17. Februar 2020 | 07:00 Uhr
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Auf Gorilla-Pirsch im Vulkan-Nationalpark

Ein Treffen mit den Berggorillas im Regenwald des Vulkan-Nationalparks soll das Leben verändern, heißt es. Ein beeindruckendes Erlebnis ist es allemal, wenn sich die muskelbepackten Riesen nähern und dann doch gelassen und neugierig die Besucher betrachten.

Ruanda Vulcanoes Nationalpark Gorilla Nahaufnahme Visit Rwanda

Die sanften Riesen sind die Hauptattraktion von Ruanda; hier kann man die Berggorillas in ihrer natürlichen Umgebung erleben

Doch vorher gilt es einiges zu klären. Zunächst muss für 1.500 Dollar, umgerechnet etwa 1.350 Euro, ein Permit erworben werden, das den Zugang zum Nationalpark und die Gorilla-Trekking-Tour erlaubt. Und dann ist da der Unterschied zwischen Trekking und Tracking. Der liegt in verschiedenen Vorgehensweisen. Beim Trekking zieht die Gruppe durch den Dschungel und versucht, Gorillas zu treffen. Beim Tracking haben die Ranger die Gorilla-Familie bereits ausgemacht und leiten die Besucher zielgerichtet dorthin. 

Dies und mehr wird zu Beginn beim Briefing im Tracking-Center des Vulkan-Nationalparks erläutert. Die Ranger erzählen zudem viel über die Gorilla-Familie, die besucht werden soll. Wie viele Mitglieder sie hat, welche Namen sie tragen, wie viele Männchen, Weibchen, Babys, Kinder und Jugendliche zusammenleben, wie die Familie aufgebaut ist und woher die Silberrücken, die alten Männchen kommen. Wie weit es zum Standort ist, wie viele Höhenmeter zu bewältigen sind und wie die Qualität der Wege ist.

Klare Verhaltensregeln im Dschungel müssen sein

Ganz wichtig sind die Verhaltensregeln für die Wanderung durch den Dschungel. Denn die Ranger müssen den Weg mit scharfen Macheten bahnen, da ist es schon wichtig zu wissen, wo man laufen soll und welchen Abstand man zum Ranger hält.  Wie bewegt man sich, worauf muss man achten und was tut man, wenn man die Gorilla-Familie erreicht hat?  

Körperlicher Kontakt sollte in jedem Fall vermieden werden, denn die Gorillas könnten sich bei den Menschen mit Krankheiten infizieren! Dumm nur, wenn die neugierigen Riesen näherkommen wollen. Dann heißt es, Ruhe bewahren und den Anweisungen der Ranger folgen. Diese und andere Situationen besprechen die Ranger ausführlich, damit der Ausflug in die Wildnis ein Erfolgserlebnis wird.

Eine Gruppe ist übrigens nie größer als acht Besucher und vier Ranger. Und jede Gorilla-Familie darf nur einmal am Tag besucht werden. Das erklärt auch den hohen Preis für das Permit.

Wenn der Silberrücken trommelt, bebt die Erde

Nach einem Kaffee aus ruandischem Anbau geht es los. Erst ist die Vegetation wie in den Alpen, dann steigt der Weg an und der Dschungel wird dichter. Es ist heiß, der Boden rutschig. Wem der Rucksack zu schwer ist, kann übrigens für zehn Dollar einen Träger anheuern. Das ist praktisch und unterstützt die Ruander.

Das Grün wirkt undurchdringlich und doch kommt die Gruppe voran. Mit etwas Glück ist es nach 20 Minuten schon soweit, bis die Gorilla-Familie auftaucht. Normalerweise dauert es eine knappe Stunde.

Doch zunächst ist gar nichts zu sehen – nur zu hören und zu spüren. Da bewegt sich was sehr Schweres durch den Regenwald. Äste krachen, Erschütterungen sind zu spüren, das Grün wackelt bedenklich. Dann das Trommeln eines Silberrückens. Die Ranger geben Zeichen, die Träger bleiben zurück. Die Besucher zücken ihre Kameras bewaffnet – und da sind sie.

Unfassbar, wie relaxt und gechillt die riesigen Affen die Ankunft der Besucher hinnehmen. Eine Gorilla-Mutter stillt ihr Kleines, junge Gorillas probieren ihre Kletterkünste aus. Der Chef der Familie, der Silberrücken, brüllt ohrenbetäubend, kommt näher und behält die Gruppe im Auge. Ganz ruhig, flüstert der Ranger.

Die Population der Gorillas wächst

Die Familie hat 14 Mitglieder, einige schauen neugierig herüber. Der Silberrücken ist nur noch wenige Meter entfernt. Er trommelt, um eines der Weibchen zur Raison zu bringen. Jeder Schlag geht durch Mark und Bein, das Adrenalin der Zuschauer erreicht Spitzenwerte. Dann setzt sich der Muskelmann ganz entspannt vor die Gruppe und gähnt.

Ein unvergessliches Erlebnis für die meisten. Doch schon muss die Gruppe wieder zurück. Jede Gorilla-Familie darf pro Tag nur von wenigen Menschen besucht werden und die dürfen maximal eine Stunde bleiben.

Im Vulkan-Nationalpark leben mehrere Gorilla-Familien völlig frei. Insgesamt sind es derzeit 355 Tiere. Die Population im friedlichen und sicheren Park wächst. Deshalb muss die Pufferzone um den eigentlichen Nationalpark erweitert werden. Dort müssen die Bewohner dann für die vom Aussterben bedrohten Gorillas weichen.

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