27. August 2018 | 12:19 Uhr
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Veranstalter nehmen Partner in Nepal

Die Geschichte liest sich wie eine Räuberpistole aus einem schlechten Film: Reiseveranstalter in Nepal sollen Himalaya-Reisenden Abführmittel ins Essen gemischt haben, um bei deren Versicherungen abzukassieren. Ermittler des nepalesischen Tourismusministeriums hätten acht Veranstalter, vier Krankenhäuser und drei Hubschrauberanbieter als Beteiligte an dem Betrug identifiziert, heißt es in der "Kathmandu Post".

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Die lokalen Reiseagenturen sollen Touristen demnach absichtlich krank gemacht haben, um diese anschließend aufwändig per Hubschrauber aus den Bergen retten zu lassen. Dabei sollen Dokumente gefälscht worden sein, um die Nottransporte zu rechtfertigen. Außerdem heißt es, Wanderer mit leichten Erkrankungen wie Erkältungen seien von ihren Guides gedrängt worden, Helikopterrettungen in Anspruch zu nehmen. Anderen wurden offenbar Beteiligungen an den Erstattungen durch die Versicherungen versprochen.

Keine Einzelfälle

Man habe allein in der Zeit vom 30. Mai bis zum 1. August 61 solcher Fälle aufgedeckt, berichtet der Assistance-Chef des britischen Assistance-Unternehmens Travellers Assist, das internationale Versicherer in Nepal repräsentiert. An die Adresse des nepalesischen Tourismusministeriums wurde die Drohung gerichtet, wegen der Menge an Betrugsversuchen ab dem 1. September keine Versicherungen für das Land mehr anzubieten. Ein Vertreter des Tourismusministeriums wird dazu mit den Worten zitiert, man werde scharfe Maßnahmen ergreifen, um dem betrügerischen Treiben beizukommen.  Der Tourismus ist der wichtigste Wirtschaftszweig Nepals.

Reise vor9 hat daraufhin deutsche Veranstalter befragt, die in Nepal touristisch aktiv sind. Vom Studienreisespezialisten Studiosus heißt es auf Anfrage: "Uns ist nichts bekannt, dass Gäste von uns von diesen Praktiken betroffen waren. Wir gehen davon aus, dass es sich bei den Opfern eher um Aktivurlauber als Studienreisende handelt."

Langjährige Partnerschaften

Die Tui-Tochter Gebeco, die in Nepal eine Aktivreise mit leichten Wanderungen im Kathmandu- und Pokhara-Tal und eine Trekking-Reise anbietet, betont, sie arbeite "ausschließlich mit Agenturen zusammen, in die wir vollstes Vertrauen haben". Es sei "unvorstellbar, dass diese sich auf derart unlautere und kundenunfreundliche Weise bereichern würden", sagt Sigrid Grüneke, Produktmanagerin Südasien. Mit den Partnern vor Ort bestehe eine "jahrelange seriöse Zusammenarbeit, die in Agenturverträgen mit Haftungsklauseln manifestiert ist". Sollte nur ein Ansatz von Betrug erkennbar sein, würden Gebeco die Zusammenarbeit sofort beenden.

Es gebe in Nepal eine "unüberschaubare Anzahl von Trekking-Anbietern", so dass es "durchaus vorstellbar“ sei, dass einige Agenturen auf diese Weise Geld verdienten, räumt Grüneke ein. Allerdings sei ihr bis heute "nichts davon zu Ohren gekommen".

Auch Dagmar Kimmel, Geschäftsführerin des Wanderreiseveranstalters Wikinger Reisen, kann sich nicht vorstellen, dass die örtliche Agentur, mit denen das Unternehmen zusammenarbeitet, und deren Guides kriminelle Praktiken verfolgen. "Wir arbeiten seit sehr sehr vielen Jahren mit der Agentur zusammen und  kennen unsere Guides auch seit vielen Jahren ganz persönlich durch mindestens jährliche Besuche“, unterstreicht Kimmel.

Einzelreisende besonders gefährdet

Ovid Jacota, Geschäftsführer des Trekkingreisespezialisten Hauser Exkursionen, hat indes schon von derartigen Betrugsfällen in Nepal gehört. In der überwiegenden Mehrheit der Fälle handele es sich um Alleinreisende, die vor Ort eine Trekkingreise bei einer der vielen Straßen-Agenturen in Thamel, der touristische Innenstadt von Kathmandu, beauftragten. Hauser Exkursionen selbst arbeite mit zwei Agenturen in Nepal zusammen, mit „langfristige Geschäftspartnerschaften“ bestünden. „Die kürzeste Geschäftsverbindung beträgt hier 20 Jahre, die längste 45 Jahre", sagt Jacota. Zusätzlich habe Hauser Exkursionen einen Deutschen Mitarbeiter vor Ort, der für die Qualität der Reisen sorge, und für Auswahl, Aus- und Fortbildung der Reiseleiter. Aus diesem Grund sehe er die Wahrscheinlichkeit für derartige Praktiken bei Reisen von Hauser Exkursionen bei "null Prozent".

"Ich persönlich finde die geschilderten Praktiken äußerst schädlich für Nepal und für die 99 Prozent der Nepali, die seit vielen Jahren äußerst zuverlässig, ehrlich und gerade in schwierigen Situationen am Berg mit hoher Professionalität arbeiten", sagt Jacota. "Sie retten dadurch Menschenleben seit es Tourismus in Nepal gibt. Ich finde es deswegen verwerflich und nicht fair, wenn einige Wenige diese ausgezeichnete Arbeit Vieler mit einem schlechten Ruf belegen." Das sieht auch Gebeco-Managerin Grüneke so: „Es ist bedauerlich, wenn durch solche Betrügereien der Ruf Nepals als Trekking-Destination Schaden nimmt", unterstreicht sie.

Christian Schmicke