15. Februar 2021 | 15:11 Uhr
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RKI hebt Bedeutung von Tests bei Reiserückkehrern hervor

In einer vergangene Woche veröffentlichten Zusammenfassung des auf Reisen basierenden Infektionsgeschehens im vergangenen Sommer relativiert das Robert-Koch-Institut die Rolle klassischer Urlaubsreisen und unterstreicht die Bedeutung von Corona-Tests für Reiserückkehrer.

Corona Test im Auto Foto iStock zstockphotos.jpg

Viele Rückkehrer mit Corona-Infektionen besuchten im Urlaub Freunde und Familie

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Schon im vergangenen Sommer hatte sich angedeutet, dass Urlaubsreisen zur Verbreitung von Corona-Infektionen beitrugen. Allerdings deutete das Ranking der Länder, aus denen die meisten Infektionen nach Deutschland gebracht wurden, darauf hin, dass es sich bei der Mehrzahl der Infizierten nicht um Erholungsurlauber gehandelt haben dürfte, die in Hotels oder Ferienhäusern untergebracht waren, sondern um Reisende, die ihre Ferien bei Familie oder Freunden verbrachten.

In der „Spitzenwoche“ vom 17. bis zum 23. August sei fast die Hälfte aller in Deutschland gemeldeten Corona-Infektionen, nämlich 48 Prozent, auf Auslandsreisen zurückzuführen gewesen. Die meisten Neuinfektionen stammten während der Sommerferienzeit – nach Deutschland selbst – aus dem Kosovo mit 4.369 Fällen zwischen dem 20. Juli und 20. September. Dahinter folgte Kroatien (3.903), die Türkei (3.131), Bosnien und Herzegowina (1.193), Rumänien (1.096), Spanien (1.059) und Frankreich (760).

Verringertes Risiko durch weniger Kontakte

Unter anderem befasst sich das RKI in seiner „Betrachtung der reiseassoziierten Covid-19-Fälle im Sommer 2020 unter Berücksichtigung der Schulferien, Reisetätigkeit und Testkapazitäten“ mit Spanien und erklärt: „Aus Spanien, einem Land, das erst im Laufe der Sommerferienzeit als Risikogebiet ausgewiesen wurde, wurden während der gesamten Ferienzeit Covid-19-Fälle nach Deutschland eingetragen. So­wohl hier als auch in Frankreich stieg die kumulative 14-Tages-Inzidenz bereits während oder direkt nach der Ferienzeit in Deutschland sehr schnell und stark an, was sich nicht in den entsprechend einge­tragenen Fällen widerspiegelt.“

Dies könne zum einen darauf zurückzuführen sein, „dass es auf Reisen in häufige Urlaubsländer zu weniger intensiven Kon­takten mit der einheimischen Bevölkerung kam, und damit zu einem geringen Ansteckungsrisiko im Verhältnis zu den Inzidenzen des Reiselandes, zum Beispiel im Gegensatz zu Personen, die zu Familienbesuchen in ihre Herkunftsländer reisten“.

Dazu bei­getragen hätten „vermutlich auch die Übernachtun­gen in Hotels, die im vergangenen Sommer oftmals Hygieneregeln unterlagen“, so das RKI. Zum anderen könne die geringe gemeldete Fallzahl mit Angabe Exposition in Spanien oder Frankreich allerdings „auf eine Untererfassung hinweisen“ sein, schränkt das Robert-Koch-Institut ein. Dies könne etwa dann der Fall sein, wenn ein Land zu spät als Risikogebiet eingestuft wurde.

Verpflichtende Tests zeigen Wirkung

Dass Ende August so viele Corona-Infektionen entdeckt wurden, sei auch auf die verpflichtenden Tests für Rückkehrer aus Risikogebieten zurückzuführen, mit denen ein großer Teil der Reiserückkehrer erfasst wurde, so das RKI. Vom 8. August an konnten sich sogar Einreisende aus allen Ländern kostenlos an Flughäfen oder anderen Stellen testen lassen, nach dem 15. September war der Test nur noch für Einreisende aus Risikogebieten kostenlos. „Ohne die breite Test­möglichkeit von Einreisenden wäre ein hoher Anteil der so erkannten Fälle verborgen geblieben, und die Eintragung in die Allgemeinbevölkerung wäre deutlich höher gewesen. Ein längeres Angebot zur freiwilligen, kostenlosen Testung für Reiserück­kehrer hätte vielleicht die Eintragungen vor und während der Herbstferien besser erfasst, die zweite Infektionswelle aber nicht verhindert“, folgern die Autoren der Studie.

Vor allem in Phasen „niedriger autochthoner Inzi­denz“, also geringer Infektionszahlen im Herkunftsland, sei „die Verhinderung von Sekundärinfektionen ausgehend von reiseassoziierten Infektionen beson­ders effektiv“, heißt es weiter. Dabei sollte die Testung „idealerweise mit einigen Tagen Abstand zum Rückreisedatum er­folgen, um auch kurz vor oder bei Einreise erworbe­ne Infektionen zu entdecken“. Unter diesen Umstän­den könnte „eine verpflichtende Testung von Einrei­senden zur vorzeitigen Entlassung aus einer Qua­rantäne auch unabhängig von der Inzidenz in den Herkunftsländern, insbesondere bei hohem Reise­verkehr, den Eintrag in die lokale Bevölkerung ver­hindern“.

Verhalten so wichtig wie das Reiseziel

Zudem belegt die Zusammenfassung des RKI, dass die Infektionsgefahr auf Reisen vor allem durch zwei Faktoren bestimmt wird – wo man reist und wie man reist. Logischerweise geht von Gebieten mit vielen Infizierten ein größeres Risiko aus als von Reiseländern mit geringen Fallzahlen. Zugleich gilt allerdings: wer mit vielen anderen ohne Abstand feiert, engen Körperkontakt zu Freunden und Verwandten vor Ort hat oder in einem überfüllten Hotel wohnt, wird eher krank als jemand, der in einem Hotel mit Abstands- und Hygieneregeln untergebracht ist und Menschenmengen eher meidet.

Die Liste der Reiseländer mit den häufigsten Infektionen umfasst auch deshalb vor allem Heimatländer von Menschen mit Migrationshintergrund und Länder, aus denen Saison- und Vertragsarbeiter nach Deutschland kommen. Einen hohen Anteil von Infektionen im Ausland führt das RKI daher auf Reisen zur Familie oder Freunden zurück. Gestützt werde diese Annahme dadurch, dass sich im Sommer vor allem Menschen mittleren Alters und Kinder im Ausland infiziert hätten, so das RKI.

Christian Schmicke

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