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28. August 2018 | 15:55 Uhr
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Ägyptischer Politiker hält Thomas-Cook-Maßnahmen für

Der Veranstalter hatte nach dem Tod eines britischen Ehepaares im Alter von 63 und 69 Jahren im Steigenberger Aqua Magic Hotel im ägyptischen Hurghada alle rund 300 Gäste, die er in der Anlage hatte, in andere Unterkünfte verlegt oder auf Wunsch nach Hause reisen lassen. Das Paar war aus noch ungeklärter Ursache gestorben. Nach Auskunft der ebenfalls anwesenden Tochter verstarb der Vater trotz ärztlicher Hilfe noch im Hotel, während seine Gattin in ein Krankenhaus transportiert wurde und dort ihr Leben verlor.

Nun wird der Gouverneur der ägyptischen Provinz Rotes Meer, Ahmed Abdallah, mit den Worten zitiert, die Besucher aus dem Hotel abzuziehen, sei eine Überreaktion. Andere deutsche Veranstalter, die ebenfalls Kunden in der Steigenberger-Anlage haben, besorgten diesen nur auf ausdrücklichen Wunsch eine andere Bleibe. Abdallah erklärte nun, die Anteilnahme am Wohlergehen der Thomas-Cook-Kunden habe den Konzern wohl zu der Überreaktion verleitet und behauptete, die Mehrzahl der Gäste, die das Haus habe verlassen sollen, habe sich geweigert, dies zu tun. Eine Untersuchung des Zimmers habe zudem ergeben, dass dort kein giftiges Kohlenmonoxid aus der Klimaanlage ausgetreten sei, wie es die Tochter des verstorbenen Paares gemutmaßt hatte.

Verdachtsmomente

Unterdessen erklärte diese in verschiedenen Ton- und Videoaufnahmen gegenüber britischen Medien, "irgendetwas" in dem Zimmer habe den Tod ihrer Eltern verursacht. Beide hätten sich am Vorabend noch in bester gesundheitlicher Verfassung befunden und man habe gemeinsam zu Abend gegessen. Am Morgen habe sie beide Eltern in sehr schlechtem Zustand vorgefunden, nachdem diese nicht zum Frühstück erschienen waren.

Zugleich wächst die Zahl der Gerüchte die sich um vermehrte Krankheitsfälle in dem betroffenen Hotel ranken. So berichtet das Portal "Reisereporter", deutsche Urlauber, die im August im Steigenberger Aqua Magic Urlaub gemacht hätten, berichteten von "Durchfall, Magenkrämpfen und Erbrechen, dreckigem Geschirr und einem überforderten Hotelarzt". Eine namentlich genannte Familie wird mit der Aussage zitiert, Durchfall sein in dem Hotel "an der Tagesordnung" gewesen und ungefähr die Hälfte der deutschen Gäste, mit denen sie Kontakt gehabt habe, sei daran erkrankt. Britische Touristen posteten Fotos von halbrohem Geflügelfleisch, die aus der Anlage stammen sollen.

Durchfallerkrankungen

Dagegen zitiert das ägyptische Portal "Egypt Independent" den Gouverneur mit der Bemerkung, nur 23 der insgesamt 1.995 Gäste des Hotels hätten überhaupt medizinische Hilfe gesucht, also rund 1,2 Prozent. Das britische Boulevardblatt "Sun" fährt dagegen einen Vertreter einer Kanzlei auf, die Mandanten bei Krankheitsfällen im Urlaub vertritt, um Schadenersatzansprüche geltend zu machen. Der Mann, Richard Conroy, behauptet, seit 2014 habe er 195 Forderungen gegen das Steigenberger Aqua Magic Hotel vertreten, darunter 174 von Thomas-Cook-Kunden.

Bei all dem ist es wichtig, zu wissen, dass Durchfallerkrankungen von Europäern in Ägypten keine Seltenheit sind. Das Auswärtige Amt rät dazu, keinesfalls Leitungswasser zu trinken, sondern ausschließlich Wasser "sicheren Ursprungs", auch zum Zähneputzen und Geschirrspülen. Zudem sollten nur Speisen genossen werden, die entweder gegart oder selbst geschält seien. Die Buffets ägyptischer Hotels sind allerdings voll mit appetitlich angerichteten Salaten und geschälten Früchten.

Je länger sich die Untersuchungen über die tatsächliche Todesursache der beiden Urlauber hinziehen, desto stärker schießen die Spekulationen ins Kraut und desto mehr wird die Angelegenheit zum Problem für das Hotel, Thomas Cook und im schlimmsten Fall die ägyptische Tourismusbranche. Am Wochenende war die Rede davon, dass mit einem Untersuchungsergebnis in zehn Tagen zu rechnen sei. In knapp einer Woche sollten daher alle Beteiligten klüger sein.

Christian Schmicke

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