Geplante Arbeitszeitverkürzung spaltet Spaniens Hotellerie
Die von der Regierung geplante Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 37,5 Stunden sorgt in Spaniens Hotellerie für Streit. Während die staatliche Hotelkette Paradores die Regelung seit 2020 erfolgreich umsetzt, warnt der Branchenverband Cehat vor massiven Folgen für kleinere Betriebe. Die Branche fürchtet steigende Kosten, geringere Servicequalität und Stellenabbau.

iStock/irakite
Die geplante Arbeitszeitverkürzung für Arbeitnehmer sorgt in Spaniens Hotellerie für Diskussionen
Die vom spanischen Arbeitsministerium angestoßene Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 37,5 Stunden bringt die Hotellerie gegen die Regierung auf. Der Branchenverband Cehat warnt, tausende Hotels stünden vor finanziellen Problemen, sollten die Pläne wie vorgesehen umgesetzt werden. Das berichtet das Fachportal Preferente. Besonders kleinere und familiengeführte Betriebe könnten die zusätzlichen Personalkosten nicht stemmen.
Cehat sieht Überforderung kleiner Betriebe
Laut Cehat betrifft die Reform einen Sektor, in dem rund 75 Prozent der Unterkünfte von kleinen oder mittleren Unternehmen betrieben werden. Diese könnten die Dienstleistung rund um die Uhr nur mit zusätzlichem Personal gewährleisten. Die damit verbundenen Kosten seien für viele nicht tragbar, heißt es aus der Branche. In einem ohnehin angespannten Umfeld sei die Existenz vieler Häuser gefährdet.
Zudem leidet die Branche unter strukturellen Problemen. In vielen touristischen Regionen fehlt es an qualifizierten Arbeitskräften – verschärft durch die Knappheit bezahlbarer Unterkünfte. Eine verkürzte Arbeitszeit würde diesen Engpass noch vergrößern. Um den gewohnten Servicestandard aufrechtzuerhalten, müssten mehr Mitarbeiter eingestellt werden, was vielerorts schlicht nicht möglich sei.
Forderung nach Flexibilität statt starrer Vorgaben
Der Verband appelliert an die Regierung, die Eigenheiten des Tourismussektors zu berücksichtigen und flexiblere Lösungen zuzulassen. Das bestehende System auf Basis von Tarifverträgen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften habe sich bewährt. Die neue Gesetzgebung sei ein Eingriff in diesen Dialog. Die Maßnahme untergrabe die Rolle der Sozialpartner, warnt Cehat.
Anders sieht es Raquel Sánchez, Präsidentin der staatlichen Hotelkette Paradores. Sie erklärte nach Angaben des Portals Hosteltur bei einem Wirtschaftstreffen in Madrid, dass ihre Häuser die 37,5-Stunden-Woche bereits seit 2020 praktizieren. Es sei kompliziert, aber machbar, sagte Sánchez. Der Erfolg von Paradores zeige, dass soziale Maßnahmen und wirtschaftlicher Betrieb vereinbar seien.
Gute Arbeitsbedingungen als Wettbewerbsvorteil
Paradores setze auf ganzjährige Beschäftigung, unbefristete Verträge und Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Laut Sánchez ist dies ein Weg, um die Attraktivität der Branche für Fachkräfte zu erhöhen. Derzeit beschäftigt die Hotelkette über 4.500 Mitarbeiter, in Spitzenzeiten fast 5.000. Auch im Kampf gegen Ausfallzeiten setze Paradores auf Anreize statt Sanktionen.
Christian Schmicke