Bentour
10. März 2025 | 20:25 Uhr
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Wie es im aktuellen Tarifkonflikt nun weitergeht

Der Warnstreik der Gewerkschaft Verdi an 13 großen Airports hat am Montag den Luftverkehr weitgehend lahmgelegt. Luftfahrtverbände fordern gesetzliche Konsequenzen und werfen Verdi einen Missbrauch des Streikrechts vor. Als Nächstes drohen unter anderem Streiks bei kommunalen Verkehrsbetrieben.

Streik Flughafen

In Frankfurt ging am Montag fast gar nichts mehr. 1.067 von 1.185 geplanten Flügen wurden annulliert und bei den 118 Flugzeugen, die Frankfurt an diesem Tag verließen, handelte es sich um Leerflüge, die dazu dienen, Flugzeuge so zu verlagern, dass nach dem Streik der Betrieb wieder schnell hochgefahren werden kann. Anders als etwa Lufthansa konnten einige Ferienflieger ihre Flugzeuge an andere Airports umleiten und so eine Reihe von Verbindungen durchführen. So fertigten etwa die Airports Münster-Osnabrück, Hahn und Braunschweig zusätzliche Flieger ab.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Vor der dritten Tarifrunde im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen erhöht die Gewerkschaft damit den Druck auf den Bund und die Arbeitgeber damit deutlich. Diese haben darauf allerdings offenbar noch nicht reagiert.

Wie zu erwarten, äußerten Luftfahrtverbände harsche Kritik am Vorgehen der Gewerkschaft. Es würden sogenannte Warnstreiks als Tarnung für weitreichende Ausstände genutzt und Knotenpunkte der Volkswirtschaft gezielt lahmgelegt, erklärt der Eurowings-Chef und Präsident des Branchenverbandes BDL, Jens Bischof.  Scharfe Kritik kam aus der Wirtschaft.

Der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV, Ralph Beisel, erklärte, die deutschen Flughäfen seien durch den Streik vom internationalen Luftverkehr abgeschnitten worden. Beide Verbände machen sich für eine Reform des Streikrechts für kritische Infrastrukturen stark. Streiks an Flughäfen dürften nur unter bestimmten Bedingungen und mit angemessenen Vorankündigungen stattfinden. Bischof verlangt etwa ein "Streikgesetz" mit einer verbindlichen Schlichtung vor Ausständen in der kritischen Infrastruktur.

Hohe Schäden für die Tourismuswirtschaft

Auch der DRV hält den Bogen für "deutlich überspannt". Hunderttausende Urlaubs- und Geschäftsreisende könnten nicht in den Urlaub reisen, verpassten Geschäftstermine oder kehrten verspätet von der Reise zurück. Vielmehr verursachen die Streiks "Schäden in der Tourismuswirtschaft durch notwendige Umbuchungen, Hotelverlängerungen für Reisende vor Ort, Hotelbuchungen für frühere Anreisen, Ersatzbeförderungen, Reiserücktritte und Rückzahlungen für Kunden, Entschädigungen und zusätzliche Kosten im Zielgebiet in deutlich zweistelliger Millionenhöhe", so Präsident Norbert Fiebig. Die Streiks seien "unangemessen". Die Gewerkschaft wiederum beklagt, dass weiterhin ein Angebot von Bund und Kommunen fehle.

Während Airlines und Flughäfen den Betrieb so schnell wie möglich wieder hochfahren wollen, droht nun in anderen Bereichen neues Ungemach. Verdi hat für die kommenden Tage Arbeitsniederlegungen in Stadtverwaltungen, kommunalen Kitas, Abfallbetrieben, Krankenhäusern, Schifffahrtsämtern und kommunalen Verkehrsbetrieben angekündigt. Am Freitag soll die dritte Runde der Tarifverhandlungen starten. Sie ist auf drei Tage angelegt und findet am Templiner See bei Potsdam statt. Es dürfte einiges zu besprechen geben.

Christian Schmicke

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