6. November 2022 | 12:34 Uhr
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Kleine Inselkunde Jersey

Ein bisschen Großbritannien, ein wenig Frankreich – und ganz viel Eigenständigkeit: Die größte Kanalinsel Jersey liegt unweit der französischen Küste, befindet sich aber im Besitz des englischen Königshauses. Touristen schätzen die Mischung beider Kulturen, die man hier vorfindet, ebenso wie die facettenreiche Geschichte und geografische Superlative.

Jersey Bonne Nuit Harbou iStock Gary Le Feuvre

Von oben wirkt Jersey mitunter wie eine Insel im Mittelmeer

Jersey ist ziemlich winzig. Das Eiland im Ärmelkanal misst gerade einmal 120 Quadratkilometer – nicht ganz ein Drittel der Stadtfläche von Deutschlands kleinster Millionenstadt München. Aber für die gerade einmal 100.000 Jerseyaner ist das reichlich Platz, um das Leben und die Sonne zu genießen – wovon es auf den britischen Inseln nirgends mehr gibt.

Das mag an der Nähe zu Frankreich liegen, die Normandie-Küste ist nur 25 Kilometer entfernt. Und vielerorts ist auf Jersey die typische Britishness dem französischen Savoir-vivre gewichen. Etwa 150 Kilometer von der englischen Küste entfernt gesellt sich oft verblüffend guter Wein zum obligatorischen und mit Scones um 17 Uhr eingenommenen Tee, neben Fish & Chips stehen Austern und Hummer auf vielen Speisekarten.

Linksverkehr und eine eigene Sprache

Aber obwohl die Kanalinsel politisch nicht zu England gehört, sondern bloß im Besitz des Königshauses ist, gehören Linksverkehr und das britische Pfund als Zahlungsmittel zum Alltag. Die eigentliche Inselwährung "Jersey Pfund" spielt so gut wie keine Rolle, ebenso wenig wie die Inselsprache Jersey-French oder Jèrriais, ein normannischer Dialekt, den fast nur noch die Alten sprechen.

Die örtlichen Rentner erinnern sich mitunter noch an die Zeit des Zweiten Weltkriegs, die für Jersey wie für die anderen Kanalinseln eine Zäsur darstellten: Sie sind der einzige Bereich der britischen Inseln, der jemals von den Deutschen besetzt wurde. Trips in diese vortrefflich und museal aufgearbeitete Geschichte sind bei Jersey-Touristen sehr beliebt – ebenso wie ein Besuch der mehr als 20 malerischen Strände sowie Radtouren und Wanderungen über heckengesäumte Landstraßen und sanft gewellte Wiesen, die zu zackigen Steilküsten im Norden führen.

Palmen zwischen Eichen und Kiefern

Die Küste Jerseys ist dabei in einem steten Wandel: Dank des weltweit dritthöchsten Tidenhubs verändern sich die Strände der Insel bei jeder Ebbe und Flut. Dann sind auch manche Burgen oder vorgelagerten Insel bequem zu Fuß erreichbar, sonst bilden sie ein Postkartenmotiv für Hobby-Fotografen, weit draußen vor der dem Strand.

Zwischen den Küsten besticht das Eiland mit einer bemerkenswerten mediterranen Vegetation, die neben Eichen und Kiefern auch Palmen, Drachenbäume und Kamelien kennt. Dazwischen immer wieder und Felder – gut 52 Prozent der Insel werden landwirtschaftlich oder gartenbaulich genutzt. Die Erzeugnisse der Landwirte wie die Kartoffelsorte Jersey Royal, das Jersey-Rind oder die Milchprodukte besitzen eine einzigartige Qualität, die neben Gourmets auch Besuchern schmeckt.

Tourismus ist eine wichtige Säule der Wirtschaft

Neben der Landwirtschaft und dem Tourismus sind Finanzdienstleistungen die dritte und wichtigste Säule der Inselwirtschaft. Ausländische Kapitalanleger profitieren von niedrigen Steuersätzen, Jersey steht aktuell auf einer Liste der weltweit wichtigsten Finanzzentren auf dem 67. Platz. Rund ein Viertel der Insulaner arbeitet in diesem Bereich.

Sven Schneider

Mehr über die vielseitige Kanalinsel erfahren Sie mit unserer Themenwoche Jersey auf Counter vor9: News, Hintergrund und Tipps für die Beratung im Reisebüro.

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