24. April 2024 | 14:53 Uhr
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TUI plant Buchungsportal für Bahnreisen

Der Tourismuskonzern will verstärkt Züge als umweltschonende Option für Urlaubs- und Städtereisen in Europa anbieten. TUI plant dabei mit Go-Volta und weiteren Partnern. 

Bahn Gleise  und Weichen

TUI will eine Buchungsplattform für Bahnreisen aufmachen

Der Veranstalter will eine eigene Buchungsplattform für Bahnreisen starten. "Wir setzen auf den Zug als Option für Ski- und Städtereisen innerhalb Europas", sagt ein Sprecher des Tourismuskonzerns. "Dazu werden wir eine Plattform aufbauen, die es für unsere Gäste noch einfacher und übersichtlicher macht, solche Produkte zu buchen." Das neue Angebot könnte TUI Trains oder TUI Bahnreisen heißen und soll möglichst noch in diesem Jahr starten.

Green City Trip bleibt an Bord

TUI verlässt sich dabei weiter auf ihren Partner Green City Trip, der für den Konzern bereits seit zwei Jahren den Ski-Express betreibt und ab 2025 mehrere eigene internationale Reisezüge aufs Gleis setzen will. Zum Start am 1. Mai sollen Amsterdam und Berlin täglich mit Zügen für 800 Passagiere verbunden werden. Das neue Bahnunternehmen Go-Volta der Niederländer soll ab Sommer 2025 zudem die holländische Tourismus-Metropole mit Kopenhagen sowie Basel verbinden, jeweils mit vielen Zu- und Ausstiegen in Deutschland. Die Pläne für weitere Nachtzüge in Europa haben die Niederländer dagegen wie berichtet aufgegeben.  

"Green City Trip hat uns das neue Konzept vorgestellt und wir würden dann zur nächsten Wintersaison schauen, dass wir bei den neuen Zugverbindungen dabei sind", betont der TUI-Sprecher. Der Ski-Express gen Österreich werde künftig am Tag und nicht mehr nachts fahren. Die geplanten Citytrips mit Go-Volta seien interessant, da der Konzern verstärkt Städtereisen und auch Ausflüge über TUI Musement anbiete: "Wir planen jetzt für 2025 mit Kontingenten in den Städtezügen und schauen auch, dass die Systeme noch besser vernetzt werden."

TUI will an Nachtzügen festhalten 

Anders als die Niederländer hat sich TUI nicht von Reisen mit Nachtzügen verabschiedet. "Wir prüfen weitere Kooperationen im Bahnsegment, sowohl bei Tages- als auch Nachtzügen", betont der Sprecher. Da gebe es "interessante Ideen, die wir jetzt vorbereiten wollen". Die TUI ließ über Jahrzehnte eigene Ferienzüge von der Bundesbahn betreiben, gab die Flotte aber mit der Bahnreform 1994 auf.

Konzernchef Sebastian Ebel will die Idee wiederbeleben und mehr nachhaltige Pauschalreisen per Zug anbieten. Das Marktpotenzial für solche Angebote sei nicht so einfach zu berechnen, sagt der TUI-Sprecher. Das Interesse sei da, aber dennoch offen, ob Kunden dann wirklich die meist längere Zugreise statt eines schnellen Flugs buchen. Green City Trip setzte zunächst auf internationale Nachtzüge, steigt nun aber trotz 93 Prozent Auslastung auf Tagesverkehr um. Jeder zweite Kunde habe im Nachtzug kaum geschlafen und der Hotelbetrieb auf Schienen sei wegen der hohen Kostenbelastung unrentabel, begründet Firmengründer Maarten Bastian den Strategiewechsel.

Verzerrter Wettbewerb?

Die Allianz pro Schiene sieht in der Entscheidung einen Weckruf für die Politik: "Wenn Nachtzugverbindungen trotz hoher Auslastung eingestellt werden, zeigt das eindrücklich, wie verzerrt der Preiswettbewerb zwischen Flugzeug und Nachtzug ist", sagt Geschäftsführer Dirk Flege. Grenzüberschreitende Flüge seien von Mehrwert- und Energiesteuer befreit, für Nachtzugverbindungen dagegen werde in Deutschland die höchste Bahnstromsteuer Europas sowie Mehrwertsteuer auf internationale Tickets fällig: "Das passt nicht zu den Verlagerungszielen der Politik und den Reisewünschen vieler umweltbewusster Menschen."

Neues Konzept für Nachtzugwagen

Matthias Gastel kritisiert als weiteren Nachteil für den Bahnverkehr die hohen und weiter stark steigenden Trassenpreise, die Unternehmen für die Nutzung von Gleisen und Bahnhöfen zahlen müssen. Das System müsse grundlegend reformiert werden, fordert der Verkehrsexperte der Grünen. Seine Partei habe eine Studie beim Deutschen Zentrum für Schienenverkehrsforschung in Auftrag gegeben. "Damit soll ein Konzept für einen Nachtzugwagen entwickelt werden, der eine Zulassung in ganz Europa erhält", sagt Gastel.

Der Bundestagsabgeordnete begrüßt die Pläne von Go-Volta und TUI: "Pauschalreisen mit der Bahn bergen das Potenzial, neuen Personengruppen das Reisen mit der Bahn näherzubringen und damit mehr Menschen für das Bahnfahren zu begeistern." Um tatsächliche Verlagerungseffekte weg vom Flugverkehr hin zur Schiene zu verwirklichen, müssten aber die klimaschädlichen Subventionen endlich abgebaut werden, ebenso wie Hürden beim Ticketkauf: "Das Buchen internationaler Zugverbindungen muss genauso einfach und kundenfreundlich werden wie das Buchen von Flugtickets." 

Thomas Wüpper

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