Portugal startet neuen Anlauf zur TAP-Reprivatisierung
Die portugiesische Regierung will knapp die Hälfte der Anteile an TAP Air Portugal in private Hände geben. 44,9 Prozent sollen an Investoren gehen, fünf Prozent an Mitarbeiter. Premierminister Luís Montenegro kündigte den Schritt offiziell an. Lufthansa, IAG und Air France-KLM gelten als Interessenten. Der Staat hatte die Airline 2021 verstaatlicht, nachdem sie zuvor bereits teilweise privatisiert worden war.

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TAP Air Portugal soll zum Teil wieder in private Hände gelangen
Die seit Jahren diskutierte Reprivatisierung von TAP Air Portugal nimmt konkrete Formen an. Die konservative Regierung in Lissabon hat beschlossen, 49,9 Prozent der Staatsairline zu veräußern. Wie Ministerpräsident Luís Montenegro bekannt gab, sollen 44,9 Prozent an strategische Investoren gehen, fünf Prozent an die Belegschaft. Der Staat will weiterhin die Kontrolle behalten.
Regierung will TAP wirtschaftlich stärken
Montenegro unterbrach eine laufende Ministerratssitzung, um die Entscheidung persönlich mitzuteilen. Der Premier sprach von einem notwendigen Schritt, um die Airline langfristig zu sichern: "Wir wollen nicht weiterhin Geld in ein Fass ohne Boden werfen", zitiert die Deutsche Presse-Agentur aus einer Ansprache des Regierungschefs. Der Verkauf solle TAP wirtschaftlich stabilisieren und gleichzeitig Impulse für die portugiesische Wirtschaft liefern.
Die Entscheidung markiert einen Wendepunkt im Umgang mit der 1945 gegründeten Fluggesellschaft. 2021 hatte der Staat TAP vollständig übernommen, nachdem diese zuvor bereits zu zwei Dritteln privatisiert und im Zuge der Coronakrise wieder verstaatlicht worden war.
Europäische Airline-Konzerne zeigen Interesse
Die Reprivatisierung wird in der Luftfahrtbranche aufmerksam beobachtet. Bereits bekannt ist das Interesse dreier großer Airline-Gruppen: Lufthansa, Air France-KLM und IAG, Mutterkonzern von British Airways und Iberia. Lufthansa hat in Portugal bereits konkrete Investitionen angekündigt, etwa den Bau eines Wartungszentrums in Santa Maria da Feira ab 2026. Dort sollen 700 Arbeitsplätze entstehen.
Die mögliche Beteiligung von IAG wird von der portugiesischen Regierung kritisch gesehen. Grund ist die räumliche Nähe der Drehkreuze Madrid und Lissabon. Die Regierung befürchtet, dass Lissabon als Luftverkehrsknoten geschwächt werden könnte, sollte Iberia durch eine Beteiligung an TAP Einfluss gewinnen. Diese Sorge war bereits unter der früheren sozialistischen Regierung geäußert worden.
Wirtschaftliche Lage von TAP stabilisiert sich
Nach Rekordverlusten in den Jahren 2020 und 2021 – unter anderem durch die Pandemie – hat sich die finanzielle Lage von TAP zuletzt verbessert. 2024 erwirtschaftete die Airline einen Nettogewinn von 54 Millionen Euro. TAP beschäftigt mehr als 8.000 Menschen und ist besonders auf Strecken nach Brasilien, Südamerika und Afrika aktiv.
Mit der jetzt geplanten Teilprivatisierung will die Regierung den Einfluss strategischer Partner nutzen, ohne die Kontrolle über das Unternehmen vollständig aus der Hand zu geben. Laut Montenegro soll die Airline dabei helfen, das Luftdrehkreuz in Lissabon zu sichern und die Infrastruktur an portugiesischen Flughäfen optimal zu nutzen.
Die Regierung signalisiert dabei auch Flexibilität. Der Premierminister stellte klar, dass der Verkaufsprozess jederzeit unterbrochen oder gestoppt werden könne – ohne dass daraus Ansprüche auf Entschädigung entstünden. Angesichts der politischen Instabilität der vergangenen Jahre – mit mehreren Neuwahlen – bleibt indes offen, wie schnell der Verkauf tatsächlich voranschreitet.
Christian Schmicke