28. April 2022 | 22:00 Uhr
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Steht auch das Reisen vor einer Zeitenwende?

Die einen sehen das Ende des Massentourismus in seiner bisherigen Form, andere glauben, die Sehnsucht zu reisen, werde auch weiterhin ausgeprägt sein. Beim Think-Tank-Meeting des Travel Industry Clubs und der Unternehmensberatung Dr. Fried & Partner in Berlin ging es um die Zukunft der Reiseindustrie.

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Unternehmensberater Dominik Meier sieht eine Abkehr vom Massentourismus

Dominik Meier, Gründer und Geschäftsführer von Miller & Meier Consulting sieht "eine Branche im Umbruch". Der erhoffte Neustart der Tourismusbranche nach der Corona-Pandemie werde durch den Ukraine-Krieg erschwert. Meier: "Der neue Kalte Krieg zwingt global zu einem Rückzug von mulilateraler zur bipolaren Weltordnung. Die Politik entscheide über das Verhalten in Feldern mit, die vor drei Jahren nicht denkbar waren."

Meier prophezeit eine Verschiebung des Reisebewusstseins "weg von der Selbstverständlichkeit hin zum Luxusgut" und somit eine Abkehr vom Massentourismus. Auch ein Revival des Regionaltourismus sei festzustellen, denn "kurze Wege und vertraute Kulturkreise verstärken das Gefühl der Sicherheit".

Das gesellschaftliche Leben habe sich in den letzten Jahren stark verändert, sagt Ulrich Köhler, Geschäftsführer des Trendbüros. Nach einer weltweiten Untersuchung empfinden 65 Prozent der Verbraucher ihr geändertes Verhalten als normal und dauerhaft. Offensichtlich sei, "dass sich die Leute in kleinere Welten zurückziehen". Sieben von zehn Menschen sind davon überzeugt, dass künftig das eigene Heim der ideale Platz für soziale Aktivitäten ist.

Dennoch sei die Sehnsucht die Welt zu erkunden sehr ausgeprägt. Wie wichtig das Reisen für ihr Wohlbefinden ist, war 62 Prozent der weltweit Befragten nicht bewusst, bis Reisen wegen der Pandemie nicht mehr möglich waren. Ungeachtet der Unsicherheiten suchten Verbraucher durch Reisen vor allem neue Erfahrungen, so Köhler.

Mehr Realitätspolitik fordert Markus Tressel, ehemaliger Bundestagsabgeordneter der Grünen und Geschäftsführer von Trepublica: "Am Ende des Tages geht es um das Überleben dieser Branche." Die tiefe Krise der letzten zwei Jahre habe bei vielen Verantwortlichen in der Tourismuswirtschaft und in den Destinationen "zu einem gewissen Umdenken" geführt. Nachhaltigkeit sei für die Branche nicht nur notwendig, sondern bringe auch Wettbewerbsvorteile mit sich.

Wenn Tourismus wirklich umwelt- und klimafreundlich werden solle, "geht das nur im Schulterschluss mit Politik und Gesellschaft", ist Tressel überzeugt. Dafür müssten Umwelt- und Klimaziele besser kommuniziert und "die Reisenden beim Umweltschutz mitgenommen werden".

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