30. November 2021 | 12:57 Uhr
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Kritik an Abschottung gegenüber südlichem Afrika

Es sind nicht nur Touristiker, die die Entscheidung vieler Länder, für Reisende aus dem südlichen Afrika dichtzumachen, als unverhältnismäßig kritisieren. Auch Vertreter der Vereinten Nationen und die Weltgesundheitsorganisation WHO stimmen in den Chor der Kritiker ein.

Absperrung Flughafen

UN-Vertreter kritisieren die Abschottungspolitik der EU und vieler anderer Länder

"Ich lobe die Regierung sowie die Wissenschafts- und Gesundheitsbehörden Südafrikas dafür, dass sie früh gehandelt haben, das Aufkommen einer neuen Coronavirus-Variante zu identifizieren", wird UN-Generalsekretär Antonio Guterres in einer Mitteilung zitiert. "Jetzt bin ich zutiefst besorgt über die Isolierung der Länder im südlichen Afrika wegen der neuen Reisebeschränkungen."

Niedrige Impfquoten könnten zu neuen Virusvarianten führen, davor hätten er und andere schon lange gewarnt, erklärte Guterres weiter. "Die Menschen in Afrika können nicht für das unmoralisch niedrige Level von vorhandenem Impfstoff in Afrika verantwortlich gemacht werden – und sie sollten nicht dafür bestraft werden, dass sie wichtige Wissenschafts- und Gesundheitsinformationen identifiziert und mit der Welt geteilt haben." Der oberste UN-Repräsentant rief Regierungen weltweit auf, erneut darüber nachzudenken, ob nicht Tests und andere Maßnahmen für Reisende auch möglich wären, um Ansteckungen zu verhindern, aber Reisen und Handel weiter möglich zu machen.

WHO rät nicht zu Reisebeschränkungen

Auch der für Afrika zuständige Regionaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO, Matshidiso Moeti, äußerte Unverständnis. Staaten sollten der Wissenschaft folgen und Test- und Hygieneregeln anwenden, um Reiserestriktionen zu vermeiden. Reisebeschränkungen könnten eine Rolle dabei spielen, die Ausbreitung neuer Corona-Varianten ein wenig zu reduzieren, aber sie bedeuteten für die Betroffenen eine schwere Belastung. Wenn schon Beschränkungen angewandt würden, sollten sie nicht unnötig "invasiv", sondern wissenschaftsbasiert sein.

In ihrem jüngsten Statement zur Omikron-Variante des Coronavirus rät die WHO nicht zu Einschränkungen bei Reisen. Vielmehr sollten Staaten "effektive Gesundheitsmaßnahmen" anwenden und das Infektionsgeschehen, auch mit Hilfe von Sequenzierungen, durch die sich Mutationen feststellen lassen, stärker beobachten. Zudem müsse die Verteilung von Impfstoffen dringend beschleunigt werden. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa erklärte, er sei "tief enttäuscht" über die seiner Meinung nach ungerechtfertigte Abschottungspolitik vieler Länder.

Christian Schmicke

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