8. September 2021 | 11:46 Uhr
Teilen
Mailen

Aldiana macht Schluss mit starren Abläufen und großen Shows

Der Clubanbieter hat die langen Monate der Corona-Pandemie genutzt, um viele Elemente seines Konzepts auf den Prüfstand zu stellen. Reise-vor9-Chefredakteur Christian Schmicke sprach mit Aldiana-Geschäftsführerin Stefanie Brandes (Foto) über neue und anhaltende Trends, Zukunftsaussichten und Wachstumsperspektiven.

Brandes Stefanie

Stefanie Brandes ist seit 2018 Aldiana-Geschäftsführerin

Anzeige
Texas

Malta-Fans aufgepasst: Themenwoche MALTA in Counter vor9

Ein Urlaub nach Malta ist viel mehr als Sonne und Meer. Historische Schauplätze, kleine Dörfer, eine mediterrane Küche mit einem Hauch von Orient und wunderschöne Buchten. Viele nützliche Reisetipps rund um Malta haben wir in unserer Themenwoche in Counter vor9 für Sie zusammengestellt. Jetzt beim Gewinnspiel mitmachen und eine Reise nach Malta gewinnen!

Wie geht es Aldiana im zweiten Coronajahr, Frau Brandes?

Stefanie Brandes: Wir sind vor allem sehr froh, dass seit Juli alle neun Anlagen geöffnet sind, inklusive des AldianaClubs Djerba Atlantide in Tunesien. Das zeigt, dass eine Annäherung an den Normalbetrieb bei allen Unwägbarkeiten erreichbar ist.

Wie steht es um die Buchungseingänge?

Die Gäste buchen sehr kurzfristig, ein großer Teil der Buchungen erfolgt sieben oder noch weniger Tage vor der Abreise. Die Kunden orientieren sich dabei an den aktuellen Entwicklungen. Unseren Clubs in Spanien hat der Wegfall von der Liste der Hochrisikogebiete durch das Auswärtige Amt einen starken Buchungsschub beschert.

Was wird Corona Mittel- und langfristig im Geschäft mit Cluburlaub verändern?

Viele Trends, die wir jetzt beobachten, haben schon vor der Pandemie eingesetzt. Wir entwickeln unser Produkt ja nicht erst seit Corona weiter, sondern permanent. Der eine oder andere Trend wird durch Corona sicherlich beschleunigt. Wir haben die Zeit genutzt, um auf der Basis von Daten der GfK herauszufinden, wie wir den Ansprüchen unserer Kunden von morgen gerecht werden können.

Was kam dabei heraus?

Zum Beispiel, dass wir Stück für Stück von starren, fest vorgegebenen Abläufen abrücken. Wenn Gäste den Sonnenuntergang lieber bei Snacks und einem Drink in der Strandbar erleben möchten, statt sich fürs Abendessen fein zu machen, bieten wir ihnen dazu die Möglichkeit. Und auch der Start in den Tag muss nicht zwangsläufig beim Frühstück im Hauptrestaurant stattfinden, sondern er kann sich auch bei Cappuccino und Croissants in einer kleinen Kaffeebar vollziehen.

Wo hat Corona vorhandene Entwicklungen beschleunigt?

Die Bandbreite reicht von grundlegenden Elementen des Clublebens bis zu Details. Zum Beispiel entwickeln wir unser Entertainment-Angebot weg von den großen Shows und hin zu kleineren, dezentralen Events mit Live-Entertainment. In der Pandemie ist das ohnehin notwendig, weil wir nicht ein großes Theater voll besetzen können; aber vor allem entspricht es dem Kundenwunsch nach kleineren, individuelleren Veranstaltungen und Wahlmöglichkeiten. Ein eher ins Detail gehendes Beispiel für coronabedingte Entwicklungen, an denen wir festhalten werden, ist, dass unsere Kunden auch weiterhin entscheiden können, ob und wenn ja an welchen Tagen ihr Zimmer gereinigt werden soll.

Nutzen Sie damit Potenziale für Einsparungen?

Nein, erst einmal gar nicht. Die individuellen Vorgaben der Kunden zu ihren Reinigungswünschen erhöhen ja die Komplexität. Außerdem können wir nicht von einem Tag auf den anderen die Einsatzpläne umkrempeln. Es geht wirklich darum, den Kundenwünschen zu entsprechen.

Corona hat auch die Gastronomiekonzepte verändert. Vielerorts sind Buffets mit Selbstbedienung nicht möglich. Was wird uns davon erhalten bleiben?

Wir haben auf die besonderen Anforderungen im Zuge der Pandemie unter anderem mit schön angerichteten Gourmettellern reagiert. Dieses Angebot wird von den Gästen sehr gut angenommen; deshalb werden wir dieses Konzept dauerhaft ausbauen. Damit leisten wir übrigens auch einen Beitrag zur Müllvermeidung, denn es bleiben weiniger Speisen auf den Tellern liegen. Aber daneben möchten unsere Gäste weiterhin die Möglichkeit haben, sich ihr Menü selbst zusammenzustellen. Deshalb bieten wir auch das klassische Buffetkonzept da, wo es möglich ist, weiter an.

Ihr Gesellschafter DER Touristik hat im Hinblick auf die eigene Hotellerie kürzlich einen Expansionskurs bei der eigenen Hotellerie angekündigt. Gibt es bei Aldiana dazu konkrete Pläne?

Die DER Touristik Hotels & Resorts hat unter Führung von Georg Schmickler ein professionelles Hotel Development aufgebaut. Die Expansion hat enorm an Fahrt aufgenommen. Erst kürzlich wurde ein Joint Venture mit der Deutschen Seereederei geschlossen, mit dem Ziel Marktführer für nachhaltigen Tourismus in Europa zu werden. Die Kolleginnen und Kollegen sind maßgeblich an der der Suche nach neuen Hotels beteiligt. Wir nutzen diesen Bereich, weil sie sehr gut vernetzt und nah am Markt sind. Darüber hinaus sind die Anforderungen, die wir als Clubanbieter an die Objekte stellen, sehr komplex.

Wie viele weitere Clubs strebt Aldiana an und wo sollen sie stehen?

Mit konkreten Zielvorgaben halte ich mich lieber zurück. Dazu sind die Prozesse beim Bau oder der Übernahme einer Anlage zu komplex und langwierig. Klar ist aber, dass wir neben den neun bestehenden Clubs weitere Anlagen haben wollen. Wenn in den nächsten Jahren vier bis fünf hinzukämen, wäre das gut. Bei den Destinationen denken wir eher nicht an Fernreiseziele, sondern an den Raum rund ums Mittelmeer. Griechenland ist etwa interessant, oder auch die Türkei. Und natürlich Ägypten oder die Kanaren als Ganzjahresziele.

Kürzlich war zu lesen, dass die österreichischen Clubs Ampflwang und Salzkammergut zum Verkauf stehen.

Unser Gesellschafter LMEY Investments AG hat schon vor längerer Zeit überlegt, sich von Immobilienbesitz zu trennen. Das hat mit Aldiana als Betreiber der Clubs nichts zu tun, denn wir haben ja laufende Verträge. Aldiana als Partner macht die Immobilien für potenzielle Investoren attraktiv.

Anzeige Reise vor9