28. November 2022 | 14:28 Uhr
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Warum der Frust bei vielen Reiseverkäufern groß ist

Viele Reisebüroprofis haben sich während der Corona-Pandemie Jobs in anderen Branchen gesucht; und unter denjenigen, die noch da sind, hadern nicht wenige mit ihrem Schicksal. Dreh- und Angelpunkt vieler Klagen ist und bleibt die Bezahlung, wie eine engagierte Debatte auf Social Media zeigt.

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Schaufensterangebote – viele Reiseprofis sehen die Branche in einer Dauerkrise

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Ausgangspunkt der Diskussion in einer Social-Media-Gruppe von Reisebüro-Profis ist der Beitrag eines Reisebüroinhabers, der bislang erfolglos neue Mitarbeiter sucht. "Warum will das denn keiner mehr machen?" fragt er enttäuscht und schildert seinen Blick auf die Vorzüge der Arbeit im Reisebüro: "Wir haben die Möglichkeit, Menschen glücklich zu machen und ihnen eine gute Zeit zu bescheren", schreibt er und fügt hinzu: "Jetzt kommt mir nicht mit Arbeitszeiten und schlechter Bezahlung. Was für ein Quatsch. Es gibt doch viel mehr positive Gründe die für diesen Beruf sprechen. Wir haben die Möglichkeit, die Welt kennenzulernen. Die Aufgabengebiete sind so unterschiedlich und abwechslungsreich. Es ist echt deprimierend und man fragt sich wirklich, wie die Zukunft aussehen soll.“

Zu wenig, um anständig davon zu leben

Die Debatte, die sich daran anschließt, verdeutlicht indes, dass viele ihren Arbeitsalltag im Reisebüro weniger rosig sehen. "Andere Menschen glücklich zu machen hat mir alles bedeutet, was ich zu gern, schlecht bezahlt und stets über mein eigenes Maß getan habe. Ganz locker über die vertraglichen 42 Stunden hinaus", schreibt eine ehemalige Büroleiterin und ergänzt resigniert: "Der größte Fehler meines Lebens." Anschließend beschreibt sie die wirtschaftliche Notlage, in die sie die Kurzarbeit während der durch Corona bedingten Reisebeschränkungen gebracht habe. 

Immer wieder steht die Bezahlung im Zentrum der Kritik. „'Die Welt kennenzulernen' – was ohne richtig gute PEPs oder Inforeisen niemals drin gewesen wäre – macht nicht den Kühlschrank voll, bezahlt weder Miete, noch Strom“, schreibt ein ehemaliger Reiseprofi, der in einer westdeutschen Großstadt lebt. "Das, was man verdient, reicht nicht zum Leben. Unter 2.500 Euro netto macht es für mich keinen Sinn, wieder in die Branche zu wechseln."

Oft muss der Partner unterstützen

So sieht das auch eine Reiseverkäuferin, die nach eigenem Bekunden seit 35 Jahren in der Branche ist. "Ich hatte (als Zweitverdienerin) eine sehr gute Zeit im Reisebüro, aber ohne die Finanzkraft meines Partners hätte ich nicht die Welt sehen können." Von dem, was in der Branche bezahlt werde, sei "keine gute Wohnlage in den Großstädten, kein Auto, Kinder und tolle Urlaube zu finanzieren". Und erst um 20 oder 21 Uhr Feierabend zu haben, sei auch nicht schön.

Auch bei den Reisebüroinhabern hat sich mittlerweile offenbar einiger Frust angestaut. Manche suchen seit Monaten vergebens nach Mitarbeitern und versichern, bei Ihnen werde verhältnismäßig gut bezahlt. Immer mehr setzen dabei auch auf Quereinsteiger. "Es geht nicht mehr anders", berichtet eine Inhaberin. Doch sie hat auch Verständnis für das geringe Interesse an der Branche: "Für mich muss der Job attraktiver werden", schreibt sie. "Meiner Tochter werde ich den Tipp geben, es in einer anderen Branche zu probieren."

Christian Schmicke

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