13. Oktober 2020 | 19:15 Uhr
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Afrika-Spezialisten fordern Chance für den Kontinent

Die europäischen Regierungen dürften die Erfolge afrikanischer Staaten bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie nicht ignorieren, sagen Vertreter der Initiative Voice 4 Africa. Einige von ihnen bieten bereits wieder Touren durch Ziele wie Tansania, Kenia, Namibia, Uganda und Südafrika an.

Suedafrika Safari Pirschfahrt mit Löwe Foto south african tourism

Safari und "Social Distancing" - das geht, sagen die Afrika-Spezialisten

Länder wie Tansania und Kenia seien sehr erfolgreich und diszipliniert im Kampf gegen die Corona-Pandemie vorgegangen, berichtet Johannes Soeder, Vertriebschef von Akwaba Afrika. Bei einem Besuch im östlichen Afrika habe er sich davon überzeugt, dass die Menschen vor Ort das Thema sehr ernst nähmen und konsequent gegen die Ausbreitung des Virus vorgingen.

Caspar Venter, Chef des Afrika-Spezialisten Venter Tours, betont, dass viele afrikanische Staaten, darunter Südafrika, sehr harte Lockdown-Maßnahmen ergriffen hätten, um Corona in den Griff zu bekommen. "Dagegen war das, worauf wir uns hier in Deutschland und selbst die Menschen in Italien oder Spanien sich einrichten mussten, noch locker", berichtet er. Mit einer auf Europa zentrierten Sichtweise auf den afrikanischen Kontinent herabzublicken, sei fehl am Platz.

Dem Kontinent fehlt die Lobby

PR-Frau Hanna Kleber, Gründerin und Initiatorin der Initiative Voice 4 Africa, berichtet von Schreiben an diverse Ministerien, darunter das Bundesentwicklungsministerium, an das man sich gewandt habe, um eine differenzierte Betrachtung des Geschehens auf dem afrikanischen Kontinent zu erreichen. Minister Gerd Müller habe sich für die Anliegen der Touristiker sehr offen gezeigt, sagt sie, aber: "Afrika hat in Europa einfach keine Lobby."

Dabei gilt CSU-Mann Müller, für seine Parteizugehörigkeit eher ungewöhnlich, als ausdrücklicher Fürsprecher des afrikanischen Kontinents. Und er weiß, dass die Pandemie für Afrika existenzielle Folgen hat. „An den Folgen der Lockdowns werden weit mehr Menschen sterben als am Virus“, sagte er in einem "Handelsblatt"-Interview. Allein für den afrikanischen Kontinent rechne man mit zusätzlich 400.000 Opfern durch Malaria und HIV sowie einer halben Million zusätzlicher Tuberkulose-Toter. Die Pandemie habe auch eine der größten Armuts- und Hungerkrisen ausgelöst.

Was hier existenzbedrohend wirkt, wäre in Afrika Luxus

Der Tourismus galt und gilt für einige Staaten als Hoffnungsschimmer. Doch nun ist nahezu die gesamte Branche ohne Umsatz, Arbeit, Lohn und Brot. "Wir hier in Deutschland leben mit all dem im Vergleich unglaublich komfortabel", betont Soeder. Doch Kurzarbeitergeld und Überbrückungshilfen gebe es in den afrikanischen Staaten nicht: "Da gehen gerade viele Existenzen vor die Hunde."

Gleichwohl zeigt sich Afrika, bei aller Verschiedenheit, insgesamt erstaunlich resistent gegen das Virus. Im Vergleich zu anderen Krankheiten auf dem Kontinent fordert die Corona-Pandemie vergleichsweise wenige Opfer, wenn man den offiziellen Zahlen glaubt. Allerdings wird auch keineswegs flächendeckend getestet. Die gemeldeten Fälle konzentrierten sich auf wenige Länder wie Südafrika, sagte der sagt der Geograf Detlef Müller-Mahn der „Berliner Zeitung“. Für eine optimistische Einschätzung der Lage spreche etwa die relativ junge Bevölkerung in Afrika. Zudem ist der Kontinent den Umgang mit Seuchen gewohnt.

Reisen im kleinen Maßstab

Die Mitglieder der Initiative, zu denen neben den beiden genannten Anbietern unter anderem auch Abendsonne Afrika, Bush Legends, Chamäleon Reisen, Diamir und Private Safaris gehören, führen unterdessen im kleinen Maßstab wieder Reisen auf den Kontinent durch. So berichtet Chamäleon-Chef Ingo Lies, dass er im September mit rund 50 Gäste in Tansania und Kenia gewesen sei. In diesem Monat stünden weitere Reisen dorthin sowie nach Namibia und Uganda für mehr als 100 Gäste auf dem Plan. Und im November seien Reisen nach Tansania, Kenia, Uganda, Namibia und Südafrika angesetzt.

Dass in diesen Zeiten keine Neulinge oder Gelegenheitsgäste für Reisen in den Süden oder Osten Afrikas zu gewinnen sind, ist den Akteuren klar. Aber es gelte, ein Zeichen zu setzen – auch und gerade für die notleidenden Partner vor Ort, sagen sie. Veranstalterchef Caspar Venter hofft indes, dass für die wichtige Hauptsaison im europäischen Winter zumindest einige Gäste für das südliche Afrika zu finden sind. Während Botswana bislang keine Einreisen erlaubt, seien etwa Namibia und Südafrika startklar, sagt er.

Christian Schmicke

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