, sagt es, und stapft los. Immer das Flussufer entlang zu einem kleinen Wasserfall, wo sich die in diesem Abschnitt des Regenwaldes lebenden Schwarzbären zum Lachse Jagen einfinden.

Schwarzbären gibt es fast überall in Kanada. In British Columbia und Alberta sind die Chancen, ihnen zu begegnen, wohl am größten. Angst vor einem Treffen oder gar Panik ist unbegründet, doch Respekt ist angesagt und die von Experten und Parkrangern empfohlenen Verhaltensregeln sollten in jedem Fall befolgt werden. Das gilt natürlich auch für die an ihrem charakteristischen Buckel erkennbaren Grizzlybären.

25.000 Grizzlys leben in Kanada, davon gut 15.000 in British Columbia. Beste Chancen auf Sichtung bestehen in den Nationalparks Banff und Jasper sowie im Norden von British Columbia, vor allem während der Lachssaison Ende August bis Anfang September. Weitere rund 7.000 streifen durch den Yukon. Die beste Aussicht, diese wunderschönen Tiere zu erleben, bieten sich bei Fahrten auf der Haines Road, dem Dempster Highway sowie der Atlin Road.

Nicht nur die Schwarzbären locken Besucher an, auch Kanadas Eisbären stehen hoch im Kurs. Anzutreffen sind die weißen Riesen im hohen Norden. Von den 25.000 Eisbären weltweit sind 17.000 in Kanada zuhause. Am einfachsten zu organisieren sind Bärenbeobachtungen in Churchill in Manitoba. Der kleine Ort an der Hudson Bay ist als "Polar Bear Capital of the World" bekannt und bietet im Winter Eisbär-Touren mit batteriebetriebenen E-Tundra-Buggys an. Im Spätsommer bieten First-Nation-Guides geführte Wanderungen durch die Tundra an, auf denen Eisbären beobachtet werden können.

Kanada Karibu Herde im Schnee iStock Geoffrey Reynaud

KARIBUS: Ein Bild wie dieses im Ivvavik National Park im äußersten Nordwesten des Yukon Territory kennt man sonst nur aus Afrika: Soweit das Auge reicht sind Karibus zu sehen. Die grauen, hirschähnlichen Tiere mit stangenähnlichem Geweih stehen in den Tälern, an den Hängen, auf den Bergplateaus darüber. Es müssen Tausende sein. Wenn die Porcupine-Herde durch die Region zieht, können Beobachter ihr Glück nicht fassen.

Karibus sind die Rentiere Nordamerikas. Etwas kleiner als ihre skandinavischen Vettern, leben sie im hohen Norden Kanadas. Besonders eindrucksvoll sind ihre jahreszeitlichen Wanderungen zwischen ihren Winter- und Sommergründen. Viele tausend Tiere machen sich dann auf den Weg und ziehen dabei viele weiterer Tiere, allen voran Wölfe, Füchse, Steinadler und Grizzlybären nach sich. Die zwischen dem Norden des Yukon und Alaska wandernde Porcupine-Herde ist mit 200.000 Tieren die größte und legt alljährlich gut 2.400 Kilometer zurück, das schafft kein anderes Landsäugetier.

Die jährlichen Routen der Karibus sind zwar nicht vorhersagbar, doch die besten Chancen, Teile der Herden zu sehen, bieten sich im Winter entlang der Highways im Yukon. Am Alaska Highway in der Nähe von Watson Lake sind Sichtungen der Carcross-Herde möglich, während die Finlayson-Herde in der Nähe des Campbell Highway zu überwintern pflegt. In den Northwest Territories kann man sie am ehesten vom Dempster Highway aus sehen.

Kanada Alberta Elch Spray Valley Provincial Park iStock bgsmith

ELCHE: Das Hochgefühl, diesen Wanderweg in Neufundland ganz allein genießen zu dürfen, ist jäh vorbei. Plötzlich geht alles ganz schnell. Erst das Gefühl, doch nicht allein in diesem Waldgebiet zu sein. Dann der Adrenalinschub. Plötzlich kracht es im Gebüsch neben dem Trail, als ob alles kurz und klein geschlagen würde. "Hast wohl einen Elch aufgeschreckt", sagt der Parkranger später.

Elche sind die größten Vertreter der Hirschfamilie. Sie werden von der Schulter bis zum Huf bis zu 1,80 Meter groß und wiegen bis zu 400 Kilogramm. Oder etwas bildlicher: Ausgewachsene Wapiti-Bullen sehen neben ihnen zwergenhaft aus. Das gewaltige Schaufelgeweih der Bullen kann eine Spannweite von knapp zwei Meter erreichen und bis zu 20 Kilogramm wiegen. Elche sind enorm kräftig, sie können schwimmen und metertief tauchen und sich mühelos in jedem Gelände bewegen.

Gute Chancen auf Elchsichtungen bieten besonders Neufundland auf der Northern Peninsula, Québec im Parc national de la Gaspésie und Ontario im Algonquin Provincial Park. Auch in British Columbia sind die Aussichten auf Elche gut besonders im Bowron Lakes Provincial Park vom Kanu aus, während einer Paddeltour auf dem Crooked River nördlich von Prince George und am Moose Lake im Mount Robson Provincial Park. Die beste Zeit für Elchsichtungen ist frühmorgens und vor Sonnenuntergang.

Kanada Alberta Bison Elk Island Nationalpark Foto Robin Laurenson Motherpixels

BISONS: Das massige Tier steht mitten auf dem Mackenzie Highway in den Northwest Territories und rührt sich nicht von der Stelle. Das kann es sich natürlich leisten, schließlich ist der Verkehr hier meistens gleich null. Doch was macht er da? Ein Power-Nickerchen? Wartet er auf etwas? Vorbeifahren ist auf jeden Fall unmöglich. Plötzlich hebt er seinen Schwanz, und plötzlich kommt Licht ins Dunkel.

Mit dem massiven, gehörnten Kopf, dem gewaltigen, muskelbepackten Nacken und der zotteligen dunkelbraunen Mähne sehen die im Schnitt über 700 Kilogramm schweren Bisons aus wie Besucher aus der Steinzeit. Einst zogen 30 bis 50 Millionen dieser wuchtigen Tiere durch die Prärie, dann wurden sie im späten 19. Jahrhundert vor allem in den USA fast ausgerottet. Heute gibt es wieder kleine Herden in British Columbia und Alberta, Süd- und Nordwest-Saskatchewan und den Northwest Territories.

Am ehesten sind Bisons entlang der Straßen am Great Slave in den Northwest Territories zu sehen sowie im Grasslands Nationalpark in Saskatchewan und am Alaska Highway auf Höhe der Liard Hot Springs in British Columbia. Weitere gute Gelegenheiten bietet der Elk Island Nationalpark sowie der Banff Nationalpark in Alberta. Im Riding Mountain Nationalpark in Manitoba lebt im Norden des Parks eine Bisonherde in einer Fläche von nur 500 Hektar. Begegnungen mit den Tieren sind dort garantiert.

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